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31.03.07 / Schnellkurs für Frauenversteher / Tips für den interkulturellen Dialog zwischen den Geschlechtern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-07 vom 31. März 2007

Schnellkurs für Frauenversteher
Tips für den interkulturellen Dialog zwischen den Geschlechtern
von Ansgar Lange

Es gibt verschiedene Gründe, ein Buch zu rezensieren. Man findet es interessant, wird um eine Gefälligkeitsbesprechung gebeten, oder man hat schlicht keine Lust, Geld für Geistesgüter auszugeben. Beim Buch "Wie Frauen ticken" war es für den Rezensenten völlig anders. Pure Wißbegierde trieb ihn zur Lektüre, denn im Alltag zeigt sich täglich, daß der interkulturelle Dialog zwischen Frau und Mann ausbaufähig ist. In ihrem Untertitel stellen die Autoren Marie Theres Kroetz-Relin und Hauke Brost sogar die Vermittlung von über 100 Fakten in Aussicht, "die aus jedem Mann einen Frauenversteher machen". Und Frauenversteher wollen nicht nur Rezensenten sein, sondern letztlich (fast) alle Männer, um die Dame ihres Herzens ins Gespräch, an den Tisch oder ins Bett zu locken. Denn Frauenversteher sind nicht per se Weicheier.

Ratgeber sind oft eine wenig erfreuliche literarische Kost. Doch dieses Taschenbuch stellt eine Ausnahme dar, weil es kurzweilig und amüsant geschrieben ist. Und weil man wirklich etwas lernt, auch wenn nicht alles bierernst gemeint ist. Das erste Kapitel widmet sich dem Thema "Die Frau und das Kennenlernen". In der Tat, hier wollen wir mehr wissen, denn oft erweist sich schon diese Schwelle als unüberbrückbar. Wer kennt nicht das blöde Gefühl, wenn man einfach nicht den Mut aufbringt, eine Frau in einer Kneipe, Diskothek oder einem anderen Ort anzusprechen. Der Horror vor dem ersten, vermeintlich alles entscheidenden Satz läßt manchen Vertreter des "starken Geschlechts" total verkrampfen. Erleichtert las der Rezensent, daß Autos bei der Anmache nicht unbedingt hilfreich sind. Das Winken mit dem Autoschlüssel macht Frauen nicht schwach. Der Autor dieser Zeilen fährt (noch) einen bordeauxroten Ford Orion, der eher an ein Rentnertraumschiff als an ein sexy Gefährt erinnert. Aber Frau sei Dank, das spielt alles keine große Rolle.

Zweite gute Nachricht: Einen Waschbrettbauch finden nur 17 Prozent der Frauen wichtig. Da öffnen wir erleichtert den Kühlschrank, holen uns ein Bier (das ist gut für den Waschbärbauch).

Was Frauen schätzen, ist nämlich Witz. Wir nehmen uns vor, auf diesem Feld ordentlich hinzuzulernen. Als Literaturfan schmeißen wir den ollen Grass zum Altpapier und lesen nur noch Oscar Wilde und W. Somerset Maugham in der Hoffnung, auch so geistvoll und unangestrengt plaudern zu können. Doch reicht ein Mann überhaupt aus für eine Frau? "Eigentlich braucht jede Frau zwei Männer: Einen Hetero fürs Bett - und einen Schwulen für die Seele", schreibt das Autoren-Duo. Das ist sicher ein Klischee, doch Klischees müssen nicht unwahr sein.

Der Schlüssel zum Erfolg zwischen den Geschlechtern sei schlicht Reden. Es sei eine dumme Notlüge, anläßlich einer Trennung oder Scheidung davon zu sprechen, man habe sich auseinander-gelebt. Meist stecke mehr dahinter: Kommunikationsverweigerung, Lieblosigkeit, fehlende Achtung vor dem anderen, Unaufmerksamkeit oder Einfallslosigkeit. Jede Frau möchte gern - zumindest hin und wieder - wie eine Prinzessin behandelt werden. Im grauen Alltag litten viele jedoch unter Dauerüberlastung. Sie müßten eine liebevolle Mutti sein, eine perfekte Hausfrau, sie stehen im Job unter Erfolgsdruck, und gelegentlich habe es der Gatte ganz gern, wenn diese Traumfrau, die alles organisiert, auch eine perfekte Geliebte ist. Selbstverständlich dürften sie andere Männer aber nicht zu begehrenswert finden, denn dann sei dieselbe Frau ganz schnell eine "Schlampe".

Frauen hätten es heute definitiv schwerer als Männer, weil sie sich oft selbst ein schlechtes Gewissen machten und unter Dauerstreß litten. Vielleicht ist eine Lehre des Buches, daß Männer Frauen mehr Freiräume lassen sollten. Sie sollten ihnen immer mal wieder die Kinder abnehmen, ihnen Gelegenheit geben, sich mit den Freundinnen zu treffen oder auch mal ganz allein ein paar Tage auszuspannen und aus dem familiären Alltag auszubrechen. Leider verwechselten manche Männer Liebe damit, Frauen mit Gewalt an sich binden wollen, ihnen zu drohen, das Handy zu kontrollieren oder in E-Mails herumzuschnüffeln. Solche Männer brauche das Land nicht, und solche Männer hätten auch keine Frau verdient. Wer's besser machen will, sollte Brost und Kroetz-Relin lesen. Leselust und -genuß garantiert.

Hauke Brost / Marie Theres Kroetz-Relin: "Wie Frauen ticken - Über 100 Fakten, die aus jedem Mann einen Frauenversteher machen", Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2006, 240 Seiten, 9,90 Euro, Best.-Nr. 6116

Foto: Sportliches Cabrio: Ein teures Auto ist kein Muß, um Frauenherzen zu erweichen.


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