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24.03.07 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-07 vom 24. März 2007

Schweinchen / Europa wird 50, der Mond wird deutsch, wer gähnt, wird gefeuert, und uns wird zum Schluß ganz schön übel
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Sind Sie schon in Partylaune? Ja, im Sommer ist es soweit, dann feiern wir alle "50 Jahre Europa"! Gemeint ist die EU, den Kontinent soll es, wie die berüchtigten Euroskeptiker immer wieder behaupten, auch vor den Römischen Verträgen von 1957 bereits gegeben hat.

Von solchen Querschüssen unbeeindruckt betrachten wir voller Stolz das Werk und wundern uns, wie klein das alles mal angefangen hat und zu welch imposanter Größe es das "gemeinsame europäische Haus" gebracht hat. Das gilt vor allem für seine Schatzkammer. 1970 mußte sich die EWG noch mit einem Hungeretat von umgerechnet vier Milliarden Euro abspeisen lassen. Im Jahre 2000 waren es schon 100 Milliarden und dieses Jahr wird der EU-Haushalt gar fulminante 140 Milliarden Euro umfassen.

Der größte Batzen entfällt auf die sagenhafteste Erfolgsgeschichte der EU überhaupt, ihren Agrarhaushalt. Von dem sind beispielsweise die Italiener dermaßen begeistert, daß in dem Nachbarland dank der EU bald jeder Großstadtblumentopf mit Olivenbäumchen bepflanzt ist, oder zumindest sein müßte, wenn Italien tatsächlich so viele Olivenbäume hätte, wie von Brüssel bezuschußt werden.

Doch nicht bloß manchen Agrariern wächst ordentlich was zu aus Europa. Der britische Europaabgeordnete Daniel Hannan hat der Schweizer "Weltwoche" verraten, warum die EU-Parlamentarier über alle Parteigräben hinweg so begeistert sind von "unserem gemeinsamen Haus": Zu ihren Diäten, die national unterschiedlich ausfallen, bekämen sie noch Monat für Monat 14000 Euro für Büropersonal und 3500 als "allgemeine Kostenpauschale", natürlich steuerfrei.

Und was das Beste ist: Niemand prüft nach, wofür sie das Geld wirklich ausgeben, weshalb ein Großteil seiner Kollegen die 14000 gleich an den eigenen Ehegatten weiterreiche. Zudem erhalten die EU-Parlamentarier noch 290 Euro Sitzungsgeld für jede Plenarsitzung. Stellen Sie sich vor: Sie bekommen neben Ihrem üppigen Gehalt obendrein noch Geld vom Arbeitgeber, wenn Sie auch tatsächlich zur Arbeit erscheinen!

Wo welches Geld in Brüssel landet, interessiere sowieso niemanden wirklich, berichtet Hannan. Fast 90 Prozent des EU-Haushalts ließen sich "nicht zuverlässig zuordnen", habe der Europäische Rechnungshof ermittelt. Europa stößt wirklich die Tür auf zu ganz neuen Dimensionen des Geldverteilens. Jeder gewöhnliche Unternehmer stünde - sollten sich 90 Prozent seines Betriebsvermögens "nicht zuordnen" lassen - in Handschellen auf dem Flur seines Büros, während die Staatsanwaltschaft seine Akten durchwühlt. In "Europa" ist das alles viel netter, weshalb unsere Europaabgeordneten auch so gern dort leben.

Kein Neid! Europa ist schließlich eine "Jahrhundertaufgabe", da darf man nicht kleinlich sein. Es gehe um Größeres, sagen uns die angestellten Europäer mit Zulage. Tja, das "Größere" halt. Auch so ein Begriff, den mindestens 90 Prozent von uns noch nie richtig zuordnen konnten. Wer getraut sich da schon, nach Rechnungsbelegen zu fragen? Was soll das "Jahrhundert" von uns denken, was die "Geschichte"?

Es geht schließlich um alles! Ein Experte hat den Deutschen dieser Tage auseinandergelegt, wo wir wären, wenn wir nicht in der EU wären: Ganz unten, und ganz allein. Wir könnten dann nur noch deutschen Wein trinken, droht er, müßten zuhauf in der Landwirtschaft arbeiten und bekämen unsere Autos nicht mehr los, weil die meisten unserer Im- und Exporte mit EU-Ländern abgewickelt würden.

Interessant, nicht wahr? Soll das heißen: Ohne die EU gäbe es Frankreich oder England oder Italien nicht mehr? Weshalb sollten wir ohne EU keinen französischen Wein mehr kaufen können? Lösen sich diese Länder gleichsam in Luft auf, wenn Brüssel sie nicht mehr festhält? So muß es sein. Oder, genauer gesagt: So muß es wohl klingen, wenn man die Deutschen zum Weiterzahlen bewegen will. Sonst verlieren sie die "Größe" der Aufgabe aus dem Blick und interessieren sich statt dessen für die Höhe der Rechnung.

Die EU hat es hinbekommen, daß es die Angehörigen einer Nation gar nicht richtig merken, wie sie abgekocht werden. Die Brüsseler sind ja nicht von gestern! Den Deutschen gibt die EU listig einen gewissen Teil ihres Geldes zurück und macht uns so staunen, was "Europa" alles für uns tut. Eine fabelhafte Methode: Sie klauen einem die Brieftasche ("europäische Solidarität"), geben einem später einen Teil der Beute zurück ("Europa fördert auch dich!") und verlangen dann noch Finderlohn ("Wir müssen die Anstrengungen zur europäischen Integration auch finanziell weiter intensivieren!").

Wenn man den Leuten direkt und ohne Europa ans Erwirtschaftete will, kann es schnell Streit geben. Was haben uns die Gewerkschaften vorgeschwärmt von der "Solidarität der europäischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer". Von wegen! Kaum frischte bei Airbus mal der Wind auf, standen sich deutsche und französische Arbeitnehmer in der Doppelschlacht von Hamburg und Toulouse gegenüber und blickten kaum freundlicher auf die andere Seite als dunnemals bei Jena und Auerstedt.

Die Franzosen wünschten ihre deutschen Kollegen zum Mond, was sich insofern gut trifft, als wir da sowieso gerade hinwollten. In der Tat, deutsche Raumpioniere wollen den Erdtrabanten stürmen. Paßt, irgendwie ist der Mond ja ohnehin ein Deutscher. Von Kratern übersäht lächelt er am glücklichsten, wenn er voll ist.

Im Volk wird sich eine leidenschaftliche Debatte darüber entfalten, wer mit soll zu dem staubigen Gestirn. Gesprächen auf der Straße zufolge haben unsere Politiker die größten Chancen, von den Deutschen zum Mond geschossen zu werden. Zumal dereinst an eine ständige Basis dort oben gedacht wird und wir also nicht damit rechnen müssen, daß die alle schon nach wenigen Tagen wieder hier sind.

Doch was macht man da bloß den ganzen Tag? Was, wenn Langeweile aufkommt beim Mondsteinekloppen? Langeweile ist gefährlich und kann ein Leben in einer Sekunde zerstören. Ein paar blutjunge Berliner Polizeischüler haben sich beim Holocaustunterricht gelangweilt und das auch noch gähnend gestanden. Dazu soll noch einer die materiellen Möglichkeiten von Juden zu positiv eingeschätzt und sie als "reiche Leute" verunglimpft haben, da stand das Land Kopf vor Empörung. Die gesamte Republik hat ihre Moralkanonen auf die unter 20jährigen gerichtet und abgedrückt.

Die gesamte Republik? Nicht ganz: Manche, die einst an eine Verschleppung der deutschen Juden nach Madagaskar gedacht haben sollen, weil damals der Mond noch nicht zur Verfügung stand, haben seit dieser Woche einen Pfeil mehr im Köcher: Was sagt uns das, wenn es kaum 20jährigen zum Verhängnis gemacht wird, daß sie den Holocaustunterricht nicht spannend finden, werden sie genüßlich fragen. Die Madagaskarfreunde haben darauf stets eine Antwort parat.

Etliche Juden dürften sich derzeit ebenso rundum wohlfühlen, wie vernünftige Moslems es tun, wenn ihnen wieder einmal ein Mensch von besonderer Gutheit zur Seite springen will und stattdessen auf ihren schmerzenden Füßen landet. In England wollte eine anglikanische Grundschule das Lied von den "Drei kleinen Schweinchen" abschaffen und durch "Drei kleine Hündchen" ersetzen, weil die muslimischen Kinder ja wegen der Schweine ... na, Sie wissen schon.

Gemäßigten Moslemvertretern wurde schwindelig, als sie davon erfuhren. Heftiger könne man den britischen Muslimen kaum schaden als durch solch beflissenen Übereifer. Die Schweinchen durften zurückkehren.

Berlins Polizeipräsident Dieter Glietsch will indes mit aller Härte gegen die gelangweilten Polizeischüler vorgehen. Ein Schweinchen sei, wem nicht übel davon wird.


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