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23.06.07 / Der Halbkreis steht für den Tod / Der Entwurf für ein Bundeswehr-Ehrenmal ist gut gelungen - aber wessen soll gedacht werden?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-07 vom 23. Juni 2007

Der Halbkreis steht für den Tod
Der Entwurf für ein Bundeswehr-Ehrenmal ist gut gelungen - aber wessen soll gedacht werden?
von Markus Schleusener

Wie soll der toten Bundeswehrsoldaten in Berlin gedacht werden? Bislang drehte sich diese Frage vor allem um den Standort des geplanten Denkmals, das der zuständige Verteidigungsminister im Bendlerblock, also in seinem Hause, haben will, während verschiedene Abgeordnete sich den Gedenkort in Reichstagsnähe wünschen.

In der vergangenen Woche haben sich noch einmal zwei Befürworter der Bendlerblock-Lösung zu Wort gemeldet. So forderte der Publizist Friedrich Nowottny in einer Boulevardzeitung, daß das Denkmal dort zu bauen sei. Und auch die "Frankfurter Allgemeine" legte sich in einem Leitartikel fest, als sie über die besagten Bundestagsabgeordneten klagte: "Daß jetzt einige aus der zweiten und dritten Reihe herummäkeln, das Ehrenmal gehöre vor den Bundestag statt in den Bendlerblock, ist nur peinlich. Zu spät."

Nunmehr steht der Architektenentwurf im Rampenlicht, der für den Standort Bendlerblock erdacht worden ist. Das Denkmal würde demnach entfernt an die Unter den Linden gelegene "Neue Wache" erinnern.

Architekt Andreas Meck hat einen langgezogenen, fensterlosen Raum (40 Meter lang, zehn Meter hoch) entworfen, den der Besucher durch hohe, offene Säulen an der Längsseite betritt. Darin befindet sich ein würfelförmiges Denkmal, an dem Kränze niedergelegt werden können.

Vor dem Gebäude stehen fünf Fahnenmasten. Das ganze erscheint schlicht und angemessen. Nicht zu bombastisch, aber auch nicht wie eine Gruft.

An der Außenwand befinden sich Metallplatten, aus denen Halbkreise herausgestanzt sind. Sie sollen an die "Marken" erinnern, die jeder Soldat bei sich trägt. Stirbt er, so wird die kreisförmige Marke zerbrochen. Somit steht der Halbkreis für den Tod.

Die Frage des Zugangs hat Meck so gelöst: Das Gebäude steht zwar auf dem Gelände des Ministeriums. Es kann jedoch eine Mauer ins Innere geschoben werden, so daß der Besucher auch von der Straßenseite hineinkann.

In Bezug auf die NS-Verbrechen ist übrigens bereits ein zweites offizielles Denkmal in Vorbereitung, das an die homosexuellen Opfer erinnern soll, da das Holocaustmahnmal ausschließlich für Juden gedacht ist. Und ein Zigeunerdenkmal ist auch noch in der festen Planung.

Die USA ehren ihre Gefallenen mit gleich zwei offiziellen Denkmälern an ein und der derselben Stelle. So steht in Washington schon seit 25 Jahren einerseits das Vietnam-Denkmal in Form der in die Erde eingelassenen Marmorplatten, in denen sich der Betrachter spiegeln kann und auf denen zugleich die Namen der rund 58000 US-Soldaten stehen, die ihr Leben in diesem Krieg verloren haben.

Dies war jedoch einigen Kritikern nicht ausreichend, so daß sie wenig später ein zweites Denkmal schaffen ließen: "Die drei Soldaten". Die Bronze-Plastik zeigt lebensgroße GIs in typischer Vietnamkriegsuniform.

Während sich die Frage, wem das Washingtoner Vietnam-Denkmal gewidmet ist, klar beantworten läßt - nämlich den 58245 Gefallenen, die namentlich erwähnt werden -, ist dies in Berlin alles andere als geklärt. Soll das Mahnmal errichtet werden für alle Bundeswehrsoldaten, die im Kampfeinsatz gefallen sind? Das wären dann nicht sehr viele. Oder für solche, die bei einem Auslandseinsatz (auch ohne Kampf) ums Leben kamen? Oder für alle Bundeswehrangehörigen, die im Dienst ihr Leben verloren haben, ob im In- oder Ausland? Oder auch für getötete Diplomaten und Entwicklungshelfer. Dies wird noch heißt diskutiert. Dabei sind Fragen wie der richtige Umgang mit Soldaten, die sich aus schierer Verzweiflung selbst entleibt haben, noch nicht einmal angesprochen.

Selbst bei den im Auslandseinsatz umgekommenen Landsern mauert die Bundeswehrführung. Hier herrscht absolute Geheimniskrämerei, die einer Republik unwürdig ist. In Deutschland könnte es schon deshalb keine Namensliste geben wie in Washington, weil die Namen nicht bekanntgegeben werden und nicht einmal verläßliche Zahlenangaben über die Toten existieren.

Nächstes Jahr soll das Denkmal eingeweiht werden. Leider befriedigt der jetzt vorgelegte Architektenentwurf nur diejenigen, denen es allein um die Verpackung geht. Um den Inhalt wird noch gerungen werden müssen.


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