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23.06.07 / Mit der Jugend zum Zelten in die Heimat / Dieses Jahr fand das Pfingstlager des Bundes Junges Ostpreußen in Dünhöfen bei Tolkemit, Kreis Elbing statt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-07 vom 23. Juni 2007

Mit der Jugend zum Zelten in die Heimat
Dieses Jahr fand das Pfingstlager des Bundes Junges Ostpreußen in Dünhöfen bei Tolkemit, Kreis Elbing statt
von Raphael Schmelter

Der Bund Junges Ostpreußen (BJO) - die Jugendorganisation der Landsmannschaft Ostpreußen - bemüht sich, in West- und Ostpreußen Präsenz zu zeigen. Neben dem Rückblick in die Vergangenheit der deutschen Provinz wird auch der Blick nach vorne gewagt, denn Ostpreußen lebt, auch wenn dies mitunter geleugnet wird.

Seit Anfang der 1990er Jahre pflegen die jungen Ostpreußen, über Pfingsten ein Zeltlager durchzuführen, in dem die Mitglieder wie auch Nichtmitglieder das noch reichlich vorhandene deutsche Antlitz der ostpreußischen Heimat kennen- und liebenlernen.

Viel Idealismus benötigt jedermann, der eine weite Fahrt in die ostdeutsche Heimat auf sich nimmt. Manche Teilnehmer kamen aus entferntesten Teilen Deutschlands, es gab allerdings auch junge Leute, deren Großeltern von der Vertreibung verschont geblieben sind und die als Einheimische heute noch vom Deutschtum in den Ostprovinzen zeugen.

Die ostdeutschen Wege sehen immer besser aus! Die - meistens bundesdeutschen - Gelder, die über Brüssel und Warschau in Ostbrandenburg, Pommern, West- und Ostpreußen als "EU-Fördermittel" ankommen, sorgen für zahlreiche Baustellen, die an die mitteldeutschen Bundesländer in den 90er Jahren erinnern.

Die Zelte wurden diesmal auf dem Anwesen einer deutschen Familie in Dünhöfen bei Tolkemit im Kreis Elbing aufgeschlagen.

Diese Familie hat das verwirklicht, wovon andere Landsleute im Westen nur sprechen und träumen können: Ihnen ist Anfang der 90er Jahre die Rückkehr in die Heimat gelungen! Nachdem die Kinder der dort lebenden polnischen Bauern sich geweigert hatten, die Landwirtschaft fortzuführen, mußte das Anwesen verkauft werden. Und da zwischen den ursprünglichen und den später angesiedelten Bewohnern des Hauses freundschaftliche Beziehungen herrschten, konnten die deutschen Eigentümer das Gut zurückkaufen.

Nicht nur die Menschen kehrten in die Heimat zurück: Sie brachten auch Skudden mit. Dabei handelt es sich um Schafe, die als die ursprüngliche ostpreußische Rasse gelten und nach der Flucht und Vertreibung nur noch im Westen Deutschlands gezüchtet wurden.

Kreis Elbing ist einer der sechs westpreußischen Kreise, die nach dem Versailler Diktat als Regierungsbezirk Westpreußen mit der Hauptstadt Marienwerder Ostpreußen zugeteilt wurden. Es war das erste Mal, daß sich der BJO diese Gegend für seine Erkundungen ausgesucht hat.

Den Freitag morgen verbrachten die jungen Ostpreußen im ermländischen Frauenburg, wo vor 500 Jahren Nicolaus Copernicus tätig gewesen ist. Die deutsche Nationalität des berühmten Astronomen gilt unter deutschen Wissenschaftlern als umstritten. Die Polen sehen in ihm einen Landsmann und manifestieren dies in unzähligen Denkmälern, Schul- und Straßennamen. Diese Geschichtsklitterung zahlt sich für die Polen aus, denn auch immer mehr deutsche Autoren übernehmen die polnische Sichtweise. Die Tatsache, daß im Mittelalter von dem heutigen Begriff Nationalität nur schlecht gesprochen werden kann, scheint da zweitrangig zu sein.

Das erste Ziel in der früheren Bischofsstadt bildete der Turm der Burganlage, von dem man nicht nur das herrliche Frische Haff und die hervorstehende Kirche in Braunsberg erblicken konnte, sondern auch das weite Pillau, das heute ein Sperrgebiet für die russische Armee bildet. Der gotische Dom Frauenburgs beeindruckte alle durch seine architektonische Schönheit, im Copernicus-Museum konnten unter anderem historische Karten betrachtet werden. Die jungen Ostpreußen gedachten der verstorbenen und ermordeten ostpreußischen Flüchtlinge, an deren Opfer ein Gedenkstein erinnert, der vor sechs Jahren in der Nähe des Hafens errichtet wurde und eine Inschrift in deutscher und polnischer Sprache enthält.

An dem Tage standen noch Tolkemit und Cadinen auf dem Programm. Nicht ohne Schwierigkeiten gestaltete sich die Suche nach dem evangelischen Friedhof in Cadinen, der noch vor einiger Zeit verwildert mitten im Wald lag. Eine in Tolkemit ansässige polnische Geschichtslehrerin hatte sich zusammen mit ihren Schülern tatkräftig für die Restaurierung des Friedhofs eingesetzt, und die jungen Ostpreußen konnten nun die erfreulichen Ergebnisse dieses Einsatzes bewundern.

Am nächsten Tage galt es, die größte gotische Ordensburg Europas und zugleich die weltgrößte Burganlage aus Backstein zu besichtigen: die Marienburg. Mit der sehr detailreichen Führung waren alle historisch interessierten Teilnehmer mehr als zufrieden.

Wenn man an die Marienburg denkt, lernt man zu hoffen. Denn obwohl die Burg 1466 nach der Schwächung des Deutschen Ordens in polnische Hände gelangte, konnte sie 1772 nach über 300 Jahren wieder zum Vaterland zurückkehren. Den Preußen erschloß sich die Einzigartigkeit der Burg nicht sofort; sie mißbrauchten die Burganlage zunächst zu anderen Zwecken, wollten sie (wie später auch die Polen) sogar abreißen, sahen dann jedoch ziemlich schnell ein, daß dieses kulturelle Erbe zu bewahren ist. Um die Wiederherstellung der Marienburg hat sich Anfang des 20. Jahrhunderts der Oberbaurat, Konservator und Kunsthistoriker Conrad Steinbrecht verdient gemacht; auch heute noch findet er Beachtung.

Das Programm des Sonntages begann mit der Autofahrt nach Neukrug. Von dem kleinen Dorf auf der Frischen Nehrung waren es nur ein paar hundert Meter zum Ostseestrand. Ein Teil der jungen Heimatforscher vergnügte sich am Strand und im Wasser; die wanderfreudigen Teilnehmer zogen hingegen einen Spaziergang zu der Demarkationslinie vor, die die Frische Nehrung und Ostpreußen trennt.

Nach der nassen Erfrischung ging es kurz nach Kahlberg, von wo man sich weiter nach Elbing begab. In dieser Stadt mit 120000 Einwohnern entsteht ein Stadtzentrum, von dem in Westdeutschland nur geträumt werden kann. Keine Metall- oder Glaspaläste, deren Schönheit sich nicht erschließen will, sondern beeindruckende Bürgerhäuser mit den stilvollen Giebeln werden gebaut. So schafft man eine Innenstadt, die dank der Besinnung auf die Vergangenheit eine Stadt unverwechselbar macht!

Da die in Ostdeutschland verbliebenen Landsleute sich in Deutschen Vereinen zusammengeschlossen haben und selbstverständlich moralischer Unterstützung aus dem Westen bedürfen, wollte der BJO den Deutschen Verein in Elbing besuchen. Die Vorsitzende der Gesellschaft der deutschen Volksgruppe in Elbing, Hilda Christina Sucharski, schilderte die Gründung und die Aktivitäten des Vereins. Die jungen Ostpreußen interessierte neben der Gegenwart auch die Vorkriegszeit und das Schicksal der in der Heimat nach der Besetzung durch Polen verbliebenen Deutschen. Es entwickelte sich ein reger Austausch, der gewiß alle bereichert hat.

Neben den kulturellen Sehenswürdigkeiten und Treffen mit den einheimischen Deutschen genossen die jungen Ostpreußen die Lagerfeuerromantik mitten in der ost- und westpreußischen Natur. Der Besuch dieses alten deutschen Landes wurde jedem Teilnehmer zu einem Erlebnis, das wiederholt werden muß. Da Pfingsten 2008 das Ostpreußentreffen der Landsmannschaft Ostpreußen in Berlin stattfindet, kommt es zu dem nächsten Pfingstlager des Bundes Junges Ostpreußen erst wieder im Jahr 2009.

Foto: Einer der Höhepunkte: Die Jugendlichen besuchen die größte gotische Ordensburg Europas, die Marienburg.


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