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31.03.07 / Schöner Schein / Privatuniversitäten sehen sich als bessere Alternative

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-07 vom 31. März 2007

Schöner Schein
Privatuniversitäten sehen sich als bessere Alternative
von George Turner

In regelmäßigen Abständen singen Protagonisten von Privatuniversitäten das hohe Lied solcher Einrichtungen und kanzeln das staatliche Hochschulsystem als ineffektiv und nicht leistungsfähig ab. Richtig ist, daß die staatlichen Universitäten manche Krise zu durchstehen hatten und haben, nicht selten durch politisch motivierte, unsachgemäße Gesetzgebung verursacht. Manche Ungereimtheiten hat es auch "vor Ort" gegeben, insbesondere wenn Präsidenten oder Rektoren gewählt worden sind, die ihr Fähnchen allzusehr in den parteipolitischen Wind gehängt haben. Zweifelsfrei ist ebenso, daß die Errichtung privater Bildungseinrichtungen eine sinnvolle Ergänzung zum öffentlichen System sein kann. Allerdings ist es falsch, wenn behauptet wird, man brauche private Einrichtungen, weil die staatlichen keine hinreichend gut ausgebildeten Absolventen entließen. Diese gibt es durchaus. Nur darf nicht vergessen werden, daß die staatlichen Hochschulen alle Bewerber nehmen müssen, solange Plätze verfügbar sind, die privaten hingegen sich ihre Kandidaten auswählen dürfen. Die Befürworter privater Institute nehmen nicht nur in dem Zusammenhang oft den Mund zu voll. Zum einen haben solche Institutionen meist nur ein sehr schmales Fächerangebot und auch nur wenige hundert Studierende. Zum anderen erweisen sich hochtrabende Pläne oft als Luftnummern oder Seifenblasen. In letzter Zeit machen drei Beispiele von sich reden.

Wie hat nicht der frühere Präsident von Witten-Herdecke, Konrad Schily, die Unabhängigkeit seiner Einrichtung propagiert. Damit war es schnell vorbei, als er - entgegen ursprünglichen Beteuerungen - staatliches Geld forderte. Noch schlimmer kommt es jetzt: Da wird über eine Partnerschaft mit einem Anbieter von Ausbildung auf Fachhochschulniveau verhandelt. Die Stiftung Rehabilitation Heidelberg (SRH) will die klamme Hochschule retten. Verschämt erklärt dieselbe, daß sich das Unternehmen "mit einer relevanten Summe beteiligen will". Das ist für sich ja nicht zu beanstanden. Nur sollte dann nicht vergessen werden, unter welchen Aspekten man angetreten ist und was aus dem ursprünglichen Konzept geworden ist.

Noch schlimmer ist es um das Stuttgarter Institute of Management and Technology (SIMT) bestellt. Diese von namhaften Industriellen in die Welt gesetzte, von Fachleuten von Beginn an als Fehlkonstruktion bezeichnete Mini-Einrichtung, haucht - trotz wiederholter künstlicher Beatmung auch durch Geldspritzen aus öffentlichen Kassen - endgültig ihr Leben aus.

Überlebenschancen haben nur diejenigen Institutionen, deren finanzielle Basis gesichert ist. Als Beispiele dürfen gelten die International University in Bremen dank der Spende der Jacobs-Foundation, ebenso die Bucerius Law-School, die von der "Zeit"-Stiftung lebt und die WHU in Vallendar bei Koblenz, die nach einer Spende den Namen des Wohltäters, Otto Beisheim School of Management, trägt.

Selbst wenn ein Unternehmen hinter der Idee steht, ist das noch keine Garantie auch nur für den mittelfristigen Bestand. Das zeigt der Fall der sogenannten Auto-Uni des Volkswagen-Konzerns. Da war von einem großangelegten akademischen Netzwerk die Rede, von einer global agierenden international anerkannten wissenschaftlichen Hochschule mit drei Fakultäten. Übriggeblieben ist das, was man auf keinen Fall sein wollte, nämlich ein firmeneigener Seminarbetrieb. Kleinlaut reduziert man das als Corporate University deklarierte Gebilde zu einer schlichten Weiterbildungseinrichtung des Unternehmens Da drängt sich das branchentypische Bild von Crash-Versuchen auf: mit Karacho an die Wand.

So wird es möglicherweise auch noch anderen Einrichtungen ergehen, die zunächst mit großem Getöse aus der Taufe gehoben worden sind. Unabhängig von der finanziellen Absicherung dürfte auch wichtig sein, ob die Programme das halten, was man sich davon versprochen hat. Sofern sie nur unwesentliche Varianten zu dem bieten, was die staatlichen Fakultäten offerieren, wird sich schnell die Frage nach dem Verhältnis von Kosten und Nutzen stellen. Die wird nicht nur von den Gebührenzahlern, also den Studierenden, sondern auch von den Trägern erhoben werden. Ein weiterer Aspekt wird hinzukommen: Infolge der Exzellenzinitiative und des damit vernehmbareren Wettbewerbs werden Fakultäten staatlicher Universitäten ihre Stärken deutlicher ausspielen. Das werden die Breite des Angebots und der Bezug zur Forschung sein, womit private Institute in der Regel nicht konkurrieren können. Und es kommt schließlich noch eine andere Überlegung hinzu: Die handverlesene Auswahl der Studierenden an privaten Einrichtungen garantiert zwar Lernfähigkeit und Einsatzbereitschaft. Sie bedeutet ebenso Homogenität der Lerngruppen, die sich positiv auf den Erfolg auswirkt, weil es generell kein großes Gefälle in den Leistungen gibt. Dieses "unter-sich-sein" hat aber auch den Nachteil der Abschottung, die dazu führt, daß manches, was auch zu den Erfahrungen eines Studiums gehört, gar nicht wahrgenommen wird. Ob sich unter solchen Bedingungen soziale Kompetenzen so entwickeln können, wie es von späteren Führungskräften erwartet wird, ist eine noch offene Frage.

Foto: Schöner, schlauer, besser: Privatuniversitäten als Eliteschmiede?


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