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14.04.07 / Die Tschechen rächen sich an Jozef Tiso

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-07 vom 14. April 2007

Die Tschechen rächen sich an Jozef Tiso

Tiso muß hängen - dieser haßerfüllte Wunsch leitete Eduard Benesch, den 1945 aus dem Exil zurückgekehrten Staatspräsidenten der Tschechoslowakei, als er die US-Amerikaner aufforderte, den in ihrem Gewahrsam befindlichen Staatspräsidenten der Slowakei, Monsignore Jozef Tiso, auszuliefern. Dies geschah, und am 15. April 1947 wurde Tiso in Preßburg zum Tod durch den Strang verurteilt. Drei Tage später wurde der Prälat hingerichtet.

Der 1887 geborene Tiso, volksverbunden-jovialer Landpfarrer und einige Jahre Professor für Moraltheologie an einem Priesterseminar, engagierte sich in der Slowakischen Volkspartei (SVP). Er formulierte 1925 deren Grundsatzprogramm im Sinne seiner christlichen und autoritär-ständestaatlichen Ideen mit dem Ziel, größere slowakische Autonomierechte im Nationalitätenstaat Tschechoslowakei zu erlangen. 1938 übernahm Tiso - seit 1920 Abgeordneter im tschechoslowakischen Parlament - den Vorsitz der SVP. Am 15. November 1938 wählte der slowakische Landtag ihn zum Ministerpräsidenten. Am 9. März 1939 setzte CSR-Staatspräsident Emil Hacha die slowakische Landesregierung ab und ließ die führenden slowakischen Politiker verhaften. Adolf Hitler erzwang die Freilassung der Verhafteten. Am 14. März 1939 beschloß der slowakische Landtag auf Tisos Antrag hin die Unabhängigkeit der Slowakei. Durch einen Schutzvertrag band der neue Nationalstaat sich an das Deutsche Reich. Tiso sah dies als das kleinere Übel an. Die deutsche Diplomatie hatte mit Alternativlösungen gedroht: Aufteilung der Slowakei durch Ungarn, Polen und Deutschland oder Umwandlung in ein Protektorat. Am 26. Oktober 1939 wurde Tiso Staatspräsident der Slowakei.

Tiso sah in seinem Amt die Verpflichtung, "stets ein getreuer Dolmetscher des Willens und der Gesinnung der Nation" zu sein. Nach dem von deutschen Truppen niedergeschlagenen Aufstand slowakischer Widerständler (1944) zerfiel Tisos Regime. Nun wurde auch Tisos Stop von Judendeportationen in deutsche Vernichtungslager (1942) hinfällig; deutsche Reichsbeauftragte setzten sich einfach über Tiso hinweg. Diese Judendeportationen waren 1946/47 einer der Anklagepunkte im Tiso-Prozeß. Andere waren Zusammenarbeit mit den deutschen Nationalsozialisten und Zerstörung des tschechoslowakischen Staates. Dem Gericht sprach Tiso das Recht ab, über ihn zu urteilen. Ob er schuldig sei, wolle er getrost der Geschichte überlassen. Zwei Drittel der slowakischen Bevölkerung traten für eine Begnadigung des noch immer beliebten Prälaten ein. Im CSR-Ministerrat war man mit 17:6 Stimmen gegen eine Begnadigung. Benesch machte von seinem Begnadigungsrecht keinen Gebrauch. Manfred Müller


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