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09.06.07 / Papi hat's versprochen / Unbedachte Äußerungen können durchaus beim Wort genommen werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 23-07 vom 09. Juni 2007

Papi hat's versprochen
Unbedachte Äußerungen können durchaus beim Wort genommen werden
von Werner Hassler

Was ist eigentlich los? Du bist in letzter Zeit so gereizt. Und heute ist es ganz besonders schlimm mit dir. Ist ja fast nicht zum Aushalten!" Vorwurfsvoll blickte Gisela zu ihrem Mann Wolfgang hinüber.

"Ist doch wahr", maulte dieser ungehalten zurück und knallte ziemlich geräuschvoll die Zeitung auf den Tisch. "Jetzt ist deine Mutter schon seit acht Tagen zu Besuch bei uns. Nicht, daß du meinst, ich hätte etwas gegen sie oder ihren Besuch einzuwenden. Keineswegs, aber oft mischt sie sich in Angelegenheiten ein, die sie absolut nichts angehen. Dazu ihre ständigen Bevormundungen und einige andere Dinge; sie gehen mir halt auf den Geist, verstehst du?" - "Sie meint es nicht so. Sie will doch nur unser Bestes", versuchte Gisela einzulenken. "Ich weiß, ich weiß", winkte Wolfgang unwirsch ab. "Aber trotzdem nervt sie mich damit!" - "Aber heute nachmittag hast du ja deine Ruhe vor ihr", meinte Gisela mit spöttischem Lächeln. "Du hast recht. Wo ist sie denn überhaupt?" - "In der Stadt. Sie wollte einen Schaufensterbummel machen. Jetzt, wo sie nicht da ist, was nervt dich also sonst noch?"

Wolfgang druckste herum. "Gisela, bitte, versteh mich jetzt nicht falsch. Du weißt, wie gerne ich Kinder habe. Aber schon den ganzen Tag über ist die Kinderhorde der fast gesamten Nachbarschaft hier bei uns im Haus. Sie verhalten sich zwar ruhig, machen keinen Lärm, aber wie die mich alle so erwartungsvoll anstarren. Die durchbohren mich ja förmlich. Kannst du das verstehen? Weshalb um alles in der Welt wollen sie nicht draußen spielen?"

Gisela zuckte stumm die Achseln. "Augenblick, das haben wir gleich! Sebastian!" rief Wolfgang seinen Sprößling zu sich. Sekunden später stand Sebastian erwartungsvoll vor ihm, die ganze Kinderhorde im Schlepp, die mit wachen Augen Wolfgangs Bewegungen eindringlich fixierte. Irritiert blickte Wolfgang über die Köpfe der Kinder hinweg. Dann räusperte er sich. "Sebastian, müßt ihr euch denn alle hier in der Wohnung aufhalten? Schau mal, warum spielt ihr denn nicht auf dem tollen Abenteuerspielplatz dort um die Ecke? Ist doch viel interessanter als stundenlang hier im Haus zu sein!"

"Das geht nicht, Papa!" - "Wieso geht das nicht? Ist der Spielplatz etwa geschlossen?" - "Nein, das nicht." - "Na also! Dann nichts wie hin!" ermunterte Wolfgang. "Zumal das Wetter noch so schön ist!" - "Wir möchten aber alle viel lieber hier bleiben", beharrte Sebastian. "Aber warum denn nur?"

"Weil, weil, wir möchten alle dein Kunststück sehen!" - "Wie bitte? Mein Kunststück?" wunderte sich Wolfgang. "Was um alles auf der Welt denn für ein Kunststück?" "Das du uns vor einer Woche versprochen hast!"

Wolfgang schüttelte den Kopf "Was für ein Kunststück soll ich denn vor einer Woche versprochen haben? Kannst du mir das mal bitte etwas genauer erklären?"

"Aber ja doch Papi, du hast damals gesagt, wenn Omi länger als eine Woche hier zu Besuch bleibt, würdest du die Wände hochgehen!"


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