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07.04.07 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-07 vom 07. April 2007

Kühle Köpfe, heiße Luft / Warum Knut mit Gabriel ins Packeis zieht, wie die Kühe ihren Plan vereiteln, und warum Frau Schleyer keine Witwe mehr sein darf
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Knut beherrscht den Bildschirm mit Bravour. Der Berliner Polarplüsch ist ein Star von Format, mit leichter Pfote stahl er den 27 Staats- und Regierungschefs, die sich zum 50. EU-Geburtstag unterm Brandenburger Tor gegenseitig beglückwünschten, die Schau.

Das Schönste an Knut ist die entspannte Selbstverständlichkeit, mit der er seine steile Karriere verdaut. Er macht nur die Faxen, die er ohne die vielen Kameras auch abzöge, er lädt sich keine "People-Magazin"-Macher ins Gehege ein, um sich in aufgesetzten Posen vor ihnen zu spreizen. Er setzt sich weder rote Perücken auf, noch streift er Latex-Handschuhe über seine Tatzen, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Er hat bislang noch nicht einmal gefordert, den Berliner Stadtwappen-Bären per Urwahl vom Thron zu stoßen ("Ich spreche hier nur offen aus, was die Mehrheit der Berliner Bärinnen und Bären seit langem denkt!"), obwohl Knut bestimmt gute Chancen hätte, auch heraldisch ganz nach oben zu kommen.

Puristen unter den Tierschützern schlägt der Trubel um den süßen Bären gewaltig auf den Magen. Sie wittern "Vermenschlichung" des wilden Tieres, was aus ihrem Munde klingt, als würde Knut von einer niederen Spezies vereinnahmt und verdorben.

Gut, daß jetzt regelmäßig im Fernsehen über die Entwicklung des beliebten Berliners berichtet wird. So können wir alle ein Auge auf ihn haben und Alarm schlagen, wenn Knut anfängt, zu "menscheln" und merkwürdige Sachen anzuziehen.

Kommt es dennoch zum Äußersten, bliebe nur die knallharte Notbremse, soll heißen: die Auswilderung! Doch wohin? Trotz sich ausbreitender sozialer Kälte und den vielen "kühlen Köpfen" im Bundeskabinett gibt es in ganz Deutschland kein natürliches Habitat, in dem sich ein ausgewilderter Eisbär wirklich zu Hause fühlte. Es ist zu warm.

Und dort, wo es kühl genug wäre, im Bayernland etwa, da gibt es keine Seefische und außerdem sind dort Bären ebenso wenig sicher vor Anfeindungen wie Latexhandschuhträger.

Man müßte Knut also in die frostige Fremde schicken, in den hohen Norden, ins Packeis - grausam! Grausam? Wieso denn? Er müßte ja nicht alleine gehen. Bundesumweltminister Gabriel hat feierlich die Patenschaft übernommen, ganz Fernsehdeutschland hat's gesehen, weshalb der Niedersachse davon jetzt nicht mehr runterkommt. Patenonkel haben die Pflicht, sich um die Kleinen zu kümmern, wenn die Eltern nicht zur Verfügung stehen, was bei Knut ja der Fall ist.

Also wird Sigmar Gabriel den lieben Knut in die Arktis begleiten und mit ihm auf der gemeinsamen Scholle durchs Eismeer treiben. Und wie ist es mit dem Unterhalt, wollen Sie wissen? Ist ja nicht einfach, so einen heranwachsenden Bären satt zu kriegen.

Keine Bange, der Gabriel ist kein Dummkopf. Das Fischefangen mit dem Maul kann er sich schließlich von den örtlichen Robben zeigen lassen, die ihn gewiß schnell als einen der Ihren akzeptieren und unterhaken werden.

Die Schiffspassage im Kühlcontainer müßte nicht einmal der Steuerzahler oder gar der klamme Berliner Zoo bezahlen. Wenn Gabriel ihnen verspricht, auch wirklich bis zu dessen 14. Lebensjahr bei seinem Schützling am Nordpol zu bleiben und für ihn zu sorgen, werden die deutschen AKW-Betreiber gern alle Rechnungen begleichen.

Allerdings wissen wir ja, daß das Klima kommt und alle Eisschollen wegschmelzen, mitsamt den Fischen und den Bären. Armer Knut, armer Sigmar.

Ständig tun sich neue Klimaquellen auf. Zuletzt standen die Kühe am Pranger, und ganz besonders die glücklichen unter ihnen, die ihr Leben auf malerischen Weiden verdösen und richtig Auslauf haben. Die produzieren jede Menge Methan, das noch mehr Klima macht als CO2! In den USA hat ein Politiker vorgeschlagen, den Rindern einen Katalysator in den Hintern zu stopfen. Aua, wie brutal! Außerdem würde das gar nichts nützen, das Verderben kommt nämlich vorne raus, beim Aufstoßen. Und Kühe müssen aufstoßen, um das Methangas loszuwerden, das sich beim Wiederkäuen bildet.

So rülpst das Vieh die Temperaturen in der Atmosphäre hoch und uns wird immer heißer. Das wirkt sich nicht nur aufs Wetter aus, wie der Blick in Länder zeigt, wo es jetzt schon viel wärmer ist als bei uns: Wo die Luft brennt, knallen auch in den Köpfen bald die Sicherungen durch.

Angela Merkel dachte sich gar nichts dabei, als sie dem scheidenden französischen Präsidenten Chirac einen alten Westerwälder Bierhumpen aus dem Jahre 1799 schenkte, und fügte zur historischen Belehrung der Medien an, 1799, das sei das Jahr gewesen, in dem sich Napoleons Truppen gerade mit den Osmanen in Ägypten "auseinandersetzten".

Die Wahrheit ist, daß die Franzosen die Türken seinerzeit heftig verdroschen haben. Im heißen Ankara verstand man die Sache richtig falsch und schrie, die Kanzlerin wolle die Türkei demütigen, indem sie dem Franzosen einen Bierseidel mit Szenen der türkischen Niederlage geschenkt habe.

Wir Deutschen fühlen uns gründlich mißverstanden: Erstens ist auf dem Krug gar kein Türke oder Franzose zu sehen, bloß Pferde und Blätterchen, die mit Ägypten oder Napoleon nichts zu schaffen haben! Und zweitens feiern wir Deutschen nichts so inbrünstig wie unsere Niederlagen und können kaum nachvollziehen, daß die Türken an den ihren so wenig Wonne finden.

Hierzulande trägt sogar ein Bahnzug den Namen "Westfälischer Frieden" und würdigt voller Stolz den Tag, als unsere Nachbarn das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in leicht konsumierbare Stückchen zerschnippelten. Leipzig, Sedan oder Tannenberg sind uns hingegen eher peinlich. Die Türken sind halt ein eigenartiges Volk. Aber nichts sind sie gegen die Iraner, die vor Wut sieden über einen amerikanischen Film, in dem die Perser von König Xerxes als weibische, hinterhältige Vormenschen gegeißelt werden, die an den Thermopylen gegen weit unterlegene spartanische Lichtgestalten antreten, die so sind, wie amerikanische Helden gern wären: Simpel, aber ehrlich, stahlhart, doch im Herzen gut, gerecht und unendlich tapfer.

Die Amerikaner beteuern wie üblich in solchen Fällen, daß das alles doch bloß Hollywood sei und diese humorlosen Perser sich nicht so haben sollten. Die Iraner sehen indes nur eine schlecht getarnte Parabel, mit der man sie hier und heute runtermachen will.

Auch die können von uns noch einiges lernen. Wenn wir wegen jedes US-Streifens, in dem Deutsche als dumpfe, düstere Übeltäter karikiert werden, böse würden, hätten wir unsere amerikanischen Freunde schon vor Jahrzehnten auf die Feindesliste gesetzt. Tun wir aber nicht, "ist ja bloß Hollywood, also beruhigt euch".

Allerdings gilt auch: Es ist nicht das selbe, wenn zwei das gleiche tun! Sollten deutsche Filmproduzenten alle Jahre wieder blutgierige amerikanische Sklaventreiber und Indianermörder in Reihe an die Leinwand klatschen, dürften die US-Reaktionen ziemlich iranisch ausfallen: "Antiamerikanismus!" Mit einem achselzuckenden "Regt euch nicht auf - ist doch bloß Babelsberg!" würden sie uns kaum davonkommen lassen.

Überhaupt: "Indianermörder"! Mörder sagt man nicht mehr. Brigitte Mohnhaupt will uns verbieten lassen, daß wir sie weiterhin "Mörderin" nennen. Als nächstes dürfte Frau Mohnhaupt der Frau Schleyer untersagen, sich Witwe zu nennen. Schließlich gefährdet der mit dem Witwenstatus verbundene Vorwurf die Resozialisierungs-Aussichten von Brigitte Mohnhaupt in unerträglicher Weise. Wie verbuchen wir dann aber Hanns-Martin Schleyer, Siegfried Buback und die anderen Toten? Vorschlag: Einfach "abhanden", so wie die Indianer.


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