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28.04.07 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-07 vom 28. April 2007

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

mein lieber Onkel Max - über diesen liebenswerten Sonderling habe ich schon oft geschrieben - pflegte sein Weihnachtsmarzipan immer erst Ostern zu verputzen und die Ostereier dann Pfingsten zu konsumieren. Auch ich bekam kurz nach dem Osterfest von dankbaren Lesern noch ein paar Überraschungseier - sprich: Erfolge -, aber ich will sie nicht bis zu Pfingsten aufsparen, sondern lieber gleich bringen, damit sich unser ganzer Familienkreis daran erfreuen kann. Dieses verspätete Osterei gleich zu Anfang: Ein Brief von Herrn Klaus Glagau, der den Sterbeort seiner Tante in Sibirien bisher nicht feststellen konnte. Er schreibt: "Sie sollten recht behalten: Die Ostpreußische Familie ist schneller als Moskau. Meinen Wunsch veröffentlichten Sie in der Ausgabe vom 31. März. Noch vor Ostern sandte mir Dr. Heller aus Göttingen Kopien aus einem Reiseführer. Dieser ,UdSSR-Reiseführer - durch Gefängnisse und Konzentrationslager in der Sowjetunion' wurde von Avraham Shifrin geschrieben und bei Stephanus Edition, Uhldingen / Seewis verlegt. Die kleine Broschüre steht irgendwie in Verbindung mit der "Hilfsaktion Märtyrerkirche" in Uhldingen. In diesen Kopien fand ich tatsächlich den Ortsnamen, den ich seit langem suche. Das ist wie ein Ostergeschenk für mich. Wenn ich aus Moskau noch eine Nachricht erhalte, zum Beispiel die Akte meiner Tante, werde ich Sie davon unterrichten!" Da freuen wir uns doch. Übrigens bekam Herr Glagau noch eine weitere Zuschrift. Ein langer Brief kam von Frau Erika Kröncke geborene Budnick, die das Ehepaar Fritz und Lina Möwe aus Tannenwalde und deren fünf Kinder suchte sowie etwas über ihre Großeltern Gottfried und Therese Budnick aus Metgethen erfahren wollte. Hier das Echo: "Ich bekam Post von drei Tannenwaldern, darunter von Frau Maletzki, die mit meinen Verwandten in einem Haus wohnte und auch zusammen auf die Flucht ging. In Neukuhren trennten sich die Familien. Frau Möwe hatte dort Verwandte, die aber auch schon geflüchtet waren. Frau Maletzki meint, daß die Möwes entweder nach Dänemark oder Schleswig-Holstein gelangt sind. Leider hat sie nichts mehr von ihnen gehört." Frau Kröncke hofft, daß sich nach diesem Hinweis vielleicht jetzt eine Spur zu der Familie Möwe ergibt. Eine große Überraschung war für sie das Foto ihres Großvaters Gottfried Budnick, das ihr Frau Steinbauer zusandte. Es muß vor fast 100 Jahren gemacht worden sein und zeigt die Großväter beider Frauen, die befreundet waren. Und dann gab es noch die Tannenwalder Chronik, Postkarten von Seerappen, dem Geburtsort von Frau Kröncke, eine Luftaufnahme des Flugplatzes und Hoffnung auf weitere Informationen nach dem Tannenwalder Treffen jetzt im April. Na, wenn das nichts ist!

Nach Neukuhren zielte auch eine Frage von Frau Rosemarie Michel, denn die in Königsberg geborene Fotografin lebte mit ihren Eltern bis zur Flucht dort an der Samlandküste - und sie bekam Antwort. Aber nicht nur auf diese Frage, denn sie schreibt: "Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für die hervorragende Arbeit und die Mühe, freue mich sehr darüber und habe auch schon einige Reaktionen darauf bekommen. So habe ich zum Beispiel von zwei Damen erfahren, daß meine Großmutter Maria Wolf sie und deren Geschwister als Hebamme auf die Welt geholt hat. Das hat mich sehr berührt und mir meine Großmutter noch näher gebracht. Ich ,fühle' die Zeit von damals, bin ganz begeistert und werde diese Briefe in meinem Buch mit aufnehmen. Neukuhren hat sich ebenfalls gemeldet, es gibt Menschen, die meine Eltern Walter und Liesbeth Kensbock kannten. Auch darüber freue ich mich und bin erstaunt, daß sich diese Menschen soviel Mühe geben, mir zu schreiben, und für eine Auskunft bereit sind. Ich schreibe immer gerne zurück, und so ergibt sich der eine oder andere Kontakt, der mich in meiner Ahnenforschung unterstützt und der so nett ist, daß ich ihn aufrechterhalten möchte!" Ja, das ist eben unsere Ostpreußische Familie!

Auf der Suche nach Spuren ihres seit Januar 1945 verschollenen Vaters Claus Mahler ist Frau Adelheid Johann auch auf uns gestoßen - den Rat gab ihr Frau Ilse Conrad-Kowalski. Ein guter Rat, wenn man die Erfolge der letzten Zeit betrachtet, aber in diesem Falle sollte man die Erwartungen nicht zu hoch stecken. Der Kaufmann Claus Mahler, * 21. Mai 1901 in Einbeck, war im Zweiten Weltkrieg Angehöriger der Einheit Stamm-Kompanie-Kraftfahrt-Ersatz Abt. 1 in Osterode, fuhr wohl auch einen Lastkraftwagen. Seine Erkennungsmarke war: -2841- St.Kp.Kf.Ers.u.Ausb.Abt.1. Seinen letzten Feldpostbrief schrieb er am 19. Januar 1945 an seine in Berlin lebende Frau. Danach hat die Familie nie wieder etwas von ihm gehört, er gilt als verschollen. Jahrzehntelanges Suchen über die betreffenden Institutionen hat nichts erbracht. Lediglich wurde der Familie mitgeteilt, daß Claus Mahler wahrscheinlich bei Straßenkämpfen in Osterode oder Allenstein ums Leben gekommen sei. Nun fragt seine Tochter, ob sich vielleicht jemand aus den Kampfgebieten im südlichen Ostpreußen an Claus Mahler erinnert, ob er vielleicht persönlichen Kontakt zu Menschen in Allenstein und Osterode gehabt hat, die damals dort wohnten oder sich aufhielten. Fotos von ihm wurden im Mai 1944 in dem Osteroder Fotoatelier Hugo Carstensen gemacht. Frau Johann wäre dankbar, wenn sie endlich einmal einen Hinweis auf das Schicksal ihres Vaters bekäme. (Adelheid Johann, Blütenanger 23 in 85247 Schwabhausen, Telefon 0 81 38 / 5 57, E- Mail: adelheid.johann@puajohann.de.)

Eure Ruth Geede

Foto: Wer kennt Claus Mahler? Das linke Foto des am 21. Mai 1901 in Einbeck geborenen Kaufmanns und Soldaten entstand 1942 in Berlin und das rechte zeigt ihn 1944 mit seiner Ehefrau Elisabeth und seiner Tochter Adelheid.


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