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09.06.07 / Wo liegt meine Zukunft? / Viele Schulabgänger wüßten gerne, was die Berufe von Morgen sind

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-07 vom 09. Juni 2007

Wo liegt meine Zukunft?
Viele Schulabgänger wüßten gerne, was die Berufe von Morgen sind
von Rebecca Bellano

Es würde mich freuen, wenn ich bei Ihnen den Beruf des Kfz-Mechanikers erlernen könnte", so oder so ähnlich beginnen viele der Briefe, die eine große Hamburger Autohauskette jeden Tag in ihrer Post vorfindet - und das ohne eine Stellenausschreibung getätigt zu haben. 700 Initiativbewerbungen erhält das Unternehmen jährlich. Dem größten Teil der jungen Männer - denn fast alle Bewerber sind männlich - muß das Unternehmen eine Absage erteilen, ohne dabei immer gleich ein Urteil über die Qualifikation zu treffen. Es ist halt nur eben so, daß gar nicht so viele Ausbildungsplätze in dem Beruf zur Verfügung stehen.

Kfz-Mechaniker ist bei den Jungs der beliebteste Ausbildungsberuf. Die Vorstellung, auch während der Arbeitszeit ihrem Hobby, dem Rumschrauben an Autos, nachzukommen, läßt viele nach der Schule in diese berufliche Schiene streben. Bei Mädchen ist immer noch der Friseurberuf beliebt, auch wenn man bekannterweise in diesem Job keine Reichtümer anhäufen wird. Beides sind ziemlich klassische und auch zeitlose Berufe, doch wo liegen die Berufe der Zukunft?

Die Handwerkskammer Hamburg weist darauf hin, daß Prognosen immer nur eine Leitlinie bieten, in wie weit sie jedoch dann wirklich eintreffen ist fraglich. "Die Zyklen werden immer kürzer, die Veränderungen am Arbeitsmarkt sind zu rasant, um zuverlässige Voraussagen zu treffen."

Dachte man vor kurzem noch, daß Fleischer und Bäcker immer Nachwuchs ausbilden würden, so habe sich dies jetzt als Trugschluß herausgestellt. Da die Zahl der Einzelbetriebe stark zurückgegangen sei, Supermärkte und Großketten die Läden der Privatbetriebe übernommen hätten, würde deutlich weniger ausgebildet. Viele Bäckereigeschäfte bräuchten nur noch Verkaufspersonal, da die Backwaren an anderer, zentraler Stelle mit Hilfe vieler Ungelernter fertiggestellt würden. Manche Berufsbilder seien aufgrund technischer Neuerungen so schnell vom Arbeitsmarkt gefegt worden, daß außer den Betroffenen kaum jemand es gemerkt habe.

Was die Berufe der Zukunft sein könnten, kann man aus der politischen Diskussion erahnen. Alles was mit Umwelt- und Energie zu tun hat, wird voraussichtlich Zukunft haben. Dies gilt für das Baugewerbe, Elektriker, Heizungstechniker und vieles mehr. Doch auch wer sich in Nischen wagt, kann eine Zukunft haben. Aufgrund der demographischen Entwicklung würden schließlich viele altgediente Handwerker Nachfolger suchen und dann kann es sogar in aussterbenden Berufen zum Fachkräftemangel kommen. Vor allem im Handwerk sei eins wichtig: Man muß sich selbst Schwerpunkte setzen und flexibel auf den Markt reagieren. Da die überwiegende Zahl der Handwerksbetriebe klein ist, es sich häufig um Einzelkämpfer handelt, könnten sie sogar schneller auf die Bedürfnisse auf dem Markt reagieren. "Wer hätte beispielsweise gedacht, daß Fahrradreparateure eine Zukunft haben?" fragt der Pressesprecher der Hamburger Handelskammer provokant und verweist auf ein Berufsfeld, daß in den Urlaubsregionen Mecklenburg-Vorpommerns eine Wiedergeburt erlebt. Da das nördliche Bundesland gerade von Fahrradurlaubern entdeckt wird, werden hier Spezialisten gesucht.

Wer nicht bereit sei, sich früher oder später von seinem Traumberuf zu lösen, hat auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen. Auch sei es menschlich verständlich, wenn junge Menschen gerne einen Beruf erlernen würden, den sie so lange wie möglich ausüben können, allerdings gehe dies Bedürfnis an der Realität vorbei.

Daß Prognosen im Ausbildungsbereich selbst schon über einige Monate hinweg schwer sind, belegt auch die aktuelle Diskussion. Während die Bundesagentur für Arbeit meldet, daß noch 210000 Ausbildungsplätze fehlten, mahnen Handwerks- sowie Industrie- und Handelskammern vor Panikmache. Da bei weitem nicht jeder Ausbildungsvertrag sofort bei der Bundesagentur gemeldet würde, gebe es erst im Spätsommer verläßliche Zahlen. Vor Ort würden die Kammern steigende Ausbildungsbereitschaft feststellen, in einigen Regionen sogar ein Plus von 50 Prozent verzeichnen. Ein Grund hierfür dürfte die gute Konjunktur sein, die nun auch kleinere Betriebe spüren. Ein anderer dürfte die Erkenntnis sein, daß der Nachwuchs herangezogen werden muß, da den ersten Betrieben qualifiziertes Personal fehlt. Positiv sei auch, daß viele der Altbewerber, junge Leute, die im Jahr zuvor leer ausgegangen sind und staatlich geförderte Praktika besucht haben, jetzt eine Stelle fänden. Jeder zweite der an die Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Lehrverträge sei mit einem Altbewerber abgeschlossen worden.

 

Zeitzeugen

Udo Walz - Gleich nach der Friseurlehre frisierte er bereits Marlene Dietrich und Romy Schneider. Der 63jährige besitzt heute sechs Friseursalons. Zu seinen Kunden zählen etliche Hollywood-Stars und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Tim Mälzer - "Schmeckt nicht, gibt's nicht", lautet das Motto des jungen Wilden hinterm Herd. Tim Mälzer gehört zu den prominentesten Jungköchen in Deutschland. Für seine Kochsendung erhielt er die Goldene Kamera. Seine Ausbildung absolvierte der 36jährige am Hamburger Hotel Intercontinental und dem Londoner Hotel Ritz. In Hamburg gehört ihm das Restaurant "Oberhafen-Kantine", außerdem verfaßte Mälzer zwei Kochbücher, die zu Bestsellern wurden.

Michael Schumacher - Er ist Deutschlands berühmtester Kfz-Mechaniker: Michael Schumacher, der von 1986 bis 1989 eine Lehre in einem VW-Autohaus machte, erlangte jedoch nicht in seinem Beruf Weltruhm, auch wenn er als Rennfahrer und siebenmaliger Formel1-Gewinner durchaus stets dicht an seinem gelernten Beruf blieb. Sein Werdegang ist der Traum vieler Jungs, und so mancher hofft, es dem 1969 geborenen Hürther nachzumachen.

Ulrike Folkerts - Als Tatort-Kommissarin Lena Odenthal erlaubt die 1961 in Kassel geborene Schauspielerin Fernsehzuschauern einen Blick in den Polizeialltag. Und ob nun der Beruf der Schauspielerin oder der von ihr verkörperten Kommissarin, beides sind Möglichkeiten, sein Geld zu verdienen, die einen hohen Abenteuerfaktor und Vielseitigkeit vermuten lassen.

Thomas Dörflein - Der 44jährige Thomas Dörflein ist als Knuts Papa durch alle Medien der Welt gegangen. Schon immer haben viele Jugendliche davon geträumt, sich beruflich um Tiere zu kümmern, sei es nun als Tierpfleger im Zoo, Tierarzthelferin, Veterinär oder Pferdewirtin. Die Fotos von Dörflein aber, der den süßen Berliner Eisbären mit der Flasche füttert, während das Wollknäuel sich an ihn kuschelt, hat das Interesse an dem Beruf weiter erhöht.


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