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24.03.07 / Das "Lesefest der Superlativen" / Die Leipziger Buchmesse bringt selbstbewußt und unterhaltend das Buch an den Leser

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-07 vom 24. März 2007

Das "Lesefest der Superlativen"
Die Leipziger Buchmesse bringt selbstbewußt und unterhaltend das Buch an den Leser
von Rebecca Bellano

Größer, schöner, besser: Die Leipziger Buchmesse bricht jedes Jahr ihre eigenen Rekorde. "Im Moment gehen wir davon aus, daß die Buchmesse 2007 bei Ausstellerzahlen und Fläche noch einmal um fünf Prozent zulegen wird, was - wie im Jahr zuvor - auf kleine und mittlere Verlage zurückzuführen ist. Es geht uns aber nicht nur um neue Rekorde, sondern auch darum, gesellschaftspolitische Akzente zu setzen. Deshalb kümmern wir uns verstärkt um den Bereich frühkindlicher Bildung, ein brandaktuelles Thema", so der Messechef Wolfgang Marzin.

Also geht es in Leipzig nicht nur um möglichst hohe Zahlen, die die Wirtschaftlichkeit der ganzen Veranstaltung verdeutlichen, sondern auch um Ideen, Kreativität und Wissen - also eigentlich alles, was Literatur ausmacht. Von Kreativität zeugt auch so mancher Veranstaltungsort, denn das Dominikanerkloster Sankt Albert, die Leipziger Wasserwerke, die Reitsporthalle Wahren und das Galeriezentrum der Baumwollspinnerei sind durchaus untypische Leseorte. Auch wagen sich Aussteller aus Ländern nach Leipzig, die bisher den deutschsprachigen Buchmarkt eher am Rande wahrgenommen haben, doch die gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland machen den Buchmarkt hierzulande neuerdings auch für Verlage aus Saudi-Arabien, der Türkei und Serbien interessant, so daß insgesamt 36 Länder vom 22. bis 25. März in der alten deutschen Verlegerstadt vertreten sein werden.

Mehr interessieren dürfte den Durchschnittssbesucher allerdings, ob er bekannte Autoren oder vielleicht sogar einige Stars und Sternchen aus der deutschen Film- und Fernsehbranche treffen kann. So haben zu den über 1900 Veranstaltungen des "Lesefests der Superlative" - wie sich die Leipziger Buchmesse selbst nennt - zahlreiche Autoren ihren Besuch angekündigt. Altmeister und Jungstars der deutschsprachigen Literaturszene werden versuchen, ihre Leser zu begeistern und neue zu gewinnen. So kommen unter anderem Günter Grass, Martin Walser, Hans Magnus Enzensberger, Christoph Hein, Wolf Biermann, Thomas Brussig, Ingo Schulze, Clemens Meyer, Tanja Dückers, Feridun Zaimoglu, Wilhelm Genazino und Volker Braun nach Leipzig. Außerdem können sich die Messesucher auf Ulrich Wickert, Dirk Sager, Wolf von Lojewski, Heiko Engelkes, Desiree Nick, Michael Degen, Götz Aly und Sarah Kuttner freuen. Zu den internationalen Stars zählen unter anderem Tschingis Aitmatow, William Boyd, DBC Pierre, DzŠevad Karahasan, Louis Begley, Eric-Emanuel Schmitt und Bora C´osic´.

Auch zahlreiche Sänger und Schauspieler haben ihr Kommen angekündigt, darunter Heinz Rudolf Kunze, Johannes Heesters, Jan Josef Liefers, Iris Berben, Jutta Speidel, Marianne Sägebrecht, Heiko Deutschmann, Ulla Meinecke, Dieter Mann und Hanns Zischler.

Für den normalen Durchschnitts-Leser weniger spürbar und wohl auch weniger von Interesse sind die parrallel zur Buchmesse stattfindende Antiquariatsmesse sowie die Übersetzerwerkstatt, bei der 62 deutschsprachige Übersetzer aus 33 Ländern sich über die deutsche Gegenwartsliteratur informieren und nach Auftraggebern für ihren heimischen Buchmarkt suchen. So werden auch Teilnehmer aus Argentinien, Chile und Japan nach interessanten deutschsprachigen Publikationen suchen, bei denen sie sich für ihr Heimatland einen Mehrwert erhoffen.

Natürlich werden in Leipzig neben vielen Aktionen rund ums Buch auch Auszeichnungen an Autoren verliehen.

So zum Beispiel der Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, der seit 1994 vergeben wird und Persönlichkeiten würdigt, die sich in Buchform um das gegenseitige Verständnis in Europa, vor allem aber mit den Ländern Mittel- und Osteuropas, verdient gemacht haben. Die Preisträger in diesem Jahr sind Gerd Koenen, deutscher Historiker und Autor, sowie der russische Philosoph und Autor Michail Ryklin. Das Kuratorium bilden die Stadt Leipzig, der Freistaat Sachsen, der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und die Leipziger Messe GmbH. Sie sehen in der Verständigung mit Mittel- und Osteuropa eine besondere Aufgabe der traditionsreichen Buch- und Buchmessestadt Leipzig, die sie mit der gemeinsamen Verleihung des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung unterstützen wollen. Der jährlich verliehene Preis ist mit 15000 Euro dotiert.

Der zweite wichtige Preis ist der vor zwei Jahren erstmals verliehene "Preis der Leipziger Buchmesse". Um an der diesjährigen Ausschreibung teilzunehmen, konnten Verlage bis Ende November 2006 ihre Vorschläge einreichen. Über 700 Einsendungen gingen bei der Leipziger Messe ein.

In der Kategorie Belletristik wurden Werner Bränig, Wilhelm Genazino, Wolfgang Schlüter, Ingo Schulze und Antje Ravic Strubel nominiert. Im Bereich Sachbuch / Essayistik entschied man sich für Saul Friedländer, Josef Haslinger, Günther Rühle, Bernd Stöver und Christina von Braun. Der Preis wird während der Buchmesse an die beiden Gewinner in den genannten Kategorien verliehen. Ein allzu großes Publikum dürfte allerdings nicht zu erwarten sein, da alle Nominierten bei dem breiten Lesepublikum eher unbekannt sind, geschweige denn über eine große Fangemeinde verfügen.

Foto: Stundenlang Stöbern: Literatur auf Papier, aber auch als Hörbuch oder auf Computer-CD

 

Das Gastland 2007: Slowenien

Eines der wichtigsten Anliegen der Leipziger Buchmesse ist die Vermittlung der Literaturen der mittel- und osteuropäischen Länder auf den deutsprachigen Buchmarkt. Deswegen freuen wir uns ganz besonders, über die große Präsentation von Slowenien", sagt Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse.

In diesem Jahr präsentiert sich Slowenien in der Halle 4 mit einem fünfmal größeren Stand als 2006 und einem besonders umfangreichen Programm in Leipzig. Damit reiht sich das kleine Land zwischen Alpen und dem Mittelmeer in eine besondere Tradition der Leipziger Buchmesse ein: Jedes Jahr wird den deutschen Lesern in Leipzig verstärkt Literatur der mittel- und osteuropäischen Länder vorgestellt.

Slowenien, der "Musterstaat!" unter den damaligen Beitrittsländern, gilt als Literatenland par excellence: Hier trafen über Jahrhunderte hinweg slawische, romanische und germanische Einflüsse zusammen.

"Die Slowenen schreiben ihre Geschichte nicht anhand ihrer Kriegshelden, sondern anhand ihrer Dichter." Dieser Satz, so der Schriftsteller Peter Handke, trifft heute mehr denn je zu. Kaum ein Land in Europa weist eine größere Dichte an Autoren auf als Slowenien. Davon kann sich das Publikum auf der Leipziger Buchmesse selbst überzeugen. Zahlreiche Schriftsteller verschiedenster Generationen werden während der Messe und auf dem Literaturfestival "Leipzig liest" aus ihren Werken lesen. Mit staatlicher Förderung wird das junge EU-Mitglied vor allem "junge Autoren bekannt machen", so Oliver Zille.

Zu den Höhepunkten auf der Buchmesse wird die "Die slowenische Nacht der Philosophie und Literatur" gehören, die in der Universitätsbibliothek stattfindet. Sie wird von der Universitätsbibliothek und dem Suhrkamp Verlag organisiert. An diesem Abend lesen und diskutieren slowenische Autoren unterschiedlichster Generationen: Slavoj ZŠizŠek, Mladen Dolar, AlesŠ SŠteger und TomazŠ SŠalamun.

Im Forum "Leipzig liest International" (Halle 4, Stand B412) findet, gemeinsam organisiert mit dem österreichischen Kulturforum Berlin, ein Gespräch mit den Autoren Boris Pahor (Triest), Drago JancŠar (Ljubljana) und Karl-Markus Gauß (Salzburg) statt. Es trägt den Titel: "Wo bleibt nun Mitteleuropa? Realität, Imagination, Sehnsucht". Es moderiert Ludwig Hartinger. Am gleichen Stand diskutieren Navid Kermani (lebt in Köln, Leipzig), Feridun Zaimoglu (geboren in der Türkei, lebt in Kiel) und die slowenische Autorin Brina Svit (geboren in Ljubljana, lebt in Paris) die Frage: Literarischer Erfolg jenseits und diesseits der Muttersprache - Sprachwechsel befreiend, berauschend, notgedrungen?

In dem Forum "Kleine Sprachen" stellt die slowenische Autorin Mojca Kumerdej (geb. 1964 in Ljubljana) ihre Belletristik und ihr Prosawerk vor. LM


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