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07.04.07 / Ost-Deutsch (9): Macher

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-07 vom 07. April 2007

Ost-Deutsch (9):
Macher
von Wolf Oschlies

Mitte März erinnerte die Preußische Allgemeine daran, wie Helmut Schmidt bei der Hamburger Flutkatastrophe 1962 "das Image eines Machers" erwarb. In der Slowakei gilt der Millionär Fedor Flasik als erfolgreicher "Macher", was kein Zufall oder Einzelfall ist: Der Macher hat in ganz Osteuropa unheimlich Karriere gemacht, orthographisch schön angepaßt: "macher" bei Slowaken und Polen, "machr" bei Tschechen, "maher" bei Serben, Kroaten, Montenegrinern und anderen Südslaven.

Aber was ist ein Macher? Ein tschechisches Jargon-Wörterbuch definiert ihn als "Kämpfer, Streiter, Held, Stürmer, Schacherer, Ganoven", also in jedem Fall einer, der seine Sache im Griff hat, ob sie nun gut oder schlecht ist.

Die sprachliche Eingemeindung des Machers ist dann am deutlichsten, wenn er in Mehrzahl auftritt, also in nationalsprachlichen Pluralformen. Dann treten in Polen "macherzy od marketingu" an (Macher vom Marketing) oder "maheri razdelili Banjaluku" (Macher haben Banjaluka aufgeteilt), wie der bosnische "Reporter" klagte. In Prag entstand der witzige Film "Snezenka a 7 machri" (Schneewittchen und die 7 Macher) und so weiter: Macher aller Ostländer, vereinigt euch!

Ein Macher ist ein Naturereignis, wie einst Außenminister Genscher, den die Serben halb ehrfürchtig, halb spöttisch als "veliki maher" (großen Macher) bezeichneten. Daneben gibt es Feinabstimmungen, etwa den tschechischen Fußballer Jan Lastuvka als "machr na penalty" (Strafstoßmacher) oder den serbischen Musiker Borislav Zoric als "maher za stimung" (Stimmungsmacher). Und andere mehr - bis zum kroatischen "vicko-maher" (Witzmacher).

Vor drei Jahren stritten die Tschechen um akademische Titel und führten als Negativbeispiel "machri" an, die noch 1988 mit parteitreuen Pamphleten ihren "Doktor" bauten und nun marktwirtschaftlich durchstarten. Das tschechische Verb "machrovat" oder das serbische Substantiv "maheraj" bezeichnen Schaumschlägerei oder sinnlose Hektik. Ein bisschen davon steckt in jedem, der die "machrsnura" (Macherschnur) um den Halst trägt: So nennen Tschechen seit kurzem die bunten Bänder, an denen man Schlüssel etc. befestigt: Welttrend oder Warnsignal vor Angebern.


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