19.04.2024

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31.03.07 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-07 vom 31. März 2007

Leserforum

Zuviel Preußen
Betr.: "Die Sehnsucht nach einem Preußen" (Nr. 9)

Mir ist das heute ein bißchen viel Preußen, zumal ich glaube, daß Preußen den heutigen Deutschen nichts mehr bedeutet und infolge des gepflegten Nichtwissens auch in Zukunft wahrscheinlich nichts bedeuten wird.

Was ich möchte: Ich will mich auf den Mitmenschen verlassen können, will ihm vertrauen können, möchte nicht mißbraucht und ausgenutzt werden, möchte objektiv informiert und nicht manipuliert werden. Von Pflichterfüllung und Einsatz für das gemeinsame Wohl halte ich viel, Rücksichtnahme, Höflichkeit und Toleranz sind für mich Selbstverständlichkeiten. Und natürlich möchte ich, daß Deutschland ein deutsches Land in einem Europa von Freunden bleibt. Was davon preußisch ist, ist mir relativ egal.

Walter Rosen, Berlin

 

 

Dreiklassen-Wahlrecht verschwiegen
Betr.: "Kann man Preußen verbieten" (Nr. 9)

Mit Recht lobt Prof. Dr. Stribrny in seinem Festvortrag in sieben Schritten den "kritisch geprüften preußischen Staatsgedanken". Es muß aber zum Punkt 6 auffallen, daß er hier plötzlich das preußische Wahlrecht zum Landtag (schamhaft?) verschweigt und statt dessen das des Kaiserreiches von 1871 lobt. Dabei war auch dieses noch nicht allgemein, denn es galt nur für Männer, aber nicht für Frauen. Das völlig undemokratische Dreiklassen-Wahlrecht zum Preußischen Landtag, das in Preußen von 1850 bis 1918 galt, hätte Prof. Dr. Stribrny auch wohl kaum loben können. Denn es bevorzugte massiv die konservativen Parteien und war bis 1903 auch nicht geheim, was Manipulationen ermöglichte. Außerdem führte es zu völlig verzerrten Ergebnissen. Während zum Beispiel bei der Preußischen Landtagswahl von 1908 die beiden konservativen Parteien mit 16,4 Prozent der Stimmen aufgrund des Wahlmodus 47,8 Prozent der Sitze (152) erreichten, standen der SPD für ihre 23,9 Prozent der Stimmen nur 1,6 Prozent der Sitze (7) zu. In einer Zeit, in der alle anderen deutschen Staaten zum allgemeinen gleichen Wahlrecht übergingen, scheiterten am zähen Widerstand der Konservativen im Preußischen Landtag alle Versuche, das verhaßte und überlebte Dreiklassen-Wahlrecht abzuschaffen. Die konservativen Parteien profitierten dazu noch von einer völlig veralteten Wahlkreiseinteilung, die nicht die in jenen Jahrzehnten rasant zunehmenden Bevölkerungszahlen in den Städten berücksichtigte und dadurch die Wähler 1. Klasse auf dem Land unangemessen bevorzugte.

Klaus Plorin Pfr. i. R., Rückersdorf

 

 

Das ist EU-Recht
Betr.: Leserbrief "Dann lieber zu Hause bleiben" (Nr. 10)

Es ehrt Herrn Höfer, sich in Sachen Hilfstransporte und besonders in das schwierige Territorium Königsberg, zu engagieren. Und die Notwendigkeit derartiger Hilfen ist dann ja auch die gemeinsame Grundlage unseres Handelns.

Dennoch, Hilfstransporte sind nach EU-Recht und auch nach polnischem Recht von der Maut befreit. Wer dennoch Maut bezahlt, hat entweder keine Ahnung von den gesetzlichen Regelungen, oder er hat zuviel Geld (hätten wir auch gern). Insofern haben zwar wir, aber nicht die polnische Straßenkontrollbehörde sich an geltendes Recht gehalten.

Dr. v. La Chevallerie, Ehningen

 

 

Wer war nach dem Krieg in Saalow?
Betr.: Wer weiß etwas über die Lager in Saalow bei Zossen?

Vor gut drei Jahren stieß ich beim Besuch meines ehemaligen Standortes als Soldat, der San. Ers. Abt. der Luftwaffe in Saalow bei Zossen auf ein 1993 hergerichtetes "Gräberfeld", auf dem über 300 Wehrmachtsangehörige und über 700 Flüchtlinge beziehungsweise Vertriebene ihre letzte Ruhe fanden. Die dort angebrachten Erklärungen waren so dürftig, daß sie mein Mißtrauen erweckten.

¸Rückfragen bei der zuständigen Gemeinde, bei Ministerien und vielen anderen erbrachten nur äußerst mäßige Aufklärung. Man schien an der Geschichte nicht sonderlich interessiert zu sein.

Nach mühevoller Kleinarbeit erfuhr ich von - leider nur vereinzelten - Zeitzeugen, daß der Standort der ehemaligen San. Ers. Abt. der Luftwaffe in Saalow nach dem Kriege für verschiedene Zwecke genutzt wurde - Lazarett, Flüchtlingslager, Lager für Zwangsarbeiter, Lager für Angehörige der Wlassow-Armee sowie für in deutsche Kriegsgefangenschaft geratene Sowjet-Soldaten. Möglicherweise eignete sich die sehr abgeschiedene Lage Saalows besonders dafür.

Da mir die Aufarbeitung unserer unmittelbaren Nachkriegsgeschichte am Herzen liegt, interessiert mich einfach alles, was sich in den Nachkriegsjahren in Saalow zugetragen hat. Da die Zeitzeugen mehr und mehr aussterben, bitte ich Sie, antworten Sie mir, sofern Sie irgend etwas über diese Zeit in Saalow wissen.

Dr. Richard Schute, An der Gärtnerei 1, 36129 Gersfeld

 

 

Gesundheitsreform ist unsozial
Betr.: "Der Steuer-Schock" (Nr. 5)

Die von der Regierungskoalition beschlossene Gesundheitsreform als Reaktion auf eine Fehlplanung in der Vergangenheit berücksichtigt nicht die Belange älterer Menschen und schon gar nicht die von chronisch Kranken und Menschen mit Behinderung. Sie ist unsozial.

Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent für Medikamente und Hilfsmittel trifft zudem insbesondere den genannten Personenkreis mit einer ohnehin schon gebeutelten Geldbörse.

Sind Blumen, die mit einem niedrigeren Mehrwertsteuersatz belegt werden, wichtiger als zumeist oft getätigte hohe Ausgaben für Medikamente?

Dafür, daß es im sozialen Bereich auch anders zugehen kann, spricht die Tatsache, daß in fast allen europäischen Ländern Arzneimittel als lebensnotwendige Produkte eingestuft werden, auf die ein ermäßigter Mehrwertsteuersatz oder wie in Schweden und England keine Mehrwertsteuer erhoben wird.

Ein voller Satz wird außer in Deutschland lediglich nur noch in Österreich, der Slowakei und Dänemark erhoben.

Geld dürfte doch vorhanden sein. Da sei an die Einnahmen durch die Mineralölsteuer erinnert und darüber hinaus auch an die der 14,3 Millionen Euro durch die Tabaksteuer im letzten Jahr. Unverständlicherweise ist nur ein Bruchteil letzterer in das Gesundheitsressort eingeflossen, obwohl die Tabaksteuer aus gesundheitlichen Erwägungen erhoben worden ist.

Eine undurchsichtige Politik. Wo bleiben diese Gelder?

Die zusätzliche Belastung von 800 Millionen Euro der Gesetzlichen Krankenversicherungen und damit vor allem der sozial schwächeren Versicherten bei einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 19 Prozent kann doch nicht als sozial gerechtfertigt angesehen werden.

Die Belange des Volkes werden nicht berücksichtigt. Statt dessen werden unsere Gelder vermutlich zu einem Teil dafür verwendet, auf Geheiß der westlichen Siegermächte kriegerische Auseinandersetzungen wie in Afghanistan, Irak, im ehemaligen Jugoslawien und demnächst im Iran gegen unsere Interessen zu führen. Ein Faß ohne Boden.

Mit großem Interesse lese ich Ihr Leserforum. Ich finde es gut, daß man in der Preußischen Allgemeinen Zeitung uneingeschränkt seine Meinung zu aktuellen Dingen im Gegensatz zu der üblichen Presse äußern kann. Das zeichnet Ihr Blatt aus.

Dr. med. F.-E. Hahn, Parchim

 

 

Franzose und Schweizer bestätigen Dresdner Opferzahlen
Betr.: "Gedächtnisschwund beim Deutschlandfunk" (Nr. 7)

Bezüglich der derzeit laufenden Debatte über den Bombenangriff von Dresden im Februar 1945 möchte ich hier kurz die von dem französischen Historiker Philippe Faverjon in seinem Werk "Les mensonges de la deuxieme guerre mondiale" ("Die Lügen des Zweiten Weltkriegs") angeführten Fakten erwähnen.

Darin gibt der Autor an, daß damals in Dresden mit normalerweise zirka 600000 Einwohnern wegen der Ostflüchtlinge mindestens 1,5 Millionen Personen konzentriert waren. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 warfen 529 Lancaster über 650000 Brandbomben und mehrere Hunderte Sprengbomben ab, wodurch ein Feuersturm entstand, der alle Gebäude anzündete und die darin oder darum befindlichen Personen entweder durch Hitze oder Sauerstoffmangel tötete.

Am 14. Februar griffen 450 Superfortress erneut ein und zerstörten weitere noch intakte Häuser. Mustangs, die die Bomber begleiteten, beschossen mit ihren Bordwaffen vor allem die Trecks der Flüchtlinge auf den umliegenden Straßen und fügten denen schwere Verluste zu.

Das Ergebnis dieser Angriffe war ein praktisch zu über 75 Prozent zerstörtes Dresden; Zahlreiche Opfer konnten wegen des gefrorenen Bodens nur auf Scheiterhaufen verbrannt werden. Der Chef der Dresdener Polizei gibt in seinem Bericht vom 20. März die Anzahl der geborgenen Leichen mit 202000 an und schätzt die Gesamtzahl der Opfer wegen der zahlreichen, unter den Trümmer liegenden Toten auf mindestens 250000. Durchaus vergleichbare Zahlen werden auch in anderen französischen historischen Büchern angeführt.

Nun zur Lüge bezüglich dieses Bombenangriffs. Ein Schweizer Journalist war zur fraglichen Zeit in Dresden anwesend, überlebte die Tragödie, und schnell heimgekehrt berichtete er darüber, was dort, aber auch in England und Amerika Empörung hervorrief. Es stellt sich nun heraus, daß der Staatssekretär Sir Archibald Sinclair vor dem geplanten Angriff Churchill auf den industriell und strategisch unwichtigen Charakter von Dresden hingewiesen hatte, dieser jedoch auf dem Plan bestand. Als nun die Anzahl der Opfer bekannt wurde, sah sich Churchill gezwungen, die Gründe dieses Angriffs durch die Bedeutung der Stadt als Verkehrs- und Eisenbahnknotenpunkt zu verteidigen, was ihm nicht abgenommen werden kann.

Später fügte er noch hinzu, daß Stalin die Bombardierung der Stadt verlangt hatte, um die Kämpfe an seiner Front zu erleichtern. Stalin dementierte dies jedoch kategorisch und erklärte, in einschlägigen Besprechungen (zum Beispiel Jalta) sei nur von Leipzig und Berlin die Rede gewesen. Churchill verbot dann den Angriff von militärisch unwichtigen Städten. Herbert Lemke, Marignane, Frankreich

 

 

Auch "Stolpersteine" für die deutschen Opfer von Pforzheim
Betr.: "Gedächtnisschwund beim Deutschlandfunk" (Nr. 7)

In Pforzheim hat sich eine Initiative gebildet, die "Stolpersteine" im Stadtgebiet verlegen will, welche an die Opfer der NS-Zeit erinnern sollen: Widerstandskämpfer, Zeugen Jehovas, Euthanasie-Opfer und Juden. Zunächst ist an zehn "Stolpersteine" gedacht, für die Paten gesucht werden. Der Preis wird 100 Euro pro Stein betragen.

Ich schlage vor weitere 20 "Stolpersteine" in Pforzheim zu verlegen. Die ersten zehn Steine für die deutschen Opfer des Bombenkrieges auf Frauen, Kinder und Alte. Die zweiten zehn Steine für die Opfer der Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat. Paten für die Finanzierung dürften für die Steine genug zu finden sein.

Pforzheim hatte am 23. Februar 1945 im Vergleich zu seiner Einwohnerzahl von allen bombardierten deutschen Städten die meisten Opfer zu beklagen - es war jeder Dritte!

Auf den zehn "Stolpersteinen" sollte stehen: "Bomben der Royal Airforce auf Pforzheim, 23. Februar 1945"

Die zweiten zehn "Stolpersteine" sollten an die unmenschliche und grausame Vertreibung der Deutschen aus ihrer Heimat Schlesien, Ost- und Westpreußen, Hinterpommern, Ostbrandenburg und Sudetenland erinnern. Viele Vertriebene haben damals Zuflucht in Pforzheim gefunden. Auf diesen Steinen sollte die Inschrift lauten: " Vertreibung aus der Heimat, Frühjahr 1945".

Es ist an der Zeit, daß 62 Jahre nach Ende dieses unseligen und auch unnötigen Krieges, der weltweit ungefähr 50 Millionen Tote gefordert hat, an die Opfer von beiden Seiten mahnend, erinnernd und auch ehrend gedacht wird.

Leo Thenn, Pforzheim

 

 

Gehirntraining - Ostpreußische Lebenserinnerungen auf Englisch
Betr.: "Verfeuerte Kirchenbank" (Nr. 6)

Ich beziehe mich auf die Buchvorstellung "weeds like us" des seit Jahren in Amerika lebenden Ostpreußen Günther Nitsch. Vor Jahren hatte er in der Ostpreußenzeitung Leidensgenossen gesucht, die wie er 1945 den Russeneinfall in Palmnicken und ab März 1946 die Hungerjahre in Goldbach erlebt hatten. In etwa um diese Zeit lebte meine Mutter mit uns vier Kindern auch dort unter schwierigen Verhältnissen. So ist es erklärlich, mit welchem Interesse ich obiges Buch gelesen habe, obwohl ich eigentlich nicht Englisch kann. Wenn man in solch einem Zusammenhang von Begeisterung sprechen kann, dann möchte ich diesen Erlebnisbericht wärmstens weiterempfehlen. Ob Sie meine Wertung unter den Leserzuschriften abdrucken? Ich möchte anderen Leuten Mut machen, sich das in Englisch geschriebene Buch anzuschaffen beziehungsweise eventuell unter Zuhilfenahme eines Wörterbuchs durchzuarbeiten. "Gehirntraining" ist doch sehr empfohlen.

Christel Kopp, Sachsenheim

 

 

Berliner sind hilfsbereit gegenüber Touristen
Betr.: "Touristen: Verloren in Berlin" (Nr. 9)

Sicher gibt es Mängel, aber von allen unseren Freunden, und wir haben etliche, die uns hier in Berlin besuchen, hören wir immer wieder, wie hilfsbereit die Berliner sind. Mit ihrer Hilfe wurde jedes Ziel erreicht. Und das ist ein dickes Plus, das vor allem zählt.

Natürlich haben wir keinen tüchtigen und fähigen Senat, was zu spüren ist. Aber wer kann schon auf eine wirklich tüchtige Landesregierung verweisen? Und vielleicht haben ja die Berliner irgendwann von den Roten und Blutroten genug und wählen sie ab. Nur fehlt derzeit eine Opposition, die diesen Namen verdient. Bis dahin müssen sich unsere Gäste mit den Berlinern trösten.

Sigrun Holzer, Berlin

 

 

Asexuelle Wesen sind ohne Schaffenskraft
Betr.: Leserbrief "Diese Meinung weist den Macho aus" (Nr. 11)

Diese Meinung weist die Sexistin aus. Beim Gender Mainstreaming geht es um die Schaffung eines asexuellen Wesens. Dies ist ein weiterer Baustein der Gottlosen auf dem Weg in die schöne neue Welt. Die Zerschlagung der Familie, die Kinds- und bestimmt auch bald Altentötungen gehören genauso dazu wie der Hedonismus und die Lobpreisung der Sodomie. Asexuelle Wesen können ihren Rollen nicht mehr gerecht werden. Denn nur als Mann und Frau sind die Menschen vollkommen. Die "selbstverwirklichten" GMS-Produkte hingegen werden total verunsichert und ohne Schaffenskraft von stärkeren Kulturträgern weggefegt werden.

Rainer Schulze, Berlin

 

 

Floß statt Brücke
Betr.: "Traurige Zeugen des Verfalls" (Nr. 5)

Vielleicht fragen sie einmal, auf welche Weise sich zwei Kaiser und ein König auf einer Brücke treffen konnten, die erst 100 Jahre später erbaut worden ist. Mir ist das Baujahr der Königin-Luise-Brücke zwar nicht bekannt, aber es wird um 1900 gewesen sein. Das Treffen der Landesfürsten fand jedoch 1807 statt, auf einem Floß inmitten des Memelstroms, um keine der Parteien zu benachteiligen.

Es wird schon zutreffen, daß die Burg Balga das erste Ziegelgebäude in Ostpreußen war. Was, außer über die dorthin führende Straße, ausgeführt ist, täuscht jedoch. Der letzte Zustand zu unserer Zeit war nämlich nicht viel anders als heute.

Die Burg diente seit 1770 als Steinbruch für den Bau der Pillauer Zitadelle, übriggeblieben war nur ein Fragment der Vorburg mit dem Turm (nachzulesen bei Adolf Boetticher, Natangen). Von einer Suche nach dem Bernsteinzimmer dort habe ich noch nichts gehört, mag aber zutreffen, wenn ich auch eine Verwechslung mit der Burgruine Lochstädt vermute.

Gerhard Mannke, Elmshorn

 

 

Falsch gerügt
Betr.: Leserbrief "Die armen Engländer lachen sich tot" (Nr. 8)

Als Germanist und Anglist stimme ich dem Leserbriefschreiber unbedingt zu, daß jeder unnötige Gebrauch englischsprachiger Begriffe und Phrasen vermieden werden sollte. Leider dient der Leserbriefverfasser der Sache aber nicht, indem er einen Fall herausgreift, bei dem es nichts zu rügen gibt.

Zum einen ist die traditionelle Münchener Tagung eine weltweit hoch angesehene Veranstaltung, an der sich die international wichtigsten Sicherheitspolitiker und Militärs beteiligen. Bei solchen Konferenzen ist die Verkehrssprache normalerweise das Englische, was auch durch die Übersetzung des graphisch besonders hervorgehobenen deutschen Konferenzthemas zum Ausdruck kommt: "Peace through Dialogue" (tatsächlich in britischer Schreibweise).

Zum anderen ist die Übertragung des deutschen Wortes "durch" im Tagungsthema als englisch "through" nicht nur richtig, sondern im semantischen Zusammenhang auch idiomatisch. Eine Bedeutungen von "through": "by means of" (mittels).

Peter Perrey, Neustadt

 

 

Dem Zuschauer geschuldet - Wer nur Pilcher will, bekommt nur Pilcher
Betr.: "Die Flucht" (Nr. 10)

"Ich wollte einen Film drehen, der konsequent aus der Perspektive der Zivilbevölkerung erzählt ist" - so Regisseur Kai Wessel. Die Zuschauer sollten also in der "Flucht" konsequent die Perspektive der Zivilbevölkerung zu sehen bekommen. Nun ist den meisten Zuschauern bekannt, daß Film und Realität zwei Paar Stiefel sind. Sogar der alte Aristoteles hatte schon im Jahre 330 v. Ch. erkannt, daß Literatur und Geschichte nicht übereinstimmen können, da Geschichte zeigt, wie es war, und Literatur, wie es hätte sein können, also spricht man heute von der "künstlerischen Freiheit". Vielerorts ist das auch so, aber genau umgekehrt.

Doch man soll nichts aufrechnen und nichts verteufeln. Jeder der vielen Millionen Zuschauer hatte seine eigene Sicht der Dinge. Wichtig bleibt vor allen, daß die Öffentlich-Rechtlichen sich endlich trauen, nicht nur in Dokumentationen die Wahrheit zu sagen, die sich eh nur die wenigsten ansehen, sondern auch in den Spielfilmen, wie zum Beispiel den 2006 schamhaft fast um die Mitternachtsstunde ausgestrahlten Krimi "Wut".

Ein Film hat seine eigenen Gesetze. Und wenn man der Drehbuchautorin Gabriela Sperl vorwirft, sie habe die Vorlage für eine Schnulze geliefert, muß dem entgegengehalten werden, daß der Drehbuchautor bei einem Film am wenigsten zu sagen hat. Da ist der Produzent, da ist der allmächtige Regisseur, da ist sie sogenannte Political Correctness als Maß aller Dinge, und da ist die Publikumserwartung, und vor allem sind da die Gesetze des Films. Wenn also die Zuschauer so angetan sind von der Welt der Rosamunde Pilcher mit ihren schönen Menschen und schönen Landschaften. Ob er will oder nicht: Der Filmemacher muß das berücksichtigen.

Natürlich kommt bei so einem Film alles hoch, was man 60 Jahre hinunterschlucken mußte. Das Thema wurde als "revanchistisch" angesehen, also war jeder, der sich damit - auch nur wissenschaftlich - befaßte, Revanchist. Und von Revanchist bis Faschist war nur ein kleiner Schritt. Obwohl man weder den Judenmord noch das Leiden der Polen oder anderer in Frage stellte, wurde man als rechtsextrem verdächtigt. So gesehen sind die Meriten des Films der Film selbst, der Umstand, daß er überhaupt gezeigt werden durfte.

Das Bersten der Lethargie, in der sich die meisten bis zum schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer bei der Fußball-WM, bis "Wut" und bis "Die Flucht" befanden, ist der erste Brückenkopf in Richtung Wahrheit.

Die vielen Millionen Deutschen, die der Krieg heimgesucht hat, haben auch ein Menschenrecht auf die Anerkennung ihres Leids, wobei sie das, was angeblich in ihrem Namen geschehen ist, weder ableugnen noch in Frage stellen.

Ernst Kulcsar, Nürnberg

 

 

Einseitige Geschichtsbetrachtung ist ein Fehler
Betr.: "Die Flucht" (Nr. 10)

Offener Brief an ARD-Programmdirektion: Sehr geehrte Damen und Herren! Sie brachten den Film "Die Flucht" und ein Gespräch hierzu bei "Christiansen".

Es geht nicht an, Flucht und Vertreibung als selbstverschuldete Folge eines von Deutschland vom Zaun gebrochenen Krieges darzustellen.

Die wahren Ursachen des Krieges sind inzwischen offengelegt. Im Zweifelsfall darf Unrecht auch nicht mit Unrecht vergolten werden. Abgesehen davon wurde die Vertreibung nach Einstellung der Kampfhandlungen zu einem gigantischen Verbrechen und Völkermord.

Bei Betrachtung des Spielfilms "Die Flucht" glaubt man, Ostpreußen sei ein Land der Schlösser und des Großgrundbesitzes gewesen. Das ist aber nicht der Fall, es war vielmehr in erster Linie Bauernland. 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche befanden sich in bäuerlichem Besitz, und von den verbleibenden 30 Prozent auch nur 4,2 Prozent in Besitzungen über 1000 Hektar.

Der Film vermittelt auch den Eindruck, daß der Adel eine besondere Stütze des Nationalsozialismus darstellte. Richtig ist, daß der national gesonnene Adel und Großgrundbesitz in Ostpreußen den dort gefährlich grassierenden Kommunismus in vorderster Front bekämpfte und sich für die Korrektur des unerträglichen Diktats von Versailles, Folge des verlorenen Ersten Weltkrieges, einsetzte. Ziele, die auch der Nationalsozialismus verfolgte, der ansonsten mehrheitlich abgelehnt wurde - wovon auch der 20. Juli 1944 beredtes Zeugnis ablegt.

Es ist nicht richtig, die Vertreibung der Polen aus "Ostpolen" und diejenige der Deutschen aus Ostdeutschland auf die gleiche Stufe zu stellen.

Die Polen haben den größten Teil "Ostpolens" nach dem Ersten Weltkrieg dem darniederliegenden Rußland geraubt und hatten dort alsdann einen Bevölkerungsanteil von nur rund 30 Prozent.

Ostdeutschland hingegen war ein seit Jahrhunderten von Deutschen kultiviertes und bewohntes Gebiet innerhalb Preußens beziehungsweise des Deutschen Reiches. 1,5 Millionen Polen wurden damals aus "Ostpolen" umgesiedelt, wohingegen Zwölf Millionen Deutsche ihr Land verlassen mußten.

Wenn heute Polen für die in Deutschland lebenden Polen die gleichen Rechte fordert wie sie angeblich heute den in Polen lebenden Deutschen zustehen, so ist das ein falscher Vergleich. Die meisten Polen sind als Fremdarbeiter zu uns gekommen; da sie im eigenen Land keine Arbeit finden konnten. Die in Ostdeutschland verbliebenen Deutschen gehören hingegen der alteingesessenen Bevölkerung an; es sind die Autochthonen, denen größere Rechte eingeräumt werden müßten als einer zugewanderten Minderheit.

Schließlich bedarf auch die in der Sendung mit Frau Christiansen thematisierte Enteignung einer Klarstellung.

Nach deutschem und internationalem Recht geht Privateigentum nicht unter, kann der Staat nicht über dieses verfügen. Der Staat ist vielmehr verpflichtet, sich für das Recht seiner Bürger einzusetzen, also auch für deren Eigentum.

Es wird mit vollem Recht immer wieder darauf hingewiesen, daß eine ehrliche Aufarbeitung der Geschichte notwendig ist, um die Zukunft zu sichern. Gewiß, im Dritten Reich sind viele Fehler gemacht und Verbrechen begangen worden, über die wir bestens informiert sind.

Im obigen Sinne ist jedoch eine einseitige Geschichtsbetrachtung ein gefährlicher Fehler. Politik und Medien sind hier in besonderer Weise gefordert.

Dr. Horst Hüttenbach, Bonn

 

 

Spott und Hohn
Betr.: "Die Flucht" (Nr. 10)

Mit dem Niveau kabarettistischer Sendungen ist es ja allzu oft nicht weit her. Aber was sich ein Kabarettist in der Sendung des WDR "Mitternachtsspitzen" am

10. März um 21.45 Uhr geleistet hat, empfand ich als so ungeheuerlich, daß man es meiner Meinung nach nicht einfach auf sich beruhen lassen dürfte.

Ausgehend von dem Film über die ostpreußische Tragödie (mit Furtwängler) übergoß er die Opfer und Leidtragenden geradezu mit Spott und Hohn. Ich finde es erschütternd, wie fern einem die eigenen Landsleute sein können. Zu seelischen Vagabunden sind sie geworden. Wenn man sich kontrastweise vorstellt, es wäre auf ähnliche Art und Weise mit einer bestimmten anderen ethnischen Gruppe umgegangen worden, welch einen weltweiten Aufschrei hätte das gegeben! Na ja, man staunt über gar nichts mehr ...

Jürgen M. Streich, Alveslohe


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