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05.05.07 / Omas Schreie / Leben und Sterben 1945

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-07 vom 05. Mai 2007

Omas Schreie
Leben und Sterben 1945

"Hat die Menschheit schon die Steinzeit überstanden, die Eisenzeit und die Bronzezeit und was weiß ich noch alles für Zeiten, wird sie wohl auch die Quarkzeiten überstehen." Mit diesen Worten versucht die Mutter von Juliane Jacob ihre Tochter zu trösten, daß es wieder zum Mittag nur Pellkartoffeln mit Quark gibt, den die Grundschülerin überhaupt nicht mag. Es ist Sommer 1944 und der Zweite Weltkrieg ist inzwischen überall spürbar.

Waltraut Ulrich schildert in "Quarkzeiten - Stationen einer Jugend" ihre Erlebnisse in Berlin, Neuruppin und im Oldenburger Land.

Trotz schwerer Schicksalsschläge schildert die Autorin die Kriegserlebnisse der Familie erstaunlich locker.

Vom mürrischen Großvater väterlicherseits, der den Krieg verteufelt, da er selbst im Ersten Weltkrieg erlebt hat, was es heißt, Kameraden neben sich sterben zu sehen, bis hin zu den vielen teils frivolen Tanten offenbart sich die Familie der kleine Juliane als bunte Mischung der verschiedensten Originale.

Als die Nachricht vom Tod des noch blutjungen Lieblingsonkel kommt, ist das Mädchen dabei, als ihre Mutter und Tante den Großeltern die Todesmeldung überbringen. "Opa versuchte, sehr tapfer zu sein. Omas Schreie gingen tief ins Innerste. Sie würden immer in Julchens Ohren und Bauch bleiben."

Da Berlin ständig von Luftangriffen betroffen ist, ziehen Juliane und ihre Mutter nach Neuruppin, wo sie beim Onkel der Mutter unterkommen.

Das Kind findet sich schnell in die neue Umgebung, da der Ort voll von Stadtflüchtlingen ist, und viele andere Kinder ihr Schicksal teilen. Auch kommen immer mehr Menschen aus Ostdeutschland in der Stadt unter, was dazu führt, daß die Einheimischen noch enger zusammenrücken müssen. Doch für Julchen ist alles Abenteuer.

Die Todesmeldungen im Bekannten- und Verwandtenkreis erschüttern jedoch immer wieder aufs neue den sowieso schon schwierigen Alltag. "Die Mitschülerin Doris schluckte: Wir kriegen bald ein Baby, das wird den (gefallenen) Papa ja nie kennenlernen."

Waltraut Ulrichs Autobiographie ist vielleicht, gerade weil sie sich entschieden hat, in Er-Form, also aus der Distanz heraus zu schreiben, für einen breiten Leserkreis interessant. Ohne zu persönlich zu werden, schildert sie ihre bewegte Kindheit. Bel

Waltraut Ulrich: "Quarkzeiten - Stationen einer Jugend", Schardt Verlag, Oldenburg 2007, broschiert, 192 Seiten, 12,80 Euro, Best.-Nr. 6157


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