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14.04.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-07 vom 14. April 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

ich habe zwar viel um die Ohren, lieber Herr Dr. Ingo Meyer - deshalb wurde Ihnen wohlmeinend abgeraten, an mich zu schreiben -, aber es ist gut, daß Sie es doch getan haben, denn Ihr Wunsch ist wichtig und erfüllenswert. Es geht um den Friedhof des Dorfes Zondern, Kreis Lötzen. Seit Januar 1945 liegen dort von betrunkenen Rotarmisten erschossene Bewohner begraben. Notdürftig, wie Herr Dr. Meyer feststellen mußte, denn das Gemeinschaftsgrab ist völlig ungepflegt und für Fremde als Grabstelle nicht erkennbar. Die Kriegsgräberfürsorge soll dafür nicht zuständig sein, da es sich nicht um ein Soldatengrab handelt. Nun möchte Herr Dr. Meyer zunächst die Namen der Toten feststellen, solange noch Zeitzeugen leben, die darüber Auskunft geben könnten. Bisher sind nur die Namen von zwei damals 75jährigen bekannt: Johann Kopka und Frau Beinah, letztere kannte Dr. Meyer noch persönlich, sie war die Schwiegermutter des Lehrers Robert Gutzeit aus Zondern. Wer aber sind die anderen Toten? In dem Ort wohnen heute noch zwei deutsche Familien, die aber aus eigenem Erleben nichts sagen können, da sie damals im Kindesalter waren. So sprechen wir also die älteren ehemaligen Bewohner an, die sich vielleicht noch an die Greueltat erinnern oder wissen, daß Angehörige ihrer Familien darunter waren. Jede Angabe ist wichtig, denn Herr Dr. Meyers Ziel ist die Errichtung eines schlichten Grabsteines oder Holzkreuzes mit den Namen der Toten, wie es in anderen masurischen Dörfern schon geschehen ist. (Dr. med. vet. Ingo Meyer, Heerde 70 in 27245 Kirchdorf, Telefon 0 42 73 / 3 78.)

Ich hoffe nur, daß ich die Namen richtig gelesen habe, das ist bei handgeschriebenen Briefen oft sehr schwierig, zumal wenn keine Telefonnummer angegeben ist, damit man im direkten Gespräch die Unstimmigkeiten klären kann. Aber auch E-Mails haben es in sich, oder gerade sie. Denn es werden zumeist weder Anschrift noch Telefonnummer genannt, die Angaben sind auf ein Minimum begrenzt. Da müßte man manchmal schon hellseherische Fähigkeiten haben, aber ich bin nun einmal keine Günther-Geffers, na ja, diese einstmals berühmte ostpreußische Hellseherin lag manchmal auch ganz schön daneben! Also heißt es nachfassen, und das muß ich auch bei dem wohl kürzesten und rätselhaftesten Suchwunsch, der per E-Mail aus den USA kommt: "ich Suce minen Front Bruno in 1944 Erhat in Ragnit Ge wüht." Darunter steht noch: "Veröffentlichung erlaubt" - was ich hiermit wortgetreu tue. Und was ist daraus zu entnehmen? Wohl daß der Absender einen Freund namens Bruno aus Ragnit sucht, mit dem er 1944 zusammen war. Vielleicht satteln wir das Pferd mal von hinten auf: Kann sich ein Bruno aus Ragnit an einen Jugendfreund Paul Kolbeck erinnern? Er wohnt, soviel ich der E-Mail entnehmen kann, in Oregon, USA. Das einzige, was absolut feststeht, ist seine E-Mail-Adresse (pmkolbeck@earthlink.net). Also, wenn da auf Anhieb was geschieht, laß ich uns als "Wunderfamilie" patentieren!

Jede Woche verfolgt Frau Gisela Schmidt die Schicksale, die durch die Ostpreußische Familie an die Öffentlichkeit gelangen, und sie freut sich immer wieder, wenn bei schon mehr als einem halben Jahrhundert zurückliegenden Ereignisse und in oft ausweglosen Situationen doch noch Lösungen gefunden wurden. Nun erhofft sie diese auch für sich, denn seit Jahren versucht sie, authentische Aussagen über das Schicksal ihrer Großeltern zu erhalten - bisher leider vergeblich. Durch Zufall hat Frau Schmidt jetzt einen neuen, wenn auch vagen Hinweis erhalten, dem sie mit Hilfe der Ostpreußischen Familie nachgehen möchte, denn nur durch diese könnte es brauchbare Informationen geben. Die Großeltern, Auguste und Gustav Schidlowski aus Schwägerau, Kreis Insterburg konnten nicht mehr aus Ostpreußen herauskommen. Wie Frau Schmidt erst sehr viel später erfuhr, sollen sie - obwohl sie sehr krank waren - noch vor den anrückenden Russen mit einem Handwagen bis Neukuhren gekommen sein, mußten jedoch wieder in ihren Heimatort zurückkehren. Ihr Wohnhaus war abgebrannt. Zusammen mit anderen Deutschen sollen sie in den Nachbarort Staatshausen gebracht worden sein. Von da an gibt es keine weiteren Hinweise mehr, niemand weiß, ob sie verschleppt wurden, in ein Lager kamen oder dort verstarben? Nun erfuhr Frau Schmidt, daß damals auch ein Fritz König aus Trakehnen in Staatshausen war. Diesen Schicksalsgefährten ihrer Großeltern sucht Frau Schmidt und möchte mit ihm in Verbindung treten. Falls er nicht mehr leben sollte, hofft sie, daß sich jemand aus seinem Familien- oder Bekanntenkreis meldet. Das gilt auch für andere Landsleute, die 1945 in Staatshausen, das die Russen "Podgornoe" nennen, oder später mit Auguste und Gustav Schidlowski zusammenwaren. Das hier genannte Staatshausen, das zum Kirchspiel Norkitten gehörte und bis 1928 Wiepeninken hieß, darf nicht verwechselt werden mit dem gleichnamigen, von den Polen "Stanczyki" genannten Ort im Kreis Goldap. Für jede Zuschrift, die etwas Licht in die Dunkelheit des ungeklärten Schicksals ihrer Großeltern bringen könnte, wäre die Enkelin dankbar. (Gisela Schmidt, Leipziger Straße 57 in 07742 Jena, Telefon 0 36 41 / 42 59 77.)

Etwas hoffnungsvoller bin ich bei dem nächsten Suchwunsch, denn da führen einige Angaben in das Nachkriegsdeutschland mit konkreten Anschriften. Im Mittelpunkt der von Frau Renate Rudnik gewünschten Suchaktion steht Lilli Löbert, * 18. Juni 1920 in Kröchern, Kreis Gerdauen. Sie heiratete in erster Ehe Kurt Kowalsky, * 1921 in Allenburg, wo sie auch zur Schule ging und eine Ausbildung machte. Die Hochzeit fand in Königsberg statt (am Heumarkt oder in Schönfließ). Das junge Paar bekam eine Tochter Karin Liane Kowalsky, * 18. Februar 1941, die aber auch die Ehe nicht retten konnte, denn die Scheidung erfolgte bereits Anfang 1943. Lilli heiratete noch im selben Jahr Hans Hermanies, * 6. Dezember 1919 in Gumbinnen, mit dem sie schon einmal verlobt gewesen war. Die Eltern von Lilli waren der Ziegelmeister Otto Löbert, * 1893 in Fischhausen, und Anna geborene Bundszeneck, * 1898 in Hasenpot / Lettland. Lilli war das älteste Kind des Ehepaares Löbert, das noch eine Tochter Ruth, * 17. März 1924 in Preussendorf, und den Sohn Adolf, * 18. Juni 1933 in Eydtkuhnen, hatte. Otto Löbert muß damals in oder bei Eydtkuhnen gearbeitet haben, denn beide Töchter wurden auch dort konfirmiert. Er war dann Betriebsleiter im Ziegelwerk Wuslack, Kreis Bischofstein und in Aweiden / Königsberg, wo die Familie in der Reichsstraße 123 wohnte. Die Löberts waren nach Kriegsende noch in Ostpreußen, sie wurden im November 1947 nach Ilmenau / Thüringen umgesiedelt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Langewiesen zogen sie 1949 nach Bad Doberan / Mecklenburg. Dort verliert sich die Spur. Gesucht werden nun Angaben über den weiteren Verbleib von Lilli Löbert, geschiedene Kowalsky, verheiratete Hermanies, und ihre Familienangehörigen. Vielleicht meldet sich auch eine der genannten Personen direkt bei Renate Rudnik, Erlenweg 14 in 63303 Dreieich, Telefon (0 61 03) 69 99 12, Fax (0 61 03) 69 98 11.

Mit Frau Charlotte Gassert aus Boitzenburg stand ich schon oft und gerne in Verbindung, nun hoffe ich, daß ich ihr und damit ihrer Cousine Hilda Wiechert helfen kann. Denn die 85jährige bat Frau Gassert, ihr nach der Sache nach ihrem Halbbruder Albert Helwing zu helfen. Und das erscheint gar nicht so aussichtslos, denn Albert wurde 1945 hier im Westen geboren, ist also erheblich jünger als seine Halbschwester. Er ist der Sohn der zweiten Frau ihres gemeinsamen Vaters Albert Helwing, einem älteren Bruder von Frau Gasserts Mutter. Als er auf einem Gut im Kreis Insterburg als Wirtschafter tätig war, lernte er dort seine zweite Frau Lieselotte kennen. Die Ehe dauerte nur kurz, denn bald begann die Flucht, auf der das Ehepaar bei den Eltern von Frau Gassert in Königsdorf, Kreis Heiligenbeil unterkam, aber dann bei eisiger Kälte weiterzog. Albert Helwing brachte seine hochschwangere Frau noch über die Weichsel, dann kehrte er nach Heiligenbeil zurück. Er ist wie auch die drei anderen Geschwister von Frau Gasserts Mutter in der Heimat umgekommen. Seine Frau fand in Schleswig-Holstein eine Bleibe und gebar dort ihren Sohn, dem sie den Namen des Vaters gab. Frau Wiechert hat Stiefmutter und Halbbruder dort einmal aufgesucht, sie kann sich aber nicht an den Ort erinnern, es könnte Itzehoe oder Eckernförde gewesen sein. Leider riß die Verbindung dann ab - bis heute. Vielleicht läßt sie sich aber doch noch knüpfen. Wer weiß, ob und wo Albert Helwing und vielleicht auch seine Mutter heute leben? Seine soviel ältere Halbschwester würde sich freuen, wenn es ein Wiederfinden gäbe, und Frau Gassert als Vermittlerin auch. Sie kennt unsere Ostpreußische Familie und ist deshalb hoffnungsfroh. Zuschriften bitte an Charlotte Gassert, Fritz-Reuter-Straße 36 in 19258 Boizenburg, Telefon (03 88 47) 5 54 20.

Eure Ruth Geede


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