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31.03.07 / Geheimnis in Flaschen / Seit 120 Jahren gibt es die beliebte Maggi Würze

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-07 vom 31. März 2007

Geheimnis in Flaschen
Seit 120 Jahren gibt es die beliebte Maggi Würze
von Silke Osman

Hey, sag mal, das riecht hier aber nach ... Also ich weiß nicht, irgendwie erinnert mich dieser Duft an Küche, Kochen, an Suppen und Eintöpfe. Ja, jetzt weiß ich, es riecht hier nach Maggi." - "Ach was, das kann nicht sein. Hier ist weit und breit kein Haus, also auch keine Küche." - "Na sag ich doch. Maggi. Hier siehst du, die Pflanze, das ist Liebstöckel und wenn man die Blätter zwischen den Fingerspitzen reibt, dann riecht es nach ..., na?" - "Du hast recht, nach Maggi."

Die beiden Spaziergängerinnen waren zufrieden, das Geheimnis der Küchenwürze gelüftet zu haben, doch sie irrten gewaltig. Denn: "Obwohl Geruch und Geschmack der Maggi Würze dem Liebstöckel, der im Volksmund auch Maggi Kraut genannt wird - ähneln, ist in der Maggi Würze kein Liebstöckel enthalten", hört man aus dem Hause Maggi.

Das genaue Rezept der braunen Flüssigkeit wird seit 120 Jahren geheimgehalten, so lange existiert die Firma Maggi in Deutschland schon. Bereits oft wurde versucht, die Würze zu kopieren, immer ohne Erfolg. Soviel sei aber verraten: Sie "besteht aus biologisch aufgeschlossenem pflanzlichen Eiweiß", erläutern die Würzexperten der Firma. "Weitere Zutaten sind Wasser, Salz, Aroma und Geschmacksverstärker. Das Pflanzeneiweiß wird in einem Gärprozeß, der mit dem Brauen von Bier vergleichbar ist, schonend in seine Bausteine - die Aminosäuren - aufgeschlossen. Dabei entsteht das charakteristische Aroma der Würze. Anschließend wird die fein würzige Flüssigkeit gefiltert und in die berühmten braunen Glasflaschen abgefüllt." Jedes Jahr verlassen mehr als 31,5 Millionen Flaschen das Werk in Singen am Hohentwiel und werden in alle Welt geliefert. Obwohl Deutschland der Hauptabnehmer ist, wird Maggi Würze auch in Kanada und in den USA gern genutzt, Speisen ein besonderes Aroma zu verleihen.

Der unverwechselbare Geschmack dieser Flüssigkeit, von der nur ein paar Tropfen reichen, um eine entsprechende Wirkung zu erzielen, hat sogar berühmte Köche überzeugt. So las man 1892 in Henriette Davidis Kochbuch: "Es gibt nur eine Fertigkäufliche, die für die gute sparsame Küche in Frage kommt, die richtig angewendet den ursprünglichen Eigengeschmack der Speisen nicht deckt, sondern im Gegenteil hebt." Und selbst ein so genialer Koch wie Auguste Escoffier stellte dem Aroma erstklasige Referenzen aus. Sogar in Küchen der Luxus-Hotels sei die kleine braune Flasche mit dem charakteristishen gelb-roten Etikett und dem roten Verschluß zu finden, so Escoffier.

Es war der Schweizer Julius Maggi, der sowohl das Aroma kreierte als auch die Flasche entwarf. 1887 hatte er in Singen am Hohentwiel die deutsche Niederlassung seiner 1872 gegründeten Kollektivgesellschaft Julius Maggi & Cie. ins Leben gerufen. Er wollte der arbeitenden Bevölkerung nährstoffreiche und Zeit sparende Lebensmittel verschaffen. 1886 gelang ihm die Herstellung der ersten kochfertigen Suppen, dann der Maggi Würze, die eben diesen Suppen einen kräftigen Geschmack verleihen sollte. Ein gutes Produkt aber muß auch beworben werden, und so rief Maggi den späteren Dramatiker Frank Wedekind in sein "Reclame- und Pressebüro", wo der einprägsame Werbespruch entstand: "Alles Wohl beruht auf Paarung, wie dem Leben Poesie; fehle Maggi's Suppennahrung - Maggi's Speisewürze nie!" Na denn, guten Appetit!


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