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16.06.07 / Freie Bahn für Rüpel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-07 vom 16. Juni 2007

Freie Bahn für Rüpel
von Harald Fourier

Am Sonntag drängelten sich mal wieder die Besucher in der Neuen Nationalgalerie: Das Museum zeigt "die schönsten Franzosen, die aus New York kommen", nämlich französische Impressionisten, entliehen vom Metropolitan Museum of Art. Gezeigt werden unter anderem Werke von van Gogh, Monet und Cézanne.

Nicht jeder muß einen weiten Fußweg vom Parkplatz zum Museum zurücklegen. Ein Angestellter des Sultanats Oman hat seinen Wagen einfach auf dem Bürgersteig vor dem Museum abgestellt und ist hineinspaziert. Die Polizei kann nichts gegen den Falschparker tun. Er fährt einen Diplomatenwagen.

Im Jahr 2006 ist die Rüpelei von Botschaftsangehörigen stark angestiegen. 10179 Delikte verbuchte die Polizei. Das entspricht einem Anstieg um 48 Prozent gegenüber 2005!

Botschaftsangehörige genießen Immunität und können daher nicht verfolgt werden. Gerade die Vertreter von Staaten aus dem arabischen Raum machen gern Gebrauch von diesem Privileg. Saudi-Arabien führt die Liste der Rowdydiplomaten an, gefolgt von EU-Mitglied Griechenland, Ägypten und Iran.

Es kann mitunter gefährlich werden, wenn ein Botschaftsangehöriger volltrunken durch die Gegend saust. Vor drei Jahren raste ein Mercedes der E-Klasse einer Polizeistreife in Reinickendorf davon. Am Steuer saß kein Geringerer als Nikolai Apostoloff, der bulgarische Botschafter.

Weil er sich zunächst weigerte, seine Papiere zu zeigen, nahm ihm ein Polizist den Wagenschlüssel ab. Apostoloff holte seinen Ersatzschlüssel aus der Tasche und fuhr weiter. Doch er kam nicht weit. Bei der nächsten Begegnung kam es zu einer Rangelei mit den Polizisten. Der noch unerkannte Botschafter verletzte einen Beamten leicht. Als der Bulgare jedoch endlich seinen Ausweis zeigte, mußten die Beamten ihn fahren lassen. Später wurde Apostoloff von seinem Land abberufen.

Solche Geschichten gibt es aus allen Hauptstädten der Welt. Der US-Kolumnist Patrick Buchanan beschreibt in seiner Autobiographie ("Right from the beginning"), wie er in Washington in den 50er Jahren mit dem Sohn des irischen Botschafters unterwegs war. Dieser fuhr wie ein Berserker und rammte sogar einmal das Häuschen eines farbigen Parkhauswächters, nur weil der es gewagt hatte, ihm einen Parkplatz zu verweigern. Schon damals galten die gleichen Regeln: Er genoß Immunität und kam davon.

Diplomaten sollen Brücken schlagen zu den anderen Völkern. Beim Anblick so mancher Vertreter dieses eigentlich noblen Berufsstandes hat man Verständnis dafür, daß die Menschen des Mittelalters Zugbrücken bevorzugten, die sie zu ihrer eigenen Sicherheit jederzeit hochklappen konnten. Die Rüpel mußten dann draußen bleiben.


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