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23.06.07 / Das fliegende Mädchen / Autobiographie von Elly Beinhorn wiederaufgelegt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-07 vom 23. Juni 2007

Das fliegende Mädchen
Autobiographie von Elly Beinhorn wiederaufgelegt

Sie war groß gefeiert worden, die berühmte Flugpionierin Elly Beinhorn, als sie Ende Mai ihren 100. Geburtstag feiern konnte. Noch im Alter begeistert sie durch Durchhaltevermögen, ohne das sie das in ihrem Leben Erreichte nie durchgestanden hätte.

Als sie 1928 unbedingt Pilotin werden wollte, reagierten die Eltern auf den Wunsch ihres einzigen Kindes alles andere als positiv. Trotzdem setzte sich die 21jährige durch und machte ihren Flugschein - als einzige Frau unter lauter Männern. Wie vorausgesagt, erhielt sie allerdings keine Anstellung bei einer Fluglinie, und da die Arbeitgeber damals noch sehr rar gesät waren, hielt sie sich mit Kunstfliegen über Wasser. In Königsberg unter der Anleitung von Meisterflieger Ernst Udet verdiente sie sich ihre Sporen. Doch wie Udet ihr prophezeit hatte, ließ der erste Absturz der ungestümen Fliegerin nicht lange auf sich warten - nur dank eines Schutzengels überlebten sie und ihr Fluggast den Totalschaden unverletzt.

Anläßlich des 100. Geburtstag der durch ihre Weltumrundungen in den 30er Jahre bekannten Pilotin hat der Herbig-Verlag ein bereits 1977 erschienenes Buch erneut wiederaufgelegt: "Alleinflug - Mein Leben". Dieses hatte Elly Beinhorn zu ihrem 70. Geburtstag veröffentlicht, dieses Mal ist jedoch noch ein Nachwort ihres Sohnes Bernd Rosemeyer junior eingefügt.

Daß Elly Beinhorn öfter an ihre eigenen Grenzen gegangen ist, Abstürze damals zum Fliegeralltag gehörten und sie manchmal nur durch sehr viel Glück überlebt hat, erzählt die Frau, die lange Liebling der Presse war, ganz ungeniert.

"Jetzt bin ich nur noch 400 Meter hoch, der Propeller ist stehen geblieben, der Motor ist rettungslos kaputt ... Mit der rechten Fläche streife ich einen Baum, werde dadurch, weil ich keine Geschwindigkeit mehr habe, um 180 Grad herumgerissen und sitze ... auf einem Platz von vielleicht 20 Metern Länge zwischen dem letzten Baum und dem ersten kleinen See." Doch an der Grenze der Sahara trifft das "fliegende Mädchen" nur auf Eingeborene, die das Anliegen der weißen Frau nicht verstehen. Doch nach langem Betteln und Drohen - sie werde die Franzosen holen, die dann seine Herden und seine Frauen totschießen - gibt der Häuptling ihr einen Esel, der sie nach Timbuktu bringt, um Hilfe zu holen.

Die 101 dem Buch beigefügten Fotos bebildern die zahlreichen Abenteuer, die die eigenwillige Deutsche auf ihren weltweit bewunderten Flügen erlebt hat. 1936 heiratete sie dann auch noch einen der begehrtesten deutschen Junggesellen, den Rennfahrer Bernd Rosemeyer. Doch "mein Mann verunglückte am 28. Januar 1938 auf der Autobahn bei Darmstadt bei einem Weltrekordversuch mit einer Geschwindigkeit von 430 Stundenkilometern tödlich. Ich kann und möchte nicht darüber berichten." Es blieb ihr nur ihr kleiner zehnwöchiger Sohn.

Doch Elly Beinhorn machte weiter, flog 1939 unter anderem nach Indien, wo sie ein Ehepaar kennenlernte, daß der Wahl-Berlinerin im Zweiten Weltkrieg auf seinem Gut in Ostpreußen Unterschlupf gewährte. 1941 heiratete Elly Beinhorn erneut, bekam kurz darauf eine Tochter, und da der Krieg und die Kinder sie am Boden hielten, frönte sie erst in den 50er Jahren erfolgreich ihrer Leidenschaft: dem Fliegen. Rebecca Bellano

Elly Beinhorn: "Alleinflug - Mein Leben", Herbig, München 2007, geb., 381 Seiten, 19,90 Euro, Best.-Nr. 6218


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