28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.06.07 / Die "Kings of Lichtenberg"

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-07 vom 09. Juni 2007

Die "Kings of Lichtenberg"
von Harald Fourier

Kennen Sie Doug Heffernan, den King of Queens? Ein genügsamer New Yorker Lieferwagenfahrer, der mit sich, seinem Leben und seiner Ehe total zufrieden ist. Wenn nur seine Frau Carrie nicht so ehrgeizig wäre und ihn immer wieder zu Dingen anstachelte, die er gar nicht will: die freundlichere Bedienung im Wirtshaus, den besseren Kreditvertrag und vor allem - den besseren Job. Die US-Serie ist ein Riesenquotenerfolg und läuft schon in der achten Staffel auf Kabel1.

So oder so ähnlich müssen wir uns wohl auch den anspruchslosen "Ossi"-Mann vorstellen, der sich eingerichtet hat in seiner Welt und an den Gang in den Westen, wo die Jobs sind, gar nicht denken mag. Die Frauen dagegen sind wagemutiger, suchen sich einen Partner oder eine Arbeit, häufig gleich beides, im Westen.

Als ich vergangenes Wochenende nach Bremen mußte (morgens hin, nachmittags zurück), konnte ich es mit eigenen Augen sehen: Schon auf der Hinfahrt sind mir die vielen fast ausschließlich männlichen Fans des Berliner Fußballclubs "Union" aufgefallen.

Die Anhänger dieses Ost-Berliner Clubs gelten als die "Elite unter den Hooligans" - meistens angetrunken, oftmals gewaltbereit. Nachdem ihr Verein 2:3 verloren hatte, lieferten sie sich bereits auf dem Bremer Bahnhof, der von Polizei fast so abgesichert werden mußte wie Heiligendamm, Schlägereien.

Auf der Rückfahrt über Hamburg kam ich mit zweien ins Gespräch. Beide kamen aus Ost-Berlin und waren Anfang 20. Dirk ist Maler aus Lichtenberg und träumt davon, statt wie jetzt als Auszubildender 900 Euro eines fernen Tages mal 1500 im Monat zu verdienen.

Sein Kumpel ist Hartz-IV-Empfänger, was ihn nicht daran hinderte, seine Motivation fürs Hooligandasein so zu umschreiben: "Man arbeitet die ganze Woche, dann muß man am Wochenende mal Frust ablassen." In Hamburg trennten sich unsere Wege, weil die Fußballfans sich keine Karte für den ICE leisten konnten.

Dafür saß ich dann die restliche Zeit neben Beate, die schon 1997 aus Bad Saarow in Brandenburg nach Wiesbaden und von dort nach Kiel gegangen ist. Die 28jährige arbeitet dort als Krankenschwester in einer Uniklinik. "Ich habe es nicht bereut, weggegangen zu sein, in Brandenburg gibt es doch keine Jobs", sagt sie.

Und wahrscheinlich auch keine Jungs, die sie hätte kennenlernen wollen. Sie fährt zwar zu ihrem neuen Freund nach Berlin und könnte sich auch vorstellen, in die Hauptstadt zu ziehen. Aber eines steht für sie fest: "Nach Bad Saarow gehe ich nicht mehr."


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren