24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.04.07 / Am liebsten verschweigen / Zum Tode von Werner Maser - Der Hitler-Biograph verärgerte vor allem die Linke

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-07 vom 14. April 2007

Am liebsten verschweigen
Zum Tode von Werner Maser - Der Hitler-Biograph verärgerte vor allem die Linke
von H.-J. Mahlitz

Teile seines Werkes, so glaubte die Deutsche Presseagentur dem soeben Verblichenen nachrufen zu müssen, seien "umstritten" gewesen. Ja, was denn auch sonst? Wenn einer nicht nachbetet, was der Zeitgeist gerade für die Wahrheit hält, wird er für "umstritten" erklärt; die nächste Stufe ist dann der Griff zur Revisionismus-Keule.

Deren Totschlag-Argumente hat der Historiker Werner Maser oft genug zu spüren bekommen. Als gebürtiger Ostpreuße (Jahrgang 1922) war ihm aber eine gehörige Portion Dickschädeligkeit mitgegeben. Sie verlieh ihm die Standfestigkeit, sich durch Anfeindungen - auch in den Feuilletons als konservativ geltender Zeitungen - nicht verbiegen zu lassen.

Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Schaffens war die Geschichte des Zweiten Weltkriegs und des Dritten Reiches, insbesondere auch dessen Führungspersonals. 1971 veröffentlichte er eine Hitler-Biographie, die bis heute auf einer Ebene mit Joachim Fests Standardwerk zu diesem Thema steht. Der Untertitel "Legende - Mythos - Wirklichkeit" ist zugleich Programm. Nüchtern beschreibt Maser, wie die Führerlegenden der einen wie der anderen Präferenz - hier Vergötterung, da Verteufelung - entstehen konnten. Er holt Hitler vom Podest der Mythen herunter, zeigt ihn als reale Gestalt und macht ihn und das von ihm angeführte System als politisches Phänomen erklärbar.

Insofern war Masers Hitler-Buch damals die angemessene Antwort auf den maßlos überzogenen Vergangenheitsbewältigungs-Wahn der 68er. Die hatten nun das Pech, bei Maser keinerlei Ansätze von Verharmlosung oder "Relativierung" finden zu können. Also griffen sie zum "letzten Mittel", dem Totschweigen: Bis auf ein paar rüpelhafte antifaschistische Pflichtübungen wurde Maser von der ideologischen Linken weitgehend ignoriert.

Nicht so außerhalb der Grenzen Deutschlands. Die Hitler-Biographie wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt, gilt selbst in der historischen Abteilung der Moskauer Akademie der Wissenschaften seit langem als Standardwerk, wie übrigens auch seine Arbeit über den deutsch-sowjetischen Krieg. Unter dem Titel "Der Wortbruch" vertrat er 1994 die These, nicht nur Hitler, sondern auch Stalin sei 1941 auf Kriegskurs gewesen. Masers intensives Quellenstudium - er hatte damals als erster westlicher Historiker Zugang zu den Moskauer Archiven - machte es seinen Gegnern schwer, ihm revisionistische Verharmlosung der Hitlerschen Aggression vorzuhalten; dennoch ziehen sich solche Vorwürfe noch heute durch die Nachrufe. Tatsächlich vertrat Maser die These, daß beide Diktatoren seit langem den Angriff geplant, den Nichtangriffspakt von 1939 gar in der festen Absicht geschlossen hatten, ihn bei passender Gelegenheit zu brechen. Im Gespräch mit dem Autor hatte Maser das einmal so auf den Punkt gebracht: "Von zwei verbrecherischen Aggressoren war Hitler einfach der schnellere!"

Neben seinen richtungsweisenden Forschungen über die führenden Figuren des nationalsozialistischen Systems und über den Weg in den Zweiten Weltkrieg sind auch seine zeitgeschichtlichen Arbeiten erwähnenswert. So widmete er dem "Kanzler der Einheit" eine Biographie, die sich durch ausgewogene Balance zwischen freundschaftlicher Sympathie und politischer Distanz auszeichnet.

Die Vereinigung von Bundesrepublik und DDR war für den bereits emeritierten Maser Anlaß, noch einmal "die Ärmel hochzukrempeln"; von 1991 bis 1993 wirkte er am Aufbau einer ideologiefreien Geschichtswissenschaft an der Universität Halle-Wittenberg mit.

Die Leser der Preußischen Allgemeinen Zeitung schätzen Werner Maser seit vielen Jahren als Autor fundierter Beiträge zu historischen und zeitgeschichtlichen Themen. Am Gründonnerstag starb er im Alter von 84 Jahren in seiner Wahlheimat Speyer.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren