29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
28.04.07 / Das Pilgern gehört zu vielen Religionen / War anfänglich das Heilige Land das bevorzugte Ziel christlicher Wallfahrten, so sind es heute Guadalupe und Rom

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-07 vom 28. April 2007

Das Pilgern gehört zu vielen Religionen
War anfänglich das Heilige Land das bevorzugte Ziel christlicher Wallfahrten, so sind es heute Guadalupe und Rom
von Manuel Ruoff

Pilgerfahrten, Wallfahrten, Pilgerreisen oder auch Betreisen nennt man das oft in Prozessionen erfolgende und mit Gebeten verbundene Aufsuchen entfernt liegender heiliger Stätten zu kultischen Zwecken. Ihre religionsgeschichtliche Ursache haben sie in dem Glauben, daß das Gebet an bestimmten heiligen Orten besonders wirksam sei. Fahrten zu solchen Stätten finden sich bereits in der Antike bei Griechen, Römern, Ägyptern, Persern und Indern. Zieht es die Mohammedaner nach Mekka und unternahmen die Germanen Waldfahrten zu heiligen Hainen, so zogen die Juden an den Pilgerfesten Pessach, Schawuot und Sukkot nach Jerusalem.

In Übernahme der Kultur der jüdischen Festreisen nach Jerusalem fingen im 4. Jahrhundert Christen an, Wallfahrten zu den heiligen Stätten in Palästina zu unternehmen. Ein "Abfallprodukt" dieser Fahrten für die Nachgeborenen sind kulturgeschichtlich teilweise sehr wertvolle Reisebeschreibungen. Eine besondere Form der christlich motivierten Wallfahrten ins Heilige Land, eine militärische und gewaltsame, waren die Kreuzzüge zur Eroberung eben dieses Heiligen Landes.

Als die Kreuzzügler schließlich scheiterten und das Heilige Land verloren geben mußten, traten im weströmischen Kulturkreis Gräber oder Knochenteile von Heiligen, Wunderbilder sowie Reliquien aller Art im leichter erreichbaren Abendland als Reiseziele an dessen Stelle. Zu nennen sind hier Rom mit den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus oder Santiago mit dem Grab des Apostels Jakobus. Weitere bekannte europäische Wallfahrtsorte sind Altötting, woher Papst Benedikt XVI. stammt, Assisi, Einsiedeln, Fátima, Kevelaer, Lisieux, Loretto, Lourdes, Mariazell, Montserrat, Padua, Saragossa, Tschenstochau und Vierzehnheiligen. Ein bekanntes Wallfahrtsziel der anglikanischen Kirche ist das Grab Thomas Beckets

in Canterbury. Mittlerweile gibt es über 10000 christliche Pilgerstätten, die man besuchen kann. Die weltweit größten jährlichen Wallfahrten finden zur Basilika der Jungfrau von Guadalupe mit rund 20 Millionen Wallfahrern und in die Ewige Stadt mit immerhin noch ungefähr 18 Millionen Wanderern statt.

Im Islam gibt es den Haddsch. Hierbei handelt es sich um die jedem genügend vermögenden Muslim als eine der fünf Hauptsäulen des Islam einmal im Leben vorgeschriebene Wallfahrt zur Kaaba in Mekka. Oft ist sie mit einem Besuch des Grabes von Mohammed in Medina verbunden. Daneben gibt es noch die Ziaret, den Besuch heiliger Gräber, dessen Gottgefälligkeit allerdings unter Moslems umstritten ist. Die Schiiten kennen darüber hinaus regelmäßige Wallfahrten zu den Wirkungsstätten ihrer Imame.

In anderen Religionen sind Wallfahrten ebenso bekannt. Im Hinduismus pilgern Gläubige zu Orten wie Badrinath, Kedarnath, Gangotri, Yamunotri, Rishikesh, Haridwar, Varanasi und Vrindavan. Gautama Buddha gab den buddhistischen Gläubigen die vier in Indien liegenden heiligen Stätten Lumbini, Sarnath, Bodhgaya und Kushinagar als Ziele von Wallfahrten. Japans Religion Shinto kennt Pilgerfahrten zum Ise-Großschrein. Baha'u'llah verordnete den Bahai im Kitab-i-Aqdas die Pilgerfahrt zu seinem Wohnhaus in Bagdad und zu dem Haus des Bab in Schiraz. Nach dem Tode Baha'u'llahs fügte Abdu'l Baha zu diesen beiden Stätten den Schrein Baha'u'llahs am Bahai-Weltzentrum in Israel hinzu.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren