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23.06.07 / Ein Name, zwei Krankheiten / Die Gesichtsrose macht sich durch rötliche Bläschen und starke Schmerzen bemerkbar

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-07 vom 23. Juni 2007

Ein Name, zwei Krankheiten
Die Gesichtsrose macht sich durch rötliche Bläschen und starke Schmerzen bemerkbar
von Kai Gerullis

Bilden sich rötliche Bläschen im Gesicht, könnte die Ursache eine sogenannte Gesichtsrose sein. Wer mit dieser Diagnose konfrontiert wird, sollte sie genau hinterfragen - denn die Bezeichnung ist nicht eindeutig. So können hinter einer Gesichtsrose gleich zwei Krankheitsbilder stecken. Egal welche Form die Ursache ist, in beiden Fällen ist eine schnelle Therapie wichtig.

"Wie der Name andeutet, spricht man in der Regel von einer Krankheit, die einer Gürtelrose ähnelt, aber im Gesicht auftritt", sagt Peter Pierchalla, Landesvorsitzender des Berufsverbands der Deutschen Dermatologen (BVDD) in Westfalen-Lippe. "Sie macht sich durch einen stechenden Schmerz im Gesicht und Bläschen bemerkbar, die dort ausschließlich in einem einzelnen Hautsegment auftreten", erläutert der Dermatologe. Auslöser ist ein Virus, der eine bestimmte Nervenbahn befällt.

Mit dem Verursacher haben viele Menschen bereits in ihrer Kindheit Kontakt gehabt. "Es klingt im ersten Moment paradox, aber eine Gesichtsrose ist die Folge einer Zweitinfektion mit dem Windpockenerreger", sagt Pierchalla. Dieses Virus schlummert manchmal jahrzehntelang im Körper und wird vom Immunsystem in Schach gehalten. "Ist die Immunabwehr geschwächt, kann eine erneute Infektion erfolgen - und diese tritt dann in Form der Gesichtsrose auf." Treten im Gesicht unerklärliche Schmerzen auf, sollte man sofort einen Arzt aufsuchen. "Die charakteristischen Bläschen bilden sich mitunter erst einige Tage später", betont Pierchalla. Jedoch ist bei einer Gesichtsrose, die durch das sogenannte Varizella-Zoster-Virus ausgelöst wurde, eine schnelle Behandlung wichtig. "Ansonsten besteht die Gefahr, daß die Schmerzen im Gesicht über viele Wochen anhalten, obwohl die eigentliche Erkrankung bereits abgeklungen ist", sagt der Mediziner. Gängige Therapie ist ein Medikament, daß die Viren bekämpft und innerhalb von wenigen Tagen unschädlich macht. "Äußerlich kann auch ein flüssiger Puder helfen", sagt Pierchalla.

Nichts mit Viren zu tun hat das sogenannte Erysipel, das ebenfalls als Gesichtsrose bezeichnet wird, wenn es am Kopf auftritt. "Dabei handelt es sich um eine bakterielle Infektion der oberen Hautschichten", erläutert Ralph von Kiedrowski, stellvertretender Landesvorsitzende des BVDD in Rheinland-Pfalz.

Die Entzündung kann sich bilden, wenn kleine Verletzungen im Gesicht wie Kratzer oder Abschürfungen in Kontakt mit sogenannten Streptokokken oder ähnlichen Erregern kommen. "Diese Bakterien sind sehr weit verbreitet", sagt von Kiedrowski. "Sie dringen über die Wunden ins lymphatische System ein und verteilen sich über die Lymphkanäle." Die Bakterien lassen die Haut anschwellen, zudem verfärbt sie sich rötlich - daher auch die Bezeichnung Gesichtsrose. "Hinzu kommt, daß die Lymphknoten dick werden, zum Teil leiden die Patienten auch unter Fieber und Unwohlsein", erläutert von Kiedrowski. In allen Fällen erwärmen sich die geröteten Stellen. Auch diese Art der Gesichtsrose wird durch ein schwaches Immunsystem begünstigt - denn im Normalfall stoppt die Körperabwehr eindringende Bakterien. "Häufig leiden deshalb Menschen mit Nierenstörungen, Diabetes oder Alkoholiker unter dieser Erkrankung", sagt von Kiedrowski. "Aber auch Streß wirkt drosselnd auf das Immunsystem und kann als zusätzlicher Faktor das Erysipel begünstigen." Um die Erreger zu bekämpfen, verschreiben Ärzte meist Antibiotika.

Wer die Behandlung verschleppt, riskiert, daß die Symptome immer wieder aufflammen. "Außerdem können sich die Bakterien über die Lymphbahnen weiter verbreiten - und unter Umständen eine Nierenentzündung oder andere Krankheiten auslösen". Bei rötlichen Schwellungen im Gesicht sollte man umgehend einen Hautarzt aufsuchen.


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