25.04.2024

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19.05.07 / Leise Töne / Zum Tode

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-07 vom 19. Mai 2007

Leise Töne
Zum Tode von Alfred Kobusch
von Georg Gregull

Plötzlich und unerwartet mußten wir Abschied nehmen von unserem hochverdienten über die Grenzen Remscheids hinaus bekannten Landsmann und Chorleiter des Ostpreußen-Chores Remscheid Alfred Kobusch.

Als 16jähriger von den Russen aus seinem Heimatort Neu-Münsterberg verschleppt, wurde er erst 1949 aus Sibirien nach Rest-Deutschland entlassen und begann nach einem neuen Lebenssinn zu suchen. Zunächst wiedervereint mit seinen Eltern in Schleswig-Holstein, kam er durch einen Kriegskameraden nach Remscheid, wo er auch seine spätere Frau Hannelore kennen- und lieben lernte. Dieser Ehe entsproß die Tochter Eveline. In der stark zerbombten Stadt fand sich auch schnell eine Arbeit, so daß das Leben grundgesichert war. In dieser Zeit schon schloß er sich seinen Schicksalsgefährten an.

Die Liebe zur Musik wurde ihm bereits in die Wiege gelegt und als Kind durch seinen Vater vermittelt. Sie hatte ihm geholfen, die schweren Jahre der Gefangenschaft zu überstehen. Bald wirkte er im Kreis gesangsfreudiger Landsleute, die schon einen Singkreis zu besonderen Anlässen gebildet hatten, mit und warb durch sein Engagement weitere Sänger hinzu. 1954 übernahm er den Dirigentenstab und erfreute seine Landsleute zum ersten Mal zur Weihnachtsfeier mit einigen Liedern im mehrstimmigen Satz. Er führte musikalisch den Ostpreußen-Chor über Jahrzehnte hindurch zu seiner Blüte und einer beliebten Chorgemeinschaft, die vor drei Jahren ihr 50jähriges Bestehen feiern konnte.

In die Anfangszeit 1954 fiel auch die Gründung des Verbandes Ostdeutscher Chormusik in Köln im Funkhaus, deren Gründerväter er einer gewesen ist. Außerdem arbeitete er in der Landsmannschaft Ostpreußen im Vorstand mit, solange er diese ehrenamtliche Tätigkeit mit Beruf und Berufung in Einklang bringen konnte. Inzwischen ist der Ostpreußen-Chor, hervorgegangen aus der Landsmannschaft, längst erwachsen und selbständig geworden.

Sein mitgegebenes Talent hat er in den Nachkriegswirren aus Mangel an Schulungsgelegenheit mit Liebe und Ausdauer autodidaktisch weiterentwickelt. Als Mitglied seiner Landsmannschaft blieb er ihr stets treu und machte es immer wieder möglich da zu sein, wenn sie ihn brauchte, und sie benötigte ihn und den Ostpreußen-Chor des öfteren im Jahr. Obwohl er das 78. Lebensjahr fast vollendet hatte - was man ihm nicht ansah - ist er viel zu früh abberufen worden.

Er wird uns sehr fehlen. Vergessen werden wir ihn nie, solange wir von ihm erzählen können.


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