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12.05.07 / Erinnerung an Trakehnen bewahren / Bayrischer Pferdefreund stellt Gedenkstein für letzten Landstallmeister des Gestüts auf

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-07 vom 12. Mai 2007

Erinnerung an Trakehnen bewahren
Bayrischer Pferdefreund stellt Gedenkstein für letzten Landstallmeister des Gestüts auf
von Ruth Geede

Er war der letzte Leiter des weltberühmten Hauptgestütes Trakehnen in Ostpreußen, der Landstallmeister Dr. Ernst Ehlert, der nach der Vertreibung im niedersächsischen Hunnesrück mit den wenigen geretteten Stuten und Hengsten eine neue Heimstatt für die Trakehner Zucht schuf. Als der 82jährige dort 1957 verstarb, zeigten die schweren Aufbaujahre schon ihre ersten Erfolge, die erbgefestigte Wirksamkeit des unvergleichlichen Hauptgestütes war gesichert, wie der Landstallmeister i. R. feststellen konnte. Die letzte Ruhe fand er an dem Ort seiner letzten Wirkungsstätte, in Hunnesrück. Aber als ein passionierter Trakehner Züchter, der Arzt und Landwirt Hans-Ernst Wezel aus Altötting vor einiger Zeit sein Grab aufsuchte, war es eingeebnet, kein Stein trug den Namen des Mannes, dem die heutige Trakehner Zucht so viel zu verdanken hat. Der Bayer beschloß spontan, dem Verstorbenen einen Stein zu setzen und setzte dies in die Tat um. Er holte sich von der zuständigen Behörde eine Genehmigung, gab einem Steinmetzbetrieb in Altötting den Auftrag und transportierte den Stein nach der Fertigung nach Hunnesrück, wo er kürzlich aufgestellt wurde.

In unserer von Egoismus und Schnellebigkeit gekennzeichneten Zeit ist es schon tröstlich, wenn man von solch einer in aller Stille vollzogenen Handlung hört, die auch als persönlicher Dank anzusehen ist, denn der Stifter weiß als engagierter Trakehner Züchter, was Dr. Ehlert geleistet hat, als nach dem Krieg alles zusammenbrach. Der Lebensweg des letzten Landstallmeisters von Trakehnen war einmal anders vorgezeichnet: Als Sohn eines Gutsbesitzers im Kreis Marienburg geboren, studierte Ernst Ehlert, nachdem er wegen einer Knieverletzung die Offizierslaufbahn hatte beenden müssen, Philosophie und Landwirtschaft und entschied sich dann für die Pferdezucht, in der er bald leitende Positionen einnahm. Nicht nur in Ostpreußen. 1921 übernahm er das Landgestüt Labes in Pommern, wo er einen Hengstbestand auf hannoveraner Blutgrundlage schuf, wobei ihm seine Kunst der Menschenführung zugute kam, die sich in der Verbundenheit mit den Züchtern zeigte. Die bewies er dann verstärkt, als er 1931 das schönste und größte Hauptgestüt der Welt, Trakehnen, übernahm.

Der Autor Gerhard Fischer schreibt in seinem Buch über die ostpreußischen Frauen und Männer im Dienste der Landwirtschaft: "Wohl trat Ernst Ehlert das Erbe einer 200jährigen, von der besten Hippologie betreuten Gestütszucht an, aber jeder Praktiker weiß, daß es leichter ist, etwas aufzubauen, als etwas nahezu Vollendetes zu erhalten und noch weiter zur Vollendung zu bringen. Das hat Ehlert in Trakehnen vermocht. Die Namen der großen Hauptbeschäler seiner Zeit wie der eines "Pythagoras" prägen sein Werk und seine Erfolge. Alles das, was nach der Flucht und dem Abtransport des Restbestandes durch die Rote Armee in Mecklenburg an wenigem Zuchtmaterial gerettet wurde, betreute Dr. Ehlert im Gestüt Hunnesrück. Ihnen und weiteren Trakehner Züchtern Ostpreußens ist es zu verdanken, daß die Trakehner Zucht erhalten blieb und sich einer weltweiten Verbreitung erfreut."

Der Stifter des Gedenksteins ist kein Ostpreuße, er ist Bayer. Aber die Liebe zu diesem Pferd hat ihn von Kind auf geprägt, denn sein Vater, Chirurg in Cannstadt, züchtete auf seinem Landsitz schon Trakehner. Dem Sohn gelang es - nach dem Studium der Zahnmedizin und der Übernahme einer Praxis im Landkreis von Altötting -, ein altes, verkommenes Anwesen zu einem wahren Musterhof zu machen und hier gemeinsam mit seiner Frau ein Trakehner Gestüt aufzubauen. Heute stehen im Gestüt Schralling rund 50 Pferde, denen sich Hans-Ernst Wezel nun ganz widmen kann, denn sein Sohn hat inzwischen die Praxis übernommen. Und in jedem Jahr fährt der Bayer in die Urheimat der Trakehner, nach Ostpreußen, hat dort schon vor Jahrzehnten die alten Zuchtstätten aufgesucht und zu neuen Gestüten Verbindungen geknüpft, auch zu den russischen Trakehnerzüchtern in Kirow. Sein Engagement und seine Kenntnisse brachte er in die Tätigkeit als Vorsitzender des Zuchtbezirks Bayern des Trakehner Verbandes mit ein. Zu einem seiner größten Zuchterfolge gehört der Hengst "Peron", der bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta für die USA unter seinem Reiter Michelle Gibson die Bronzemedaille gewann.

Dort, wo bald nach Kriegsende mit 50 ausgewählten Mutterstuten mit Unterstützung der Bundesregierung und des Landes Niedersachsen wieder auf deutschem Boden die Trakehnerzucht begann - der Zuchtbestand ging nach und nach in das Eigentum des Trakehner Verbandes über -, verkündet nun ein Stein von dem Leben und Wirken des letzten Landstallmeisters von Trakehnen, Gedenk- und Grabstein zugleich, so auch eine Wegmarke in der Geschichte der Zucht dieser edlen Pferde.

Fotos: In Ostpreußen drehte sich viel rund ums Pferd: Die Hengstanstalt Zwion nahe Georgenburg unterstand Trakehnen; In Memoiren: Erinnern an Dr. Ernst Ehlert.


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