24.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
09.06.07 / Im Trend: Die Privatschule / Bankrott-Erklärung an staatliche Bildungspolitik

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-07 vom 09. Juni 2007

Im Trend: Die Privatschule
Bankrott-Erklärung an staatliche Bildungspolitik
von Mario Albrecht

Kommt es jetzt zu einer Abstimmung mit den Füßen gegen das deutsche Bildungssystem? Grund genug dafür gibt es.

Pisa-Studie, Rütlischule und kein Ende, an deutschen Schulen scheint sich das kollektive Versagen von Bildungspolitik und Elternhäusern zu zementieren. Besonders in sogenannten Problemstadtteilen mit hoher Arbeitslosigkeit und hohem Ausländeranteil lassen die Leistungen von Schülern zu wünschen übrig. Gegenseitige Schuldzuweisungen von Eltern und Lehrern bringen den Nachwuchs nicht weiter und so suchen immer mehr Familien das Bildungsheil ihrer Sprößlinge in Alternativen zum staatlichen Schulsystem.

Mittlerweile geht jeder 14. der 12,3 Millionen Schülerinnen und Schüler auf eine Privatschule. Seit 1992 hat sich der Anteil der Privatschulen in Deutschland um 43,5 Prozent auf 4637 private Bildungseinrichtungen erhöht, Tendenz steigend.

Es sind ausgerechnet die klassischen Multikulti-Stadtteile, in denen Eltern sich für die Privatschule entscheiden. Den bunten Völkermix, den viele Eltern einst kulturbereichernd fanden, möchten sie ihren Kindern nicht zumuten. Noch zumal das vorschulische Bildungsniveau vieler Einwandererkinder meist kaum den Anforderungen einer Schuleinführung genügt. So wächst der Wunsch vieler Eltern, ihr Kind alternativ in anderen Stadtteilen oder in Privatschulen unterzubringen. Das Konzept der Multikulti-Schule scheint vielerorts gescheitert, da viele Migrantenkinder, besonders in sozial schwachen Gegenden, die ersten Schuljahre zur sprachlichen Bildung benötigen, anstatt mit dem regulären Lehrplan loszulegen. Deutsche Kinder bleiben da schnell auf der Strecke. Die Alternativen sind meist der Wegzug in andere Stadtteile oder die Unterbringung in privaten oder konfessionellen Schulen. Dort wird allein schon durch das zu zahlende Schulgeld eine Motivation zum Mitmachen geschaffen. Während sich im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg mit seinem hohen Ausländeranteil, dem Image des Problemstadtteils und katastrophaler Zuständen an einigen Schulen, Bildungsexperten in einer Bildungsoffensive den Kopf über die Misere im Stadtteil zerbrechen, entstehen Initiativen für bildungsnahe, engagierte Elternhäuser und somit Alternativen zum Wegzug. Offensichtlich hat die Stadt die Zeichen der Zeit erkannt. Jahrzehntelange rot-grüne Ignoranz in Sachen Bildung und Integration soll nun im Schnelldurchlauf begradigt werden. Hamburg läßt sich das Projekt "Bildungsoffensive Elbinseln" mehrere Millionen Euro kosten. Das Projekt setzt vor allem bei der Integration und der Sprachförderung von Migranten an, ein Geheimrezept, wie das bei nicht kooperationswilligen und bildungsfernen Familien aussehen soll, gibt es aber auch hier nicht. Hier wird sich weiter die Spreu vom Weizen trennen. Jüngst gab die Hamburger Diakonie bekannt, eine Privatschule in dem Stadtteil gründen zu wollen. Der Andrang von interessierten Eltern war riesig. In den Statuten ist unter anderem die Anerkennung des Religionsunterrichts durch Pastoren festgeschrieben, dennoch beteuert man, für alle offen sein zu wollen, doch die Ansage ist deutlich. Vorbild ist die katholische Bonifatiusschule, die 700 Schüler aus 30 Nationen als Grund-, Haupt- und Realschule mit Vorschulklassen und einer eigenen Kindertageseinrichtung dient. Auch hier ist ein konfessionelles Bekenntnis zu christlichen Werten Aufnahmekriterium. Das Geheimnis des Erfolges liegt hier wohl im ganzheitlichen Konzept und dem Status der Schule in freier Trägerschaft begründet.

Den Offenbarungseid in Sachen Multikulti-Schule für alle gab vor kurzem der SPD-Spitzenkandidat für die Wahlen zum Hamburger Bürgermeister, Michael Naumann. Er schlug vor, daß in jeder Klasse nicht mehr als 20 Prozent ausländische Schüler sein sollten. Naumann will durch Verteilung der Kinder auf andere Stadtteile die Klassen, die teilweise einen Ausländeranteil von 90 Prozent haben, entflechten. Wieder eine Stammtischidee am wahren Problem, der vorschulischen Betreuung und Förderung von Kindern und Eltern, vorbei.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren