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07.04.07 / Warum der Hase Eier versteckt / Das süße Tier und seine Leckereien haben eine lange Geschichte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-07 vom 07. April 2007

Warum der Hase Eier versteckt
Das süße Tier und seine Leckereien haben eine lange Geschichte
von Corinna Weinert

Kommt die Osterzeit, macht der Hase sich bereit, nimmt ein Körbchen in die Hand, schreitet rüstig übers Land und im Garten, hinterm Haus, legt er seine Eier aus."

Der "Osterhase" ist heutzutage das "Symboltier für Ostern". Viele Legenden ranken sich um ihn, doch ist bis heute nicht eindeutig geklärt, warum gerade der Hase mit dem Osterfest in Verbindung gebracht wird. Immer wieder wird diskutiert, woher der Osterhase stammt und weshalb er die bunten Eier bringt - und, ob er die Eier selbst legt oder lediglich sammelt, um sie zu bemalen.

Hase und Eier haben eine sehr lange Geschichte. Das Osterfest an sich ist ein heidnisches Frühlingsanfangs- und zugleich ein Mondfest. In den frühen Hochkulturen (in der Antike und in vorchristlicher Zeit) war der Hase den Mondgottheiten zugeordnet. Er galt als Symbol der Fruchtbarkeit - vermutlich, weil er bis zu 20 Junge im Jahr bekommen kann. Schon die alten Ägypter ehrten das Tier mit einem Festtag und aßen dabei hübsch verzierte Eier. Die Griechen stellten Meister Lampe ihrer Liebesgöttin Aphrodite "an die Seite" und die Germanen (Teutonen) ihrer Frühlings- und Fruchtbarkeits-Göttin Ostera (auch Ostras, Austara oder Eostren). Unsere Vorfahren brachten der Göttin im März Opfergaben - das waren bunte Eier und ein Hase.

In der christlichen Tradition taucht die Verbindung von Hase und Ostern erstmals bei den Byzantinern auf. In ihrer bildhaften Sprache war der Hase ein Symbol für Jesus, der Tod und Leben in sich vereint. Die Ableitung "Ostern" kommt hier allerdings von "Osten", der Himmelsrichtung, die mit dem Sonnenaufgang ein Sinnbild der Auferstehung ist. Eier waren ebenfalls ein Symbol der Auferstehung - zumindest die sogenannten "Pascheier", die man hart kochte, rot bemalte und am Ostersonntag verschenkte. Mit der Farbe wollte man das Blut Christi darstellen, die Ostereier an sich sollten die Macht Gottes über den Tod verdeutlichen.

Hinweise darauf, daß ein Hase die bunten Eier bringt, finden sich dann erst in der Neuzeit. Die erste schriftliche Quelle, in der sich der Osterhase als Eierbringer findet, stammt aus der Zeit um 1680. Georg Franck von Frankenau, ein Medizinprofessor aus Heidelberg, schildert in der Abhandlung

"De ovis paschalibus" das im Elsaß übliche Osterbrauchtum und weist auf die negativen gesundheitlichen Folgen hin, die der übermäßige Verzehr gekochter Eier mit sich bringt. Eine Begründung dafür, wie der Hase Eingang in das Osterbrauchtum fand, gibt Frankenau allerdings nicht.

Ostereier waren als solche eine katholische Erscheinung, die aus der Fastenordnung resultierte. In der 40tägigen Fastenzeit vor Ostern war der Genuß von Fleisch - und Eier galten als flüssiges Fleisch - untersagt. Genau genommen waren während der Fastenzeit alle Produkte von Warmblütern verboten. So sammelten sich bis zum Ende der Fastenzeit in der Osternacht viele Eier in den Haushalten an. Damit die Eier nicht schlecht wurden, kochte man sie in Wasser, um sie haltbar zu machen. Es ist überliefert, daß man Pflanzenteile zum Färben der Eier in das Wasser gab, damit man rohe und gekochte Eier später unterscheiden konnte. Die bunten Eier wurden Ostersonntag in die Kirche getragen und als "Ostereier" geweiht.

Um den Eieranfall zu regulieren, mußten oftmals vor der Fastenzeit etliche Hühner ihr Leben lassen. So kamen die Hühner dann auch zu einem speziellen Namen: die Fastnachtshühner. Gelegentlich sieht man sie in Süddeutschland noch heute an Fastnachtswagen hängen.

Die katholische Tradition der Ostereier und ihre liturgische Einbindung, die Eierweihe, gerieten später in die evangelische Kritik. Aus reformatorischer Sicht wurde man Gott nicht durch verdienstliche Werke - und sei es auch das Fasten - gerecht, sondern allein durch den Glauben. Einer Theorie zufolge soll der Osterhase demnach eine "evangelische Erfindung" sein. Die Protestanten wollten sich so von den Katholiken distanzieren, deren Fastenzeit und Eierweihe sie ablehnten.

Das städtische Bürgertum bereitete dann den Nährboden für die sich anbahnende evangelische Ostereierakzeptanz - hier allerdings nicht als religiöses Symbol, sondern als Teil einer Festinszenierung. Typisch dabei war, daß die Ostereier von den Eltern versteckt wurden und die Kinder sie suchen mußten. Inspirieren ließen sich die Menschen wahrscheinlich von den alten Germanen, welche die Eier verbuddelten, um ihre Felder fruchtbarer zu machen. Der Hase kam ins Spiel, da die Hennen keine bunten Eier legen konnten - das wußten die Kinder natürlich.

Mögliche Begründung für die Annahme, daß der Osterhase die Ostereier bringt, ist aber auch ein Motiv, das auf die Eier gezeichnet wurde, das Dreihasenbild. Hier sind drei Hasen in Kreisform abbildet, wobei deren beide Ohren jeweils einem der benachbarten Hasen mit zu gehören scheinen. Das Motiv soll die Dreifaltigkeit, die Einheit in der Dreiheit verdeutlichen. Eventuell könnte man durch das Motiv darauf gekommen sein, daß der Hase die Eier bringt.

Der Hase galt aber nicht überall in Deutschland als Eierlieferant. In Oberbayern, Schleswig-Holstein und Thüringen sagte man dem Hahn nach, daß er die bunten Eier bringt, in Teilen von Westfalen und Hessen tat das der Fuchs, und in der Gegend um die holländische Grenze der Kranich.

Erst im 19. Jahrhundert setzte sich der Hase durch und fand mit der Massenproduktion seiner Spezies in Schokoladenform Verbreitung. Seither hat sich der Hase als Osterhase einen festen Platz in den Herzen der Kinder und in den Verkaufsregalen der Geschäfte ergattert.


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