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26.05.07 / Persönliches von Theodor v. Schön / Präsentation der "autobiographischen Fragmente" des preußischen Oberpräsidenten in Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-07 vom 26. Mai 2007

Persönliches von Theodor v. Schön
Präsentation der "autobiographischen Fragmente" des preußischen Oberpräsidenten in Berlin

In der Reihe "Persönliche Schriften" von Theodor von Schön ist der erste Band unter dem Titel "Die autobiographischen Fragmente" erschienen. Präsentiert wurde die 128 Euro teure Neuerscheinung vom Herausgeber, dem Professor für Geschichte der öffentlichen Kommunikation an der Freien Universität Berlin Bernd Sösemann. Ihm stand dabei Albrecht Hoppe zur Seite, der den Band bearbeitet hat und es übernahm, die Texte zu kommentieren. Als Veranstaltungsort für die abendliche Buchpräsentation war der Robert-Koch-Saal des alten Vorlesungsgebäudes der Charité in der Berliner Wilhelmstraße gewählt worden.

Betritt man diesen großen Raum, der uns unverändert aus dem Jahre 1873 überkommen ist, so ist man überrascht, so etwas im während des Zweiten Weltkrieges weitgehend zerstörten Berlin noch erhalten vorzufinden. Man sitzt in den alten nach hinten hochsteigenden Reihen, umgeben von hohen, mit kostbaren Hölzern vertäfelten Wänden und erfährt ehrfurchtsvoll, daß hier schon Robert Koch über die Überwindung der Tuberkulose als der damaligen Volksseuche Vorlesungen gehalten habe.

Es war der passende Rahmen für eine kleine gelehrte Zuhörerschaft von etwa 50 Personen, die den einführenden Worten von Sösemann lauschten. Er erinnerte an die Bedeutung Schöns für die Reformen in Preußen während der französischen Besatzung, als er einer der wichtigsten Mitarbeiter des Freiherrn vom Stein war, dessen politisches Testament von 1808 er entworfen hatte. Trotz seiner großen Befähigung erhielt er kein Ministeramt. Er trug zur Organisation der ostpreußischen Landwehr bei, wurde nach den Befreiungskriegen 1816 Oberpräsident von Westpreußen und nach der Vereinigung der Provinzen Ost- und Westpreußen zu Preußen 1824 deren Oberpräsident, seit 1840 mit dem Titel eines Staatsministers. Nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms IV. 1840 verfaßte er eine anonyme Schrift "Woher und Wohin", in der er den König an das Verfassungsversprechen von dessen Vater erinnerte. Durch eine Indiskretion wurde sein Name mit dieser Schrift in Verbindung gebracht und die konservativen Kräfte brachten ihn schließlich 1842 zu Fall. Er zog sich auf sein Gut Arnau bei Königsberg zurück. Seit dieser Zeit bis zu seinem Tode 1858 war er intensiv schriftstellerisch tätig und versuchte auch als Privatmann weiterhin politisch Einfluß zu nehmen. Schöns Bedeutung als Liberaler im konservativen Preußen wurde lange Zeit nicht erkannt. Die sukzessive Veröffentlichung seiner Schriften, die schließlich sieben oder gar neun Bände umfassen wird, soll ihm einen seiner Bedeutung für die preußische Geschichte angemessenen Platz in der Geschichtsschreibung geben.

Professor Alexander v. Brünneck von der Viadrina in Frankfurt an der Oder, dessen Aufmerksamkeit es zu verdanken ist, daß Schöns Nachlaß im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin gefunden wurde, hob an diesem Abend noch einmal kurz die Bedeutung von Schön für die preußische Geschichte hervor und bedankte sich bei dem ebenfalls anwesenden Direktor des Geheimen Staatarchivs, Dr. Jürgen Klosterhuis, für dessen großes Interesse und Engagement. Das Geheime Staatsarchiv publiziert auch die Schönschen Schriften in seinen "Veröffentlichungen aus den Archiven Preußischer Kulturbesitz".

Gustava-Alice Klausa, die Herausgeberin von ",Sehnlich erwarte ich die morgende Post' - Amalie und Theodor von Schöns Briefwechsel aus dem Befreiungskrieg (1813)", und Hoppe berichteten über die großen Schwierigkeiten, die bei der Transskription zu überwinden waren, sei es wegen schwer zu lesender Handschriften, sei es aufgrund von Beschädigungen der Blätter. Trotzdem wird die "Arbeitsstelle für Kommunikationsgeschichte und interkulturelle Publizistik" beim Lehrstuhl von Sösemann bestrebt sein, weitere Bände bis zum 150. Todesjahr Schöns, dem kommenden Jahr 2008, zu publizieren. Entscheidend wird dafür wie so häufig die Frage der Finanzierung sein. Hans Graf zu Dohna


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