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14.04.07 / "Die spinnen!" / Das merkwürdige Verhalten der US-Amerikaner

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-07 vom 14. April 2007

"Die spinnen!"
Das merkwürdige Verhalten der US-Amerikaner

Tom Buhrows Lächeln hat den knarzigen Wickert samt seiner Frankophilie und seiner mit rollenden "R" gewünschten geruhsamen Nacht nach Jahren als Moderator der "Tagesthemen" abgelöst. Buhrow war zuvor Korrespondent in Washington und hat mit seiner Frau Sabine Stamer, die ebenfalls lange, journalistische Jahre in den USA verbrachte, ein kleines Buch vorgelegt, das uns auf eine heitere, subjektive Weise mit ihrer Sicht von Amerika vertraut machen soll. Liest man diese ironische Kritik, denkt man gleich an Asterix und wandelt dessen Spruch über die Römer um in: "... die spinnen doch die Amis".

So muß sehr vieles an Amerika für deutsche Augen und Ohren sehr gewöhnungsbedürftig sein. Doch vor allem Sabine Stamer versteht es, den tieferen Sinn amerikanischer Attituden zu erklären. Wer amerikanische "Statements" wörtlich nimmt, ist schon auf dem falschen Dampfer. Der Sinn amerikanischen "small-talks" ist häufig nur soziale Fellpflege. Dabei hat man stets das Gefühl auf einem rassischen und sozialen Minenfeld zu stehen, das ständig durch Mienen, Gesten und Sprüche entschärft werden muß.

Wer wirklich sage, was er denke, gelte schnell als deutscher Grobian. Amerikaner liebten den Euphemismus und sie würden ihrem Gegenüber stets optimistische Vorschußlorbeeren geben. Deshalb sei man gerne geneigt, vieles nachzusehen, denn die als kontrastierend empfundene deutsche Art, seinem Gegenüber im Zweifelsfall lieber erst mal eins auf den Deckel zu geben, findet Sabine Stamer für ein gelungenes Zusammenleben nicht gerade förderlich. Die Tiefenschicht amerikanischer Lebensart sei ein festgefügter Materialismus, wo "shopping" das Freizeitvergnügen par excellence sei.

In Amerika sei nichts eigentlich auf Dauer angelegt, der Beruf schon gar nicht, und deshalb wundert sich das Autorenpaar auch nicht mehr, daß die Qualität handwerklicher Dienstleistungen häufig "unter aller Sau" sei.

Der wahre Fetisch Amerikas sei das Auto, selbst auf Friedhöfen könne man die Gräber seiner Großeltern aus dem Wagenfenster gießen. Seltsamerweise besäße Amerika zur gleichen Zeit eine fast absurd theatralische Religiosität unter den Evangelikalen, die in ihrer creationistischen Spielart sogar die Evolutionslehre vom Lehrplan streichen möchten. Dabei hätten alle einen verrückten Bakterienwahn und die Furcht vor "germs" (Bakterien) sei ein stetes Verkaufsargument für die Reinigungsmittelindustrie.

Dieser Reinigungswahn würde nur noch übertroffen durch die prüde Sexualmoral, die menschliche Nacktheit im Fernsehen für schädlicher hielte als die ungeschminkte Darstellung von härtesten Gewaltszenen. Wobei wir auch schon gleich bei der Waffenindustrie sind.

Die meisten Amerikaner seien Waffennarren und für sie gelte der Besitz von Waffen als amerikanisches Grundrecht. Die Folge sei, daß auf den Straßen Washingtons schon Kindergangs ihre Streitigkeiten mit Revolvern erledigten.

Offiziell gäbe es keinen Rassismus in den Vereinigten Staaten, doch auf oft seltsam verschlungenen Wegen spiele die Rasse eine gewichtige Rolle. Sabine Stamer plaudert da ein wenig aus dem Nähkästlein schwarzer Kosmetikanstrengungen.

Obwohl Gesundheit und Sicherheit in Amerika Thema Nummer eins seien, würde dieses Streben durch die Eß- und Kaufgewohnheiten ständig konterkariert.

Letzten Endes meint das Autorenpaar könnten wir aber etwas von Amerika lernen, quer durch alle Parteien sei Amerika grundpatriotisch, in den USA liebte man sein Land und mißtraue seiner Regierung. H. von Dobeneck

Tom Buhrow und Sabine Stamer: "Mein Amerika. Dein Amerika", rowohlt, Reinbek 2007, geb., 287 Seiten, 19,90 Euro, Best.-Nr. 6131


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