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21.04.07 / Ein alter Hut! / Der Ex-"Mister Tagesthemen" entdeckt preußische Tugenden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-07 vom 21. April 2007

Ein alter Hut!
Der Ex-"Mister Tagesthemen" entdeckt preußische Tugenden

Manchmal fällt es schwer, über ein Buch etwas Nettes zu sagen. Selbst die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" druckste herum, als sie das neue Buch von Ulrich Wickert beurteilen mußte.

"Gauner muß man Gauner nennen - Von der Sehnsucht nach verläßlichen Werten" lautet der aktuelle Buchtitel des ehemaligen "Mister Tagesthemen". Na ja, und weil er so schön fordert, endlich Klartext zu reden, tun wir es an dieser Stelle auch: Man, ist das ein alter Hut eines selbsternannten Moralapostels - und das war noch nett!

Ulrich Wickert hat nun offenbar auch erkannt, daß eine Gesellschaft ohne Werte keinen Bestand hat, und so besteht er darauf, endlich Probleme beim Namen zu nennen. Diese an sich gute Erkenntnis zerredet er allerdings so unambitioniert und so althergebracht, daß man außer einem Dauergähnen noch Kopfschmerzen vom vielen verständnislosen Kopfschütteln bekommt.

Ganz selten erzählt der Autor mal lustige Anekdoten, wie die vom Hamburger Segelclub an der Alster, wo man ein Nicht-Mitglied dadurch entlarvte, daß es allen Personen einen "Guten Tag" wünschte. Während Wickerts Kollege Wolf von Lojewski in seiner aktuelle Publikation "Der schöne Schein der Wahrheit" zwar auch keine neuen Erkenntnisse präsentiert, diese aber wenigstens mit lustigen Geschichten würzt, kommt Wickert nur manchmal mit einem Vergleich Deutschlands mit seinem Lieblingsland Frankreich. Doch das ist noch ätzender, da der bekennende Frankophile diese Karte bereits überreizt hat.

Auch beklagt er sich, daß die meisten Medien den Aufruf von Matthias Platzeck bezüglich einer Rückbesinnung auf "positive preußische Tugenden" so wenig gewürdigt hätten. Seine Argumente für preußische Tugenden relativiert er jedoch im nächsten Atemzug selber.

Ganz abenteuerlich wird es, wenn er auf das Thema "Zentrum gegen Vertreibungen" kommt. Eigentlich sei dies ja eine gute Idee, doch zu viel Erinnern sei auch nicht gut, da man eine gestörte Identität bekäme. Da die Deutschen ja schon ständig an ihre Holocaust-Schuld denken müßten, sei das Thema Vertreibung vielleicht doch ein wenig zu viel Erinnern: "Jetzt, da die unmittelbar Betroffenen immer weniger werden, wäre Vergessen angebracht."

Zwischen viel wenig prägnantem Blabla zum Thema Etikette, Disziplin und Leitkultur wird eins offenbar: Wickert redet selbst alles andere als Klartext. Wie erfrischend war dagegen noch sein vorheriges Buch "Die Wüstenkönigin", in dem der Autor in Männerphantasien schwelgend einen alternden, französischen Richter als 007-Verschnitt in Angola ermitteln und schöne Frauen retten ließ. Rebecca Bellano

Ulrich Wickert: "Gauner muß man Gauner nennen - Von der Sehnsucht nach verläßlichen Werten", Piper, München 2007, geb., 285 Seiten, 19,90 Euro, Best.-Nr. 6134


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