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28.04.07 / Zurück zu Jesus? / Das Christentum erfreut sich eines wachsenden Interesses

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-07 vom 28. April 2007

Zurück zu Jesus?
Das Christentum erfreut sich eines wachsenden Interesses
von Rebecca Bellano

Schick herausgeputzte Minderjährige und Heerscharen von elegant gekleideten Erwachsenen bevölkern an den Sonntagen im April und Mai die Kirchen und nahegelegenen Gaststätten: Kommunionen und Konfirmationen stehen an.

Und auch wenn die Kirchen sich freuen, mal wieder ein vergleichsweise volles Haus mit einem im Alter gemischten Publikum zu haben, so ist auch um diese Jahreszeit das Gebäude keineswegs so gut besucht wie noch vor einigen Jahren: Einige Gemeinden verzeichnen bis zu 20 Prozent weniger Jugendliche bei Konfirmation beziehungsweise Kommunion. Doch der Grund für diesen Rückgang liegt keineswegs am Desinteresse der jungen Menschen, sondern an den kleineren Jahrgangsgrößen.

Also sieht die Lage für die Kirchen gar nicht so schlecht aus, weil letztendlich der segnungswillige Anteil eines Geburtsjahrganges konstant geblieben ist? Mit dieser Deutung der Statistik scheinen sich die Kirchen zu beruhigen, doch es ist eine falsche Einstellung.

Wie das Allensbacher Institut für Demoskopie herausgefunden zu haben vermeint, sei die Religion in Deutschland sogar wieder im Kommen. So sei der prozentuale Anteil jener 16- bis 29jährigen, die Kraft aus ihrem Glauben gewinnen, von 18 auf 26 Prozent gestiegen. Dies sei so erstaunlich, weil gerade diese Jahrgänge so gut wie keine christlich-religiöse Erziehung genossen hätten. Nach dieser Theorie sind also immer mehr junge Deutsche auf der Suche nach einer Konstanten in ihrem Leben, doch anstatt dieses Bedürfnis der Jugend für sich zu nutzen, schaffen es vor allem die Protestanten nicht, diese Entwicklung nutzbar zu machen: Die Zahl der Kirchenaustritte, ja, Kirchenfluchten, bleibt vor allem bei den jungen Berufsanfängern konstant hoch.

Dabei erkennen doch immer mehr Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wie wichtig Religion, genauer die Werte des Christentums, für unsere von der Globalisierung in Identifikationsprobleme getriebene Gesellschaft sind. Religiöse Menschen seien tendenziell kinderfreundlicher (61 Prozent gegenüber 42 Prozent), legten mehr Wert auf soziale Gerechtigkeit (69 Prozent gegenüber 52 Prozent) und engagierten sich eher ehrenamtlich für ihre Mitmenschen. Selbst der "Spiegel" nahm sich bereits des Themas an, daß Christen für die Gesellschaft effizienter seien als andere.

Aber abgesehen von dem wirtschaftlichen Nutzen, der von zahlreichen unterschiedlichen Studien immer wieder betont wird, bietet die Zugehörigkeit zum Christentum einen Identifikationspunkt in unserer sich stets wandelnden Welt. Und vor allem Jugendliche der Gegenwart erleben immer mehr, daß ihre Umwelt keineswegs nur Spaß zu bieten hat. "Wir befinden uns auf dem Weg von der Spaß- und Ellenbogengesellschaft in die Verantwortungsgesellschaft", behauptet der Hamburger Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski in seinem Buch "Das Moses-Prinzip". Zahlreiche andere Autoren sehen eine ähnliche Entwicklung. Der steigende Anteil von Publikationen in diese Richtung zeigt, daß auch die Verlage hier ein wachsendes Interesse sehen. Und da unsere Gesellschaft von Scheidungen, kleineren Familien, sozialem Abstieg bei gleichzeitig abnehmender sozialer Absicherung gebeutelt ist, muß ein anderer Halt her.

Während in den vergangenen Jahrzehnten der Blick in andere Himmelsrichtungen schweifte, locken Buddhismus, Hinduismus, Kabbala und vieles mehr die junge Generation nicht mehr. Ein Grund dafür, daß sie bei ihrer Sinnsuche wieder vermehrt die Religion ihrer Gesellschaft heranziehen, liegt wohl auch an den Folgen des 11. September 2001. Der seitdem stets brutaler werdende "Kampf der Kulturen" greift ihre Weltordnung an. Wenn in einem ihrer Lieblingsurlaubsländer, der Türkei, Menschen ermordet werden, weil sie Christen sind, so schweißt dies eher zusammen. Zudem ist der angreifende Islam für die an US-amerikanischen Lebensverhältnissen orientierten Jugendlichen keine Alternative.

Der deutsche Papst und Großveranstaltungen wie der Weltjugendtag machen zudem neugierig. Auch das Medieninteresse, das sich in Berichten in Hochglanzzeitschriften äußert, verstärkt das Interesse und läßt die eigene Religion weniger langweilig erscheinen. Wobei: Religion ist zwar wieder in Mode, doch das bedeutet nicht, daß die Kirchen modisch sein müssen. In Umfragen schneidet die katholische Kirche immer besser ab - und das, obwohl sie sich weit weniger Mühe als die Protestanten gibt, "modisch" zu erscheinen. Da das zarte Pflänzchen des wachsenden Interesses an den Werten des Christentums nicht mit Interesse an der Institution Kirche gleichzusetzen ist, haben es diese schwer, den Trend für sich zu nutzen.

Foto: Feierliches Ereignis: Zur Konfirmation trifft sich die ganze Familie.

 

Zeitzeugen

Oriana Fallaci - Die von 1929 bis 2006 lebende, extrem islamkritische, atheistische Journalistin und Schriftstellerin wurde - als erste Italienerin überhaupt - im Jahre 2005 von Papst Benedikt XVI. zu einem Privatgespräch empfangen.

Peter Hahne - Der 1952 geborene Moderator des Politmagazins "Berlin direkt" und stellvertretende Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios in Berlin ist Diplomtheologe, Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (seit 1992), Träger des Preises für Evangelische Publizistik (1995) und Autor christlich geprägter Bücher mit einer Gesamtauflage von über sechs Millionen. Alleine seine Abrechnung mit der Spaßgesellschaft "Schluß mit lustig" wurde über 800000mal verkauft.

Johannes Paul I. - Albino Luciani stellte sich mit seinem Papstnamen in die Tradition seiner beiden Vorgänger Johannes XXIII. und Paul VI. Andererseits brach er mit mancher Tradition. So verzichtete er auf eine Krönung mit der Tiara, lehnte die Nutzung der Sedia gestatoria, der Papstsänfte, ab und verwendete für sich nicht den Majestätsplural. Der bis jetzt letzte italienische Papst stammte aus einfachen Verhältnissen und gewann mit seinem bescheidenen, sympathischen Auftreten viele Sympathien. Um so größer war der Schock, als er noch im Jahre seiner Wahl nach nur 33 Tagen Pontifikat 1978 verstarb.

Hape Kerkeling - Der Komiker, Moderator, Comedian und Schriftsteller veröffentlichte im Mai 2006 sein Buch "Ich bin dann mal weg", das seine 2001 unternommene Pilgerreise thematisiert. Es wurde in Deutschland zum Bestseller des Jahres. Über 1,1 Millionen Exemplare wurden verkauft.

Simon Petrus - Der Heilige ist einer der zwölf Apostel Jesu. Der Fischer folgte der Aufforderung von Christus, "Menschenfischer" zu werden. Den Beinamen "Kephas" (Fels) erhielt er von Jesus im Hinblick auf das ihm zugedachte Amt. Christus gab ihm die Verheißung, auf ihn als "den Felsen" seine Kirche zu bauen. Petrus führte nach Jesu Tod bis zu seinem eigenen Märtyrertod die Urgemeinde. Das Papstamt wird auf ihn zurückgeführt. Der Ausdruck "Stuhl Petri" zeugt davon.


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