© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-07 vom 24. März 2007

ZITATE

Der Schriftsteller Peter Schneider wendet sich entschieden gegen jene linken Intellektuellen, welche die "Konsequenz" des RAF-Terroristen Christian Klar bewundern:

"Intellektuelle wie Claus Peymann (Intendant des Berliner Ensembles, der Klar eine Stelle anbot, d. Red.) sind Verbal-Revoluzzer. Peymann lebt glänzend vom subventionierten Kulturbetrieb, geriert sich aber als einsamer Wolf im kapitalistischen Dschungel - als letzter Radikaler (mit Managergehalt)."

Der "Focus" vom 19. März lästert über die schiere Lust am Verbot, welche die deutsche Politik ergriffen habe:

"Abschaffen, verbieten, neu regeln. Symbolpolitik hat Konjunktur. Wenn im Land der Ideen die großen Würfe nicht mehr gelingen, entwickelt die politische Klasse als Ersatz populistische Energie. Von Eigenverantwortung wird viel geredet, in Wirklichkeit aber lieber mit Geboten und Verboten regiert. Rauchverbot, Tempolimit, Glühbirnenverbot, Fahrverbote in Innenstädten ... Der verbale Feinstaub der Politik kennt keine Grenzen mehr."

Mauervergleiche

Eine große Mauer bauten
Chinas Kaiser für ihr Reich -
und die Steppenvölker schauten
durch die Finger zornesbleich.

Gaufürst Walters Aktivisten
schufen für ihr Paradies
dann den Schutzwall vor Faschisten,
wie in jener Zeit es hieß.

Schützend war's auf alle Fälle
und nicht bloß in Theorie -
dennoch, ein Vergleich der Wälle
schien zu hinken irgendwie.

Längst ist offenbar geworden,
was zu fragen man vermied:
Schutz vorm Westen, Schutz vorm Norden -
klar, da ist ein Unterschied!

Einen hohen Zaun errichten
läßt auch Schorsch jetzt kurzerhand,
um nach Süden abzudichten
sein und Gottes eignes Land.

Drob sind Mexikaner sauer
und sie protestieren laut -
nennen gar Berliner Mauer,
was der Gringo-Boss erbaut.

Daß damit sie sich verrennen
und verblüffend ungeniert
als Faschisten sich bekennen,
haben wohl sie nicht kapiert!

Wenig tragisch scheint hingegen,
daß ihr Gleichnis unbedacht
Schorsch und Walter zu Kollegen
vor der Weltgeschichte macht.

Aber selbst im Nahen Osten
ist ein Mauerbau im Gang -
ohne Rücksicht auf die Kosten
oder sonstwen geht es lang.

Ob das Gatter sozusagen
mehr dem Ami-Wall entspricht -
oder Walters Wehranlagen?
Nein, vergleichen lohnt sich nicht:

Denn wenn jemand stets mit seiner
Einzigartigkeit hausiert,
ist's probat, daß unsereiner
keinen Kommentar riskiert.

Drum ist auch in diesem Falle
unvergleichlich der Befund -
bauten doch die andern alle
Wälle nur auf eignem Grund ...