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05.05.07 / Die Hauptstadt wird zum Filmstar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-07 vom 05. Mai 2007

Die Hauptstadt wird zum Filmstar
von Harald Fourier

Ziemlich oft hängt an meiner Haustür - nicht weit vom Alexanderplatz entfernt - ein Zettel von einer TV-Produktionsfirma mit dem Hinweis auf Dreharbeiten dann und dann. "Und bitte haben Sie Verständnis, wenn es mal etwas lauter wird", heißt es da oft. Aber laut ist es noch nie geworden.

Ärgerlicher ist da schon, daß für Dreharbeiten meistens eine halbe Straße gesperrt wird, wo dann niemand parken darf. Der Platz wird nämlich blockiert von den Lastern mit den Requisiten, vom Wagen des Maskenbildners, von den Wohnwagen für die Schauspieler und - nicht zu vergessen - von dem Imbißwagen.

Bei letzterem können Sie übrigens umsonst eine Mahlzeit erhaschen, falls Sie selbstsicher genug auftreten. Gehen Sie einfach hin und bestellen Sie etwas. Falls jemand fragt, wer Sie sind, dann sagen Sie "Ich bin der neue Setrunner" (zu Deutsch: Mädchen für alles) oder "Ich gehöre zum Cut" (zur Schneidetechnik). Da arbeiten so viele Leute, daß es niemandem auffallen wird.

Berlin ist längst zum Drehort Nummer eins in Deutschland geworden. Es wird zwar auch in München (von und für Pro7 / Sat1), Köln (RTL) und Hamburg (diverse andere Produktionsfirmen) immer mehr produziert, aber nirgendwo fällt so oft die Klappe wie in der Hauptstadt. Bis zu 30mal am Tag!

Selbst Hollywoodproduktionen wie "Die Bourne-Verschwörung " oder "Flightplan" mit Jodie Foster zog es an die Spree, wo an unterschiedlichen Plätzen Aufnahmen entstanden sind. Erst recht aber deutsche Filmproduktionen: "Das Leben der anderen" zum Beispiel. Die Wohnung der fiktiven Hauptfigur befand sich in einer Straße nahe am Alexanderplatz. Während der Dreharbeiten mußten die allgegenwärtigen Wandschmierereien und die parkenden Autos natürlich entfernt werden.

Auch für andere historische Streifen ist die Berliner Kulisse unverzichtbar. So sind zur Zeit gleich zwei Ufa-Filme in Vorbereitung, die nur hier machbar sind: "Das Wunder von Berlin", das in der Wendezeit in der DDR 1988/89 spielt, und ein Werk über den Reichstagsbrand von 1933.

Es wird noch eine Weile dauern, bis die Filme im Fernsehen zu sehen sein werden. Wir als unfreiwillige Zuschauer haben dafür schon oft vorher eine Art Privatvorstellung. Erst im Februar haben sie nebenan nachts eine Fabrik "abgebrannt". Nur für die Kameras, versteht sich.

Alle Mieter rannten wie ich zu ihren Fenstern, weil es diesmal doch etwas lauter geworden ist, und staunten über das lodernde Feuer. Bis einer meinte: "Das sind doch nur Filmaufnahmen." Ach so, ich ging wieder schlafen.


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