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12.05.07 / Es kommt nicht auf große Worte an / Zum Muttertag ein bißchen Zeit verschenken und die Liebe zurückgeben, die man als Kind empfangen hat

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-07 vom 12. Mai 2007

Es kommt nicht auf große Worte an
Zum Muttertag ein bißchen Zeit verschenken und die Liebe zurückgeben, die man als Kind empfangen hat
von Silke Osman

Ich weiß es wie heute. Eure Hände waren ganz schwitzig, und vor Aufregung hattet ihr rote Wangen, als ihr mit einem selbstgepflückten Blumenstrauß zu mir kamt und alles Gute zum Muttertag gewünscht habt. Manchmal habt ihr auch den Frühstückstisch hübsch gedeckt und ganz freiwillig beim Abwasch geholfen ..."

Mutters Stimme klang hell und froh, und ihre Augen blitzten vor Vergnügen, wenn sie sich an unsere Kinderzeit erinnerte.

Jetzt waren wir längst erwachsen und hatten nicht immer Zeit, sie zu besuchen. "Ach Kinder, macht man, was ihr tun müßt. Und wenn ihr Zeit habt, dann kommt ihr einfach vorbei. Ich bin ja da." Gewiß, manches Mal klang ihre Stimme dann traurig, und resigniert blickte sie in die Ferne.

Was sie dort wohl sah, fragten wir uns. Sie selbst zu fragen, trauten wir uns nicht, zu persönlich waren wohl ihre Gedanken, an denen sie uns nicht immer teilhaben ließ. Und jetzt? Jetzt können wir sie nicht mehr fragen, vor ein paar Wochen haben wir sie auf ihrem letzten Weg begleitet ...

Muttertag aber ist auch in diesen Tagen wieder. Und wir werden sie besuchen, wenn auch nur in Gedanken. Und wir werden mit einem Blumenstrauß für all die Liebe danken, die sie uns auf den Weg gegeben hat.

Der weltliche Muttertag hat übrigens einen religiösen Vorläufer. Der Sonntag "Laetare" (dieses Jahr am 18. März) wurde in England schon zu Zeiten von Heinrich III. (1216-1239) als "Mothe-ring Sunday" begangen, ein Tag, an dem der "Mutter Kirche" für ihre Mutterschaft gedankt wurde.

Zu diesem Feiertag der Kirche gehörte es schon damals, daß auch gegenüber der leiblichen Mutter an diesem Tag Dank ausgedrückt wurde. Auch diejenigen Kinder, die bereits einen eigenen Hausstand gegründet hatten, trafen sich mit der ganzen Familie im Elternhaus. Der Dank der Kinder gegenüber den Eltern wurde durch den "simmel cake", den Semmelbrösel-Kuchen, ausgedrückt, dessen reichhaltige Zutaten schon auf Ostern verwiesen.

Zu allen Zeiten war es nicht jedem gegeben, seinen Dank der Mutter gegenüber in Worten auszudrücken. Einen Brief zu schreiben, kommt vielen auch gar nicht in den Sinn. Diese "altmodische" Art der Kommunikation ist in Zeiten von SMS und Handy ohnehin zu einer Kunst geworden. "IHDL" (ich hab dich lieb) ist sowieso viel schneller geschrieben als eine kunstvolle Epistel. Aber wieviel herzloser erscheinen diese vier Buchstaben.

Auf große Worte kommt es aber gar nicht an. Oft ist es die kleine Geste, der liebe Blick, die Zeit, die man sich für den anderen nimmt, die zählen. Dem anderen, der Mutter, zuzuhören, für sie da zu sein, so wie sie früher für die Kinder da war, ist vielleicht das größte Geschenk. Und das nicht nur am zweiten Sonntag im Mai. Und ein Strauß Blumen, und sei er auch selbst gepflückt, erfreut das Herz jeder Frau.


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