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07.04.07 / Berufsziel Schnorrer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-07 vom 07. April 2007

Berufsziel Schnorrer
von Harald Fourier

Soll die Polizei Jugendliche zwangsweise zur Schule bringen, auch wenn sie keine Lust haben?

Heute demonstrieren Schüler gegen Unterrichtsausfall. Das hätte es früher nicht gegeben. Wir haben uns als Schüler in den 80er Jahren noch über jede Freistunde gefreut. Aber so ein Pennäler von heute weiß in der Regel, daß er für das Leben und nicht für die Schule lernt. Wer es im Deutschland von morgen zu etwas bringen möchte, der braucht eine gute Ausbildung. Sonst endet er als Schnorrer am Alexanderplatz. "Haste mal 'n bißchen Kleingeld, ey?"

Aber es gibt natürlich auch den lernunwilligen Jugendlichen. Diese Spezies wächst. Die Zahl der rigorosen Schulschwänzer, die von der Polizei zur Schule gebracht werden müssen, hat sich in Berlin 2006 verdoppelt - von 64 auf 116. Am schlimmsten ist es im Wedding und in Tiergarten.

Das sind meistens Jugendliche, die nicht nur "keinen Bock" auf Schule haben. Sie haben obendrein noch Eltern, denen das ziemlich egal zu sein scheint, ob aus ihrem Kind mal etwas wird oder nicht. Das Prinzip ist das gleiche wie beim Wettsaufen. Was die Eltern vorleben, das machen die Kinder nach.

Jetzt fordert ein CDU-Politiker ein härteres Vorgehen gegen Schulschwänzer. Der Staat müsse die Schulpflicht durchsetzen, sonst mache er sich lächerlich, sagt der Abgeordnete Sascha Steuer. Aber ist das wirklich die Lösung? Die Schulpflicht wurde seinerzeit eingeführt, um Eltern davon abzuhalten, ihre Kinder aufs Feld oder ins Bergwerk zu schicken. Sie sollten erstmal etwas lernen dürfen, bevor sie ins Berufsleben eintreten. Das war der Grundgedanke - und er war richtig. Aber wir leben in ganz anderen Zeiten.

Und wie glaubwürdig ist ein Staat, der schwererziehbare Jugendliche bei der Geburt mit 20 "Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei-Karten" ausstattet, sie dann aber mit geballter Staatsmacht dem Unterricht zuführt, falls sie ihn schwänzen? Da allzu viele von ihnen dann sowieso nichts anderes machen, als ihre Mitschüler zu terrorisieren und damit deren Bildungschancen zu schmälern. Hier sind offenbar die falschen Prioritäten gesetzt. Wer partout nicht lernen will, der sollte auch nicht mit aller Gewalt zu seinem Glück gezwungen werden.

Und überhaupt: Was ist das für eine Logik: Hier wird die Schulpflicht zum Zwang erweitert. Und dort kommen Kriminelle mit einer Verwarnung nach der andern davon. Wenn die Polizei - und an ihr bleibt diese Arbeit ja hängen - wie ein Kindermädchen asozialen Jugendlichen hinterher rennen muß, während deren Kumpels Wände vollsprühen oder Passanten anpöbeln - dann macht sich der Staat lächerlich.


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