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05.05.07 / Ost-Deutsch (13): Blitzkrieg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-07 vom 05. Mai 2007

Ost-Deutsch (13):
Blitzkrieg
von Wolf Oschlies

Wer wagt bei uns noch, dieses Wort in den Mund zu nehmen? Im Osten findet der "blic krig" unbekümmert und dauerhaft statt, besonders bei Russen und Serben. Seit September 2000 rockt in Rostov am Don die Gruppe "blic krig", zu Jahresbeginn 2007 lief an der "Russisch-Armenischen Universität" in Jerewan der Denksportwettbewerb "Blic krig", in St. Petersburg heißt ein Modetrend so, in Moskau dröhnt der Sänger Gleb Samojlov sein Lied "Blic krig", das Eishockeyteam von Omsk geriet beim jüngsten Auswärtsspiel in einen "Ural-Blic krig" und verlor hoch.

Nicht anders die Serben: "Partisan Belgrad" machte jüngst "Slavia Prag" in einem "Blic krig" nieder, dasselbe versuchte Tennisspielerin Ana Ivanovic in Miami, hatte aber Pech. Politisch erwarten manche Kommentatoren einen "blic krig" ums Kosovo. Friedlicher sind die Kroaten, die im Februar 2007 ihr "Festival Smijeha u Istri" (Lach-Festival auf der Halbinsel Istrien) feierte, was auch nicht ohne komödiantischen "blic krig" abging. Im polnische Kattowitz gab's vor Jahren einen Laufwettbewerb, der bei Kennern als "Blic krig-Marathon" firmierte.

Der sprachliche Geburtstag des "Blitzkriegs" war der 25. September 1939, als mitten im "Polen-Feldzug" das US-Magazin "Time" diesen Begriff im deutschen Wortlaut gebrauchte - zur Charakterisierung deutscher Kriegsführung mit mobil agierenden Panzer-, Artillerie- und Infanterietruppen. General Heinz Guderian (1888-1954) war der Erfinder dieses "Gefechts der verbundenen Waffen", das alle Welt bald "Blitzkrieg" nannte, im Ausland um so häufiger und höhnischer, je weniger die deutsche Armee zu "Blitzkriegen" fähig war.

Die militante Wortverwendung findet sich im Osten nur noch in kriegshistorischen Darstellungen, anderweitig herrscht fröhlichstes Sprachchaos. Mehr noch: Der Begriff erreicht inzwischen Tiefen, die den Linguisten andächtig werden lassen: In St. Petersburg nennt ein Autoverleiher seinen Laden "Blic krig", meint damit aber (in Anklängen an neueste Ausprägungen des russischen Jugend-Jargons), daß man bei ihm jedes Auto "blitzschnell kriegen" kann. Ähnlich und früher machten es die Belgrader in ihrem urgemütlichen Kneipenviertel "Skadarlija": Wer dort sein Krügl Bier rasch haben wollte, verlangte eine "blic krigla".


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