25.04.2024

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31.03.07 / Wowi on tour

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-07 vom 31. März 2007

Wowi on tour
von Harald Fourier

Gerhard Schröder hat sich bewußt die Reputation als "Genosse der Bosse" zugelegt. Klaus Wowereit arbeitet genauso an seinem Ruf, gibt sich als "Freund der Filmbranche". Damit hat er aus der Not eine Tugend gemacht, denn Wirtschaftsbosse, mit denen er sich schmücken könnte, gibt es in Berlin keine. Nicht mal mehr einen einzigen Dax-30-Konzern.

Trotzdem läuft es nicht rund für den Regierenden. Erst die gescheiterte Klage auf Schuldenenlastung in Karlsruhe im Oktober. Jetzt droht im Falle der Schließung des Flughafens Tempelhof eine weitere Niederlage. Und wo kein Glück ist, da kommt schnell Pech dazu: Die Umfragewerte seiner rot/roten Koalition sind auch abgerutscht.

Schließlich sein Besuch in Los Angeles, Berlins langjähriger Partnerstadt. Solche Städtepartnerschaften dienen zwar nicht zuletzt auch dem Zweck, Parlamentarierausflüge auf Steuerzahlerkosten zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund wäre der Wowereit-Trip nach Kalifornien kaum eine Silbe wert gewesen. Aber er mußte es ja wieder einmal übertreiben: Der 53jährige hat so richtig den Spaßhahn aufgedreht und sich in Hollywood feiern lassen.

Stolz wie Bolle ließ er sich mit Thomas Gottschalk und anderen Hollywood-Größen fotografieren. Er besuchte Arnold Schwarzenegger, um mit dem Gouverneur über das neue Medienthema Nummer eins zu reden, die Klimakatastrophe.

Zurück in Berlin mußte Wowereit dann in der Zeitung lesen, daß sein Dienst-Audi die höchsten CO2-Emmissionen der gesamten Senatsflotte hinauspustet. Am Buffet von Erderwärmung reden und sich dann in einer Dreckschleuder nach Hause kutschieren lassen - das ist die moderne Version von Wasser predigen und Wein trinken.

So wächst an der Heimatfront, in der eigenen Partei sogar, die Skepsis gegenüber dem Regierungschef. Ist er wirklich der richtige für höhere Ämter, wie manche schon gemunkelt haben, gar fürs Kanzleramt?

Wowereit hat angeblich drei Gesandte losgeschickt, die in der Partei seine Kandidatur als stellvertretender Vorsitzender ausloten sollen. Eine gute Sache hätte das ganze: Wowereit würde den profil- wie talentfreien Finanzminister aus Sachsen-Anhalt Jens Bullerjahn beerben, weil nur ein "Ost-Kandidat" auf jenen Posten im engeren Vorstand rücken dürfte, des Proporzes wegen. Diese wichtige Karriereentscheidung fällt im Herbst.

Ein FDP-Abgeordneter meinte nach Wowereits fast geplatzter Wiederwahl im Abgeordnetenhaus vergangenes Jahr, daß der Regierende im Falle seines Scheiterns als Bürgermeister sofort einen neuen Job in Aussicht hätte: "Was meinst du, wie lange das dauert, bis der eine eigene Fernsehshow hat?" Die Option ist immer noch da. Es muß ja nicht immer Gasprom sein.


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