25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
30.06.07 / Die Warschauer Entgleisung / Jaroslaw Kaczynski attackiert Deutschland und blamiert damit sein Land

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-07 vom 30. Juni 2007

Die Warschauer Entgleisung
Jaroslaw Kaczynski attackiert Deutschland und blamiert damit sein Land
von Klaus Apfelbaum

Mit nur zwei Sätzen hat Polens Regierung ihren Rückhalt in der Europäischen Union ruiniert und Empörung geerntet.

Aber die deutschen Korrespondenten in Warschau hatten das Thema der Woche verpaßt. Sie hatten den Kernsatz im Radio-Interview des Warschauer Regierungschef Jaroslaw Kaczynski am letzten Dienstag entweder überhört oder gar nicht hören wollen, statt dessen eher Banales verbreitet wie: "Wir lassen nicht zu, daß Polen schlechter behandelt wird als andere Staaten."

Die entscheidende Passage im Interview des staatlichen Rundfunks, mit der Premier Kaczynski in aller Welt Empörung auslöste, hieß aber: "Wir verlangen nur das, was uns genommen wurde. Hätte Polen nicht die Jahre 1939 bis 1945 durchgemacht, wäre es heute ein Staat mit einer Bevölkerung von 66 Millionen, wenn man sich auf demographische Kriterien beruft."

Die "Financial Times" plazierte das Zitat zum Auftakt des EU-Gipfels am Donnerstag, auf dem Polen seinen Machtanspruch in der Union durchsetzen wollte.

Ob Jaroslaw Kaczynski ganz bewußt die "Historische Karte" gegen Deutschland spielen wollte oder ob er - wenig beherrscht, wie er ist - den politischen Fehler seines Lebens machte, kann er mit sich abmachen.

Jedenfalls mußte er die Lehre ziehen, daß der Versuch, Deutschland ins moralische Abseits zu drängen, nicht mehr gelingt: Mit Unverständnis und Ablehnung quittierten die europäischen Nachbarn den Tiefschlag aus Warschau.

Der luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker meinte es noch halbwegs freundlich, als er Kaczynski riet, für Polen "endlich den Sprung in die Gegenwart zu wagen".

Und weiter: "Man wird nicht glücklich, wenn man immer nur in den Rückspiegel schaut. Man verliert die Fahrtrichtung."

Auch Organisationen, die sich dem humanitären Ausgleich gewidmet haben wie die "Gesellschaft für bedrohte Völker" (GfbV), erinnerten daran, daß die Millionen jüdischen und polnischen Opfer nie vergessen oder verdrängt werden dürfen. Zugleich meinte der GfbV-Generalsekretär Tilman Zülch in einen offenen Brief an Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski, daß Vergangenheitsbewältigung und Versöhnung keine "Einbahnstraße" seien. Voraussetzung für echte Versöhnung seien die Anerkennung und die Verurteilung aller Untaten (Siehe auch Seite 8).


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren