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02.06.07 / Wer darf bei US-Wahl starten? / Demokraten wie Republikaner auf der Suche nach ihrem Präsidentschaftskandidaten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-07 vom 02. Juni 2007

Wer darf bei US-Wahl starten?
Demokraten wie Republikaner auf der Suche nach ihrem Präsidentschaftskandidaten
von Liselotte Millauer

Die Präsidentschafts-Wahl in Amerika ist wie das Kentucky-Derby: Die Favoriten wechseln. Das Teilnehmerfeld kann sich noch erhöhen. Unbekannte Renner mögen überraschend nach vorne stoßen. Und am Ende mag nicht der gewinnen, auf den die höchsten Wetten liefen.

Daß bis zur Wahl im November 2008 noch 18 Monate ins Land gehen, bedeutet nicht, daß die Schlacht nicht bereits in vollem Gange wäre. Denn zur Zeit geht es um die Vorentscheidung, aus denen der Kandidat jeder Partei hervorgeht. Wer in der politischen Szene sich berufen fühlt, der nächste Herr im Weißen Haus zu werden, Republikaner wie Demokrat, kann noch seine Teilnahme anmelden. Obwohl das Feld schon ziemlich verwirrend aussieht: zehn republikanische Kandidaten, acht demokratische.

Während bei den Republikanern Rudolph Giuliani, Ex-Bürgermeister von New York und Held von 9/11, noch zitternd die Spitze hält gegen den heranrückenden Ex-Gouverneur von Massachussetts Mitt Romney, sind die klaren Favoriten bei den Demokraten Ex-First Lady und Senatorin von New York Hillary Rodham Clinton und der ebenfalls (noch) mit Längen dem Restfeld voraneilende, charismatische Farbige Barak Obama.

Nicht nur, daß die Demokraten im letzten Jahr die Republikaner im Kongreß wie Repräsentanten-Haus lässig entmachtet haben, sie sorgen auch für die weitaus interessantesten Bewerber. Mit Hillary Clinton würde, von allen Bewerbern am qualifiziertesten, die erste Frau ins Weiße Haus einziehen, mit Obama, jung und dynamisch, der erste schwarze Präsident.

Hillary, die zu Beginn ganz klar vorne lag, hätte nichts Schlimmeres passieren können als die Teilnahme von Obama. Denn die schwarze Bevölkerung hat eine überaus vertrauensvolle Beziehung zu den Clintons. Kein Präsident war so offen für ihre Bedürfnisse und so verständnisvoll für ihre Leiden durch Rassismus wie Präsident Clinton. Sie hätten alle Hillary gewählt. Aber nun?

"Die Entscheidung zwischen Hillary und Obama ist qualvoll", sagte der pensionierte Air Force Major Carnie Barmes bei dem traditionellen Marsch über die Edmund Pettus Brücke in Alabama, Erinnerung an den blutigen "Freedom March" der Schwarzen am 5. März 1965, der die Freiheits-Bewegung von Martin Luther King ins Rollen brachte. "Es ist als müßte man zwischen Mutter und Vater wählen."

Selma ist ein Beispiel für den noch keineswegs überwundenen Rassismus in den Vereinigten Staaten. Von seinen 19000 Einwohnern sind 75 Prozent Afro-Amerikaner, aber der lokale Country Club hat keine schwarzen Mitglieder. Am Ostende der Pettus-Brücke lädt ein Plakat ein, Stätten des Bürgerkriegs in Selmas Umgebung zu besuchen. Das Plakat zeigt die Fahne der Konföderierten, einst Symbol der Südstaatler, heute ein Symbol des Rassismus, und ein Porträt des Konföderierten-Generals Nathan Bedford Forrest, dem ersten Grand Wizzard des Ku Klux Klan!

Am anderen Ende der Brücke steht das "Voting Rights"-Museum, in dessen "Hall of Fame" Bill Clinton an diesem 5. März nach dem Marsch verewigt wurde. In der ersten Reihe mit Bürgerrechtlern schritten rechts die Clintons und links Obama. Alle sangen "We shall overcome". Freundschaftlich vereint im Kampf für Menschenrechte und eine bessere Zukunft für die schwarze Bevölkerung.

Doch solche Augenblicke der Gemeinsamkeit sind sonst kaum zu finden in dem gnadenlosen Rennen um die Präsidentschaft. Viele kreiden Obama an, daß er nicht einer der ihren sei, als Sohn eines Kenianers und einer weißen Amerikanerin. Darauf Obama: "Mein Großvater in Kenia war Koch, aber ihm war nicht gestattet, für Weiße zu kochen. Er arbeitete als Hausboy bei einer britischen Siedler-Familie. Die kannten nicht mal seinen Nachnamen. Klingt vertraut, was?" "Die Kämpfe der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung", sagte Obama, "hatten ihre Wirkung bis nach Afrika. Sie bewogen meinen Großvater, seinem Sohn ein besseres Leben zu bereiten. So kam mein Vater, als Junge ein Schafhirt, im Austausch nach Amerika, wo er auf einer Demonstration für Bürgerrechte meine Mutter kennenlernte."

Klingt verlockend. Doch viele Afro-Amerikaner gehen auch mit dem humanen Rat von Dr. Martin Luther King, Menschen nach ihrem Charakter zu beurteilen und nicht nach ihrer Hautfarbe, was sie gefühlsmäßig und realistisch zu den Clintons hinzieht.

"Wir wollen ehrlich sein", sagte ein Mann, Carl Galmon, 66, der von Hurrikan Katrina aus New Orleans vertrieben wurde. "Die Nation ist, glaube ich, noch nicht bereit, einen schwarzen Präsidenten zu wählen. Und mit sechs Jahren George W. Bush im Weißen Haus können wir kein Risiko eingehen und mit unserer Zukunft spielen." Bedeutet, er wählt Hillary.

Es ist wohltuend, die Demokraten über jene Themen, die die Freiheit und die Zukunft der Bürger betreffen und nicht zuletzt den Irak-Krieg, so real und sachgemäß argumentieren zu sehen. Es wirkt wie ein hoffnungsvoller Schritt in die Zukunft. Während die Republikaner, geschockt über den Verlust von Repräsentantenhaus und Senat und die immer tiefer purzelnde Bewertung für Präsident Bush (kaum 30 Prozent), im Eilschritt in die Vergangenheit zu rennen scheinen: Zu Präsident Reagan.

Bei der Debatte der zehn republikanischen Kandidaten in der Ronald Reagan-Gedenkstätte wurde der 40. amerikanische Präsident in 90 Minuten 20mal zitiert. "Wir haben die Wahl im letzten Jahr verloren, weil wir unseren Weg verloren haben", erklärte John McCain bei der Debatte. Doch in Wirklichkeit setzen die Republikaner verunsichert auf einen Konservativismus, der nicht mehr in unsere Welt zu passen scheint: Mit Nancy Reagan in der ersten Reihe - die nach dem Alzheimer-Leiden des Präsidenten für Stammzellen-Forschung eintritt - lehnte einer nach dem anderen Stammzellen-Forschung ab, vertrat ein Verbot jeglicher Abtreibung, die meisten sogar in Fällen von Vergewaltigung. Zu Ehe gleichgeschlechtlicher Partner war sowohl ein klares "Niemals" zu hören wie zu einer Legalisierung der zwölf Millionen Einwanderer und vor allem zu einem schnellen Rückzug aus dem Irak-Chaos. Kaum ein sinnvoller Vorschlag zum Umweltschutz noch für eine funktionierende Gesundheitsreform. Es ist wie "Warten auf Godot" in Form eines Retters.

Doch wer der Richtige wäre, das war der Mann an Nancy Reagans Seite, der fast soviel in der Debatte der Verzweifelten erwähnt wurde wie der "Große Manitou": Arnold Schwarzenegger. Sein unparteilicher, praktikabler, erfolgreicher Stil trägt dem kalifornischen Gouverneur und gebürtigen Österreicher Bewunderung ein. Dazu seine Vita, sein Film-Ruhm, seine High Society-Verbindungen, seine Unabhängigkeit und Souveränität. Wenn einer einen positiven Konservativismus verkörpert, dann der Terminator. Und wie gerne würde er im Weißen Haus sitzen, mit Ehefrau Maria aus dem Kennedy-Clan. Aber dazu müßte die Verfassung geändert werden, die Immigranten im Weißen Haus verbietet. Würden die Herren es befürworten, um ihrem Kollegen Schwarzenegger den Weg zu ebenen? Einer nach dem anderen stimmte mit Tom Tancredo überein: "So einschüchternd er auch sein mag, ich sage Nein."

Foto: Hillary Clinton oder Barak Obama? Selbst farbigen Demokraten fällt die Wahl schwer.


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