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05.05.07 / Organisierte Heiterkeit / Zum Weltlachtag am ersten Sonntag im Mai: Lachen lindert Schmerzen und hilft bei Streß

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-07 vom 05. Mai 2007

Organisierte Heiterkeit
Zum Weltlachtag am ersten Sonntag im Mai: Lachen lindert Schmerzen und hilft bei Streß
von Corinna Weinert

Lachen ist die beste Medizin", sagt der Volksmund, und die Forschung bestätigt die positive Wirkung der vergnüglichen Heiterkeit auf unser Wohlbefinden. Der aus Indien stammende Arzt Dr. Madan Kataria hat mit dem Gedanken der Gesundheitsvorsorge regelrechte Lachkuren entwickelt und hiermit die weltweite Bewegung der Lachclubs initiiert. 5000 Lachclubs haben sich seit Gründung der Bewegung im Jahr 1995 in 40 Ländern etabliert; in Deutschland gibt es mittlerweile über 70 Gruppen und Vereine, in denen sich die Menschen regelmäßig zum gemeinsamen Lachen treffen.

Medial bekannt geworden ist die Lachclub-Bewegung, der das sogenannte Lach-Yoga (Hasya-Yoga) zugrunde liegt, durch den Weltlachtag, der jeweils am ersten Sonntag im Mai stattfindet. Durchgeführt wurde der Weltlachtag erstmals 1998 in Bombay, wo sich seinerzeit über 12000 Mitglieder lokaler und internationaler Lachclubs trafen. Im Jahr 2000 wurde der Weltlachtag erstmals auch in Europa veranstaltet, damals kicherten sich in Kopenhagen rund 10000 Dänen mit ihrer Lach-Inszenierung ins Guinness-Buch der Rekorde. In Deutschland begann die organisierte Heiterkeit ein Jahr später.

Der Weltlachtag ist jedoch kein Tag, an dem man unbedingt Witze reißt. Vielmehr soll er auf die positiven Wirkungen von fröhlichem, zwanglosem Lachen auf unsere Gesundheit in Form freudiger Meditation aufmerksam machen. Zu diesem Zweck treffen sich Anhänger dieser eigentherapeutischen Richtung ähnlich wie beim Tai Ji Quan oder Qui Gong auf öffentlichen Plätzen, um den "Alltagshektikern" ein beispielhaftes Vorbild zu liefern.

Die organisierte Heiterkeit gilt unter Lach-Yoga-Anhängern ei-nerseits als natürliche Medizin, andererseits als Mittel zur Anhebung der Lebensqualität. Die Technik kombiniert Dehn- und Atemübungen mit pantomimischen Bewegungen; über die motorische Ebene soll man so zum Lachen kommen. "Beim Lach-Yoga geht es vor allem darum, Atmung und Zwerchfell zu trainieren und den Kreislauf anzuregen, das entspannt die Seele", erklärt eine Lachtrainerin aus Berlin. "Man sollte es wieder schätzen lernen, über einfache Dinge oder über sich selbst zu lachen", meint die Expertin, "wenn man das zum ersten Mal macht oder anderen Leuten dabei zuschaut, kommt es einem schon merkwürdig vor. Aber wenn man es öfter tut, stellt sich bald ein Wohlgefühl ein - selbst wenn man nach ausführlichem Training dann die Bauch- oder Gesichtsmuskeln spürt." Das Prinzip ist einfach: Man tut so, als ob man lachen muß, bis das künstliche Lachen in ein echtes Lachen übergeht. Es ist auch nicht notwendig, Humor zu haben, da Lach-Yoga das Lachen ohne Grund fördert. Das Training besteht aus spielerischen Übungen, die sich beispielsweise "Löwenlachen" (Lachen mit weit hinausgestreckter Zunge, wobei die Hände wie Tatzen in der Luft bewegt werden), "Ein-Meter-Lachen" (ein imaginäres Gummiband wird mit den Handflächen auf Brusthöhe immer weiter gedehnt, bis ein Meter Spannweite erreicht ist) oder "Engelslachen" (die Handflächen werden vor der Brust aufeinander gepreßt, die Arme dann anschließend mit Schwung zur Seite ausgestreckt) nennen. Die Übungen, zu denen auch Geräusche, Gestik und Mimik gehören, finden im Gehen oder Stehen statt. Die Lachübungen werden in der Regel mit einer Lachmeditation (freies Lachen) beendet.

Die Veranstaltungen am Weltlachtag sind jedoch nicht auf das Yoga beschränkt, sondern bewußt offen gehalten. Zahlreiche Lachclubs und Lachvereine in der ganzen Republik haben Veranstaltungen geplant, um Menschen von nah und fern im gemeinsamen Lachen zu vereinen.

In der Wissenschaft widmet man sich dem Lachen nun ebenfalls vermehrt, um seine Wirkung auf Körper und Seele zu ergründen. Fest steht bisher, daß neben der Atmung auch der Kreislauf und der Stoffwechsel angeregt werden. Der Puls erhöht sich auf 120 Schläge pro Minute, worauf hin die Arterien erweitert werden; der Blutdruck sinkt damit nachhaltig. 17 Gesichtsmuskeln werden beim Lachen aktiv und auch Bauch- und Brustmuskeln ziehen sich immer wieder zusammen.

Studien ergaben, daß Lachen gegen Streß hilft. Beim Lachen werden Glückshormone, sogenannte Endorphine, ausgeschüttet; die Produktion der Streßhormone Adrenalin und Cortisol hingegen reduziert sich. Selbst unter größten Arbeitsbelastungen lassen sich auf diese Weise Verspannungen lösen. Lachen soll weiterhin ein wirksames Mittel gegen Frühjahrsmüdigkeit sein.

Eine Minute Lachen - so die Auffassung der Wissenschaftler - erfrische ebenso wie 45 Minuten Entspannungstraining. Lachen lindert aber auch Schmerzen und hilft gegen Infektionen. Schmerzpatienten erfuhren nach nur wenigen Minuten Lachen eine Erleichterung, die bis zu mehreren Stunden anhielt. Ebenso nehmen T-Zellen, die den Körper gegen viele Krankheitserreger schützen, durch das Lachen zu. Untersuchungen machten weiterhin deutlich, daß Lachen die Kreativität und Spontaneität sowie das Problemlösungsvermögen fördert, da sich die Gedankenmuster verändern und somit neue Sichtweisen entstehen.

Lachen beeinflußt auch das soziale Miteinander; es signalisiert Offenheit und Kontaktbereitschaft und kann dazu beitragen, eine gespannte Situation aufzulockern oder im Umgang mit Fremden das erste Eis zu brechen. Lachen macht auch anziehender, da ein fröhlicher Mensch eine bessere Ausstrahlung auf seine Umwelt hat.

Schade nur, daß wir so wenig lachen - zumindest wir Erwachsenen: Durchschnittlich 20mal am Tag geben wir uns der vergnüglichen Heiterkeit hin. Kinder hingegen lachen rund 400mal am Tag!


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