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24.03.07 / Wider die Gattin / Ehemann wagt die Rebellion

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-07 vom 24. März 2007

Wider die Gattin
Ehemann wagt die Rebellion

"Wenn Béatrice schreit, ist jedes Wort ein Knall, bringt mich zu Fall, ich würde mich am liebsten unters Bett verkriechen, bis sie ihr Maschinengewehr wieder wegstellt. Sie schießt mit Platzpatronen, aber das Geräusch schmerzt in den Ohren. Bis sie bluten."

Béatrice und Benjamin sind eigentlich ein ganz normales Ehepaar und Eltern der kleinen Marion. Doch schon seit einiger Zeit ist es Béatrice ein Dorn im Auge, daß Benjamin lediglich als Angestellter in einer Apotheke arbeitet, und so drängt sie ihn tagtäglich, sich doch eine eigene zuzulegen.

Der harmoniebedürftige und seine Tochter über alles liebende Benjamin hingegen ist mit seinem Leben und seinem Beruf eigentlich ganz zufrieden, wären da nicht Béatrices permanente Nörgeleien und ihr Drang, alles bestimmen zu wollen. Und auch im Ehebett hat Béatrice die sprichwörtlichen Hosen an.

",Jetzt sag endlich was Benjamin!' ,Na ja, ich hätte es gerne zärtlich.' ,Echt? Bei mir ist das anders.' ... Auch im Bett habe ich das Steuer nicht in der Hand, bin vom Fahrersitz verbannt. Aber ich will das Steuer auch gar nicht in der Hand haben, ich fände es einfach nur gut, wenn wir uns am Lenkrad abwechseln würden."

Mit viel Witz und Charme berichtet Isabelle Minière über die Lebenskrise des Apothekers Benjamin, dem eines Tages nach dem Kauf eines simplen Couchtisches und einem Gespräch mit seinem Chef die Erkenntnis kommt, etwas in seiner Ehe und seinem Leben ändern zu müssen.

Und dann geschieht etwas, womit weder er noch Béatrice je gerechnet hätten, er wagt es, seiner Frau zu widersprechen ...

",Benjamin? ... Kannst du uns bitte eine Pizza holen?' ,Ich ... ich möchte eigentlich keine Pizza. Ich mache uns ein Omelette.' ... ,Willst du mich ärgern Benjamin?' Ich schüttele den Kopf ... ,Wenn du eine Pizza willst, soll es mir recht sein, aber dann hol du sie dir selbst ...' ,Was?' Majestätsbeleidigung. ,Ich sage: Du kannst selber gehen, du weißt ja, wo es sie gibt.' ,Was ist denn in dich gefahren, Benjamin, daß du in dem Ton zu mir sprichst?' ,Nichts. Nichts ist in mich gefahren. Nur, wenn du eine Pizza willst, dann geh sie holen.' ,So nicht, Benjamin! Du stellst mir die Füße nicht unter den gedeckten Tisch. Die Zeiten sind vorbei, mein Lieber: endgültig!'"

Und von diesem Tag an ist in Benjamins Leben nichts mehr so, wie es war. Doch kommt er letzten Endes zu dem entscheidenden Schluß, daß man sein Leben manchmal selber in die Hand nehmen muß und daß Veränderungen auch durchaus ihre positiven Seiten haben können.

Eine sehr erfrischende, etwas überspitzte Lektüre. A. Ney

Isabelle Minière: "Ein ganz normales Paar", Diogenes, Zürich 2007, 204 Seiten, 18,90 Euro, Best.-Nr. 6102


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