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28.04.07 / Bauten als Einheit von Kunst und Technik / Die Hamburger Freie Akademie der Künste stellt Projekte des Architekten Volkwin Marg aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-07 vom 28. April 2007

Bauten als Einheit von Kunst und Technik
Die Hamburger Freie Akademie der Künste stellt Projekte des Architekten Volkwin Marg aus
von Silke Osman

Es gibt Bauwerke, die stehen wie ein Klotz in der Landschaft - "festgemauert in der Erden", so als könnte sie nichts erschüttern. Es gibt andere, die scheinen zu schweben, sind hell, luftig. Man kann kaum erkennen, was sie zusammenhält. Hier hat nicht nur die Idee des Architekten gewirkt, auch die Kunst der Ingenieure war gefragt. Inwieweit der Architekt Volkwin Marg beides zu vereinen vermag, das zeigt derzeit eine Ausstellung in der Hamburger Freien Akademie der Künste.

Unter dem Titel "Konstruktion und Deutung" sind dort Fotografien, Zeichnungen und Modelle geplanter und bereits realisierter Projekte des 1936 in Königsberg geborenen und in Danzig aufgewachsenen Marg vereint. Gemeinsam mit dem aus Riga stammenden Meinhard von Gerkan gründete er 1965 in Hamburg das heute weltweit agierende Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp). Zu sehen sind in der Hamburger Ausstellung Materialien zu Fußball-Arenen in Frankfurt, Köln und Siena, zu den Olympiastadien in Berlin und Peking sowie zu den Messen in Leipzig und Schanghai.

Bei allen Vorhaben stand Volkwin Marg zunächst vor dem selben Problem: Inhaltliche und örtliche Vorgaben mußten miteinander vereint werden und dann "mit der Ästhetik der hierfür sinnfälligsten Konstruktion zu einer widerspruchsfreien Synthese verschmelzen". Seine Vorstellung von Architektur sei, so Marg im Katalog zur Ausstellung, eine Synthese von Konstruktion und Deutung, er wünsche sich eine Einheit von Technik und Kunst. Als Beispiele für diese Synthese nennt Marg die beiden Messen in Leipzig und Rimimi. "Hier werden innovative Konstruktionen in Stahl und Glas oder in Holz mit ihrer logisch ausformulierten Technologie in die für jedermann selbstverständliche tradierte Formensprache architektonischer Archetypen integriert ..."

Mit der Neuen Messe Leipzig will Marg an Europas größten Bahnhof mit Gewölbehallen und an den Leipziger Kristallpalast erinnern, aber auch an den weltweit größten Zeppelin-Hangar, der sich einst auf dem heutigen Messegelände befand. In Rimini habe er mit ähnlichen Anspielungen eine Verbeugung vor der italienischen Architektur gemacht. Auch wenn Margs Markenzeichen weitgespannte Konstruktionen sind, so gelangt er bei gleichen Bauaufgaben doch immer wieder zu anderen Ergebnissen. "Natürlich könnte man ähnliche Organisations- und Konstruktionsanforderungen auch ähnlich gestalten, aber der Wunsch nach Identifikation veranlaßt mich auch hier, den jeweiligen genius loci und die betrieblichen Besonderheiten auf ihre unterschiedlichen Merkmale zu prüfen und architektonisch zuzuspitzen." Der Dialog mit den lokalen und historischen Gegebenheiten ist dem Architekten wichtig. Und so sind seine Bauten, seien es Stadien oder Messehallen, seien es Brücken oder Arenen, immer auch ein behutsamer Fingerzeig auf die Geschichte der Region.

Die Ausstellung "Konstruktion und Deutung" ist in der Freien Akademie der Künste, Klosterwall 23, 20095 Hamburg, dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen, Katalog 10 Euro, bis 28. Mai.

Foto: Neue Messe Leipzig: Synthese von Technik und Kunst


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