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05.05.07 / Das große Sterben / Soldaten ermöglichen Ostdeutschen 1945 die Flucht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-07 vom 05. Mai 2007

Das große Sterben
Soldaten ermöglichen Ostdeutschen 1945 die Flucht

In "Auf verlorenem Posten" beschreibt Günter Baltuttis, wie er in den ersten Wochen des Jahres 1945 als ganz junger Frontsoldat den Untergang Ostpreußens erlebt hat.

Mit seinen gerade 18 Lebensjahren sah er sich bald in den verzweifelten Kampf der Truppe gegen die Übermacht der Roten Armee hineingerissen. Im Raum südostwärts von Gumbinnen klammerte sich seine Kompanie an die Verteidigungsstellungen, um den weiteren Einbruch der Sowjetarmee ins ostpreußische Land zu verhindern, die Kompanie wurde dabei aufgerieben.

Das Leid ging von der zerschlagenen Truppe in grausamer Steigerung auf die im eiskalten Winter nach Fluchtwegen suchende Bevölkerung des Landes über. Der junge Soldat war als Kompanie-Melder eingesetzt.

Seine Einheit hatte zuerst die Höhen um Hoheneck bei Peterstal zu verteidigen, einen Ort, in dem beim ersten Einbruch der Russen im Oktober 1944 die Bevölkerung gerade so entsetzlich gelitten hat wie in Nemmersdorf und Schulzenwalde.

In der Bitternis, die notleidende Bevölkerung nur noch zeitweise hier und da, aber insgesamt nicht mehr schützen zu können, ging der Rückzug über Gerdauen, südlich von Friedland vorbei zur Verteidigung von Uderwangen. Die russischen Divisionen, teilmotorisiert und mit starken Panzerverbänden, waren weiter nördlich in Richtung des Frischen Haffs durchgebrochen und hatten so die Flüchtlingskolonnen und weichenden Wehrmachtsreste überholt.

Sie versuchten dann, nach Süden eindrehend, ein Entkommen zum Haff zu verhindern. Inzwischen wurde der Kompanie-Rest mit 80 frisch, aber unzureichend ausgebildeten Luftwaffensoldaten aller Mannschafts- und Unteroffiziersdienstgrade wieder auf die Kompaniestärke gebracht. In Kreuzburg tobte der Kampf, um Zeit für den Marsch des Flüchtlingsstromes über das Haff zu gewinnen. Die Belastung überschritt das für Menschen erträgliche Maß. Eine erschöpfte Truppe ließ Disziplinierungsmaßnahmen ins Leere laufen. Es zeigte sich in der neu aufgefüllten Kompanie auch die bekannte Tatsache, daß ein "gewachsener Haufen" in kritischer Lage, fast unabhängig von seiner Stärke - die größte Widerstandsfähigkeit hat. Dagegen zerfällt unter starkem Feinddruck bald eine heterogene, rasch zusammengestellte "Einheit".

Kameradschaft ist viel häufiger die Begründung für große Tapferkeit gewesen als Befehle. Nach wenigen Tagen Abwehrschlacht waren von der neu aufgestellten Kompanie gerade noch 18 Mann beisammen.

Von der alten 7. Kompanie waren dabei nur der Leutnant Saul und der Gefreite Günter Baltuttis übrig, letzterer erhielt für seinen tapferen Einsatz das EK I. Aber diese beiden, die in der Nachkriegszeit eine lange Freundschaft verbunden hat, waren auch nicht unverwundbar und mußten bald als Verletzte abtransportiert werden.

Dieser Erlebnisbericht läßt einige Wünsche offen. Eine Einführung hätte es dem Leser, der doch heute aus einer ganz anderen Gedankenwelt kommt, erleichtern können, sich in die politische Situation und militärische Lage Ostpreußens im Jahr 1945 hineinzufinden.

Wenigstens in einem Vorwort sollte man mehr über die Grundlagen und die Entstehung dieser Schrift erfahren. Die bildhafte Beschreibung des Geländes durch den Verfasser wäre durch wenige Kartenausschnitte oder Geländeskizzen leicht zu unterstützen gewesen, um dem Leser ein plastisches Bild der Schauplätze zu geben.

Der Verlag hätte auf das Hinzufügen eines Index oder Stichwortverzeichnisses achten sollen - und besser auf den Rücktext des Schutzumschlages, wo die Art des Buch-Textes falsch bezeichnet ist. Insgesamt gesehen ist es aber sehr zu begrüßen, daß dieser so erlebnisnahe Bericht eines Zeitzeugen noch veröffentlicht werden konnte. Dieter Bechtold

Günter Emanuel Baltuttis: "Auf verlorenem Posten", Rautenberg Verlag, Würzburg 2006, 221 Seiten, 14,95 Euro, Best.-Nr. 5614


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