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07.04.07 / Kriegsostern 1917 / Wie sie der Wandervogel beging

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-07 vom 07. April 2007

Kriegsostern 1917
Wie sie der Wandervogel beging
von Manfred Müller

Denkt an das helle, leuchtende Osterfeuer, das ihr am Rhein in der Osternacht 1917 entzündet habt. Wie es die deutsche Nacht erleuchtet, so durchstrahlt auch ihr in dieser großen Not eure Volksgenossen mit warmem Osterfeuer. Tragt den Glauben an deutsche Ostern in eure Städte, eure Häuser, wo die Leute klagen und kalt geworden sind."

Das rief Ernst Bielert, 38jähriger Studienrat an der Scharnhorst-Oberrealschule Düsseldorf, in der Frühe des Ostersonntags 1917 rheinischen und westfälischen Teilnehmern eines Wandervogelgautages zu. Diese hatten sich in der Osternacht am Rhein gegenüber dem Städtchen Kaiserswerth um ein Osterfeuer geschart und lauschten nun in einer Morgenfeier den Worten des in Brandenburg an der Havel geborenen Förderers der Wandervogel-Bewegung.

Osterfeuer waren altes deutsches Brauchtum, in dem sich Christliches (Weihe des Feuers in der Osternachtliturgie) und Heidnisches (Glaube an die reinigende Kraft des Feuers) untrennbar verbanden. Bielert lobte die Jungen und Mädchen: "Mit neuem, reichem Leben habt ihr die alten Bräuche und Sitten erfüllt." Er fand anerkennende Worte für diese Jugend, die aus den Großstädten hinaus in die Natur und Kulturlandschaft zog, um die deutsche Heimat zu entdecken.

Die älteren Wandervögel (zu einem hohen Prozentsatz Kriegsfreiwillige) standen derweil an den Fronten des Weltkrieges. Bielert: "Auch aus eurem Kreise haben viele ihr junges Leben dahingegeben, um uns das Leben zu erhalten." Während sich 1916 an den Fronten und im Hinterland aus jugendbewegten Soldaten, Hilfsdienstpflichtigen und Krankenschwestern ein "Feld-Wandervogel" bildete, waren die für die Wandervogel-Ideale begeisterten Jugendlichen in der Heimat bemüht, unter den schweren Bedingungen der Ernährungs- und Versorgungskrise die Wandervogelbünde und ihr wertvolles Tun fortzuführen.

Bewußt hatten die "Söhne und Töchter des Rheinlandes und der Roten Erde" sich mit Blick auf die Kulisse von Kaiserswerth zum Gautag versammelt. Dort standen die Basilika, in der die Gebeine des angelsächsischen Glaubensboten am Niederrhein, des heiligen Swidbert ruhten, und die Trümmer der einst gewaltigen Kaiserpfalz Friedrich Barbarossas. Hier konnte Bielerts Appell gute Wirkung erzielen: "Stellt eure Bewegung in den Dienst des Vaterlandes! ... Wir hoffen auf euch, die ihr einst in dem neuen Vaterlande als deutsche Männer und Frauen mit aufbauen sollt, was der furchtbare Krieg vernichtet hat. Erfüllt euch mit deutschem Geiste, ... damit wir durch die große Not zum Siege und Leben hindurchdringen und bald das große deutsche Ostern feiern nach langer, schwerer Leidenszeit!"

Zwar hoffte Bielert auf einen deutschen Sieg und stilisierte Ostern sehr stark in patriotischem Sinne, aber ein unchristlicher oder gar gottloser Fanatiker war er nicht. Alles wurde für ihn überstrahlt von der biblischen Gewißheit: "Christ ist erstanden!"


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