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07.04.07 / Mord von Kinderhand / Jugendliche Täter: Union fordert frühere Strafmündigkeit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-07 vom 07. April 2007

Mord von Kinderhand
Jugendliche Täter: Union fordert frühere Strafmündigkeit
von Peter Westphal

Als in der Nacht zum vorvergangenen Freitag im Sony-Center am Potsdamer Platz der europaweite Verkaufsstart der neuen Spiele-Konsole Playstation 3 gefeiert wird, darf der Auftritt des „Gangsta-Rappers“ Sido nicht fehlen, der es wohl weniger trotz, als vielmehr wegen seiner gewaltverherrlichenden Texte bis in die Mitte der Gesellschaft geschafft hat. Der Künstlername Sido steht dabei symptomatisch für die zu beobachtende Verrohung: Sollte er ursprünglich eine Abkürzung für „Sch ... in dein Ohr“ sein, galt er später als Bezeichnung für „SuperIntelligentes DrogenOpfer“.

Ausländischstämmige Jugendliche, zumeist Araber und Türken, sprechen ihr schwächeres Gegenüber häufig nur noch als „Du Opfer“ an, es ist eine Gemengelage aus Hohn, Häme und der Lust, den Drangsalierten lächerlich zu machen. Die damit einhergehende Verachtung und Billigung von Gewalt muß sich dabei nicht immer gegen andere richten. So verloste Sony zum Verkaufsstart auch einige der knapp 600 Euro teuren Playstation-3-Geräte an jene Jugendlichen, die sich unter dem Motto „Was würdest du tun?“ selber zu demütigen verstanden, indem sie sich beispielsweise auf der Bühne auszogen oder bereit waren, zehn rohe Eier, etliche Löffel Butter und Kaffeepulver zu schlucken.

Am einfachsten ist aber noch immer „das Opfer der anderen“, etwa vom angehenden Krankenpfleger Fabian W. (25), der in jener Nacht ebenfalls die Playstation gekauft und sich auf den Heimweg in die nahegelegene Wilhelmstraße befunden hatte. Zwei „Südländer“ springen ihn von hinten an, er stürzt zu Boden. Tritte und Schläge treffen Kopf und Körper, die Täter beschimpfen ihn als „Hurensohn“ und ziehen mit seiner Playstation davon – allerdings nicht, ohne vorher noch eine Pistole zu ziehen, diese durchzuladen und zu drohen: „Wenn du faxen machst, dann war’s das!“ wie die „Berliner Morgenpost“ den Geschädigten zitiert. Zwei Tage zuvor wurde auf dem U-Bahnhof Wittenau im Bezirk Reinickendorf ein 55jähriger Mann von einem zwölfjährigen türkischen Jungen niedergestochen, als er einem älteren Herrn hatte helfen wollen, der von dem Jungen beschimpft und bedrängt worden war. Obwohl der Junge am Abend gefaßt werden konnte, übergab ihn die Polizei nach der erkennungsdienstlichen Behandlung wieder in die Obhut seiner Mutter.

Ginge es nach dem aktuellen Dringlichkeitsantrag der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, würde der Junge jetzt hinter Gittern sitzen. In ihrem „Maßnahmenkatalog zur Bekämpfung der Jugendkriminalität“, der Anfang Februar im Plenum behandelt worden war und der derzeit im Rechts- sowie im Bildungsausschuß beraten wird, ergeht an den Senat die Aufforderung, die Strafverfolgung radikal zu verschärfen. Die aktuelle Kriminalstatistik (PKS) spricht dabei eine deutliche Sprache: So betrug im Jahr 2006 der Täter-Anteil strafunmündiger Kinder unter 14 Jahren bereits 4,1 Prozent, was einer Zahl von 5522 Kindern entspricht. Ginge es nach der CDU, würde die Strafmündigkeit auf zwölf Jahre herabgesetzt. Des weiteren wird gefordert, die Möglichkeit der Aussetzung der Verhängung der Jugendstrafe aus dem Jugendgerichtsgesetz zu streichen und in der Regel das Erwachsenenstrafrecht anzuwenden. Die Höchststrafe für Heranwachsende soll im Jugendstrafrecht bei besonders schweren Straftaten von zehn auf 15 Jahr erhöht werden. Darüber hinaus wird die geschlossene Heimunterbringung für hochgradig gefährliche Kinder und Jugendliche gefordert, eingebettet in einen Rahmen erzieherischer und therapeutischer Konzepte.

Wie nötig dies ist, illustrierte kürzlich ein Interview des öffentlich-rechtlichen Radiosenders „Multikulti“ mit dem verzweifelt klingenden Berliner Jugendrichter Günter Recke. „Bedrohlich“, so der Beamte, sei das „flächendeckende“ Problem der immer jünger und immer brutaler werdenden jungen Täter. Fatal sei das Phänomen, daß der Status des „Intensivtäters“ mittlerweile Sozialprestige bedeute. Eine fragwürdige Rolle spielten dabei wohl auch die Elternhäuser dieser ausländischen Jugendlichen, die ihre strafunmündigen Kinder offensichtlich nicht zurückhalten würden. Begünstigt würde die kriminelle Karriere durch das massiv zunehmende Problem des Schuleschwänzens. Doch ist dies nur die eine Seite der veränderten Gesellschaft.

Tiefgreifender zeigt sich die Veränderung im alltäglichen Leben. Beliebig scheinen dabei die Beispiele aus dem jüngsten Alltag, die die zunehmende Toleranz gegenüber aggressivem Verhalten und unverhohlener Gewaltandrohung bebildern: Da ist das unwillkürliche Ausweichen auf dem Gehweg, wenn drei jugendliche „Kulturbereicherer“ türkischer Abstammung einem entgegenkommen, da ist die Ignoranz zweier – offensichtlich nicht deutschstämmiger – Mädchen in der S-Bahn, die trotz zweifacher Ermahnungen keine Anstalten machen, die nervtötende Lautstärke ihrer Hiphop-Musik zu minimieren, da sind die – ebenfalls aus dem Migrantenmilieu stammenden – Jugendlichen, die auf dem U-Bahnhof Schönleinstraße (Bezirk Neukölln) ungeniert auf die Sitzbank urinieren, ohne daß jemand vernehmlich zu protestieren wagt, da ist der farbige Mitbürger, der mit dem Fahrrad in den hierfür nicht zugelassenen und zudem überfüllten U-Bahnwaggon drängelt, während er die Sitzenden anrempelt, – dem jungen Mann, der als einziger zaghaft Widerspruch wagt, werden unversehens Schläge angedroht – und der ganze Waggon schweigt. Während der 50. Jahrestag der Europäischen Gemeinschaft gefeiert wird, des angeblich einzigen Garanten des Friedens, rüsten sich die Parallelwelten zum Krieg in unseren Städten.

Foto: Kaum Hemmungen: Heftige Tritte gegen den Kopf sind üblich.


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