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30.06.07 / Das Ende des Jassir Arafat / Am 11. November 2004 hinterließ der palästinensische Friedensnobelpreisträger viel Geld und diverse Ämter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-07 vom 30. Juni 2007

Das Ende des Jassir Arafat
Am 11. November 2004 hinterließ der palästinensische Friedensnobelpreisträger viel Geld und diverse Ämter
von Manuel Ruoff

Nachdem Jassir Arafats Gesundheitszustand schon in den Jahren zuvor immer wieder Anlaß zu Spekulationen gegeben hatte, machte ihm schließlich im Herbst 2004 eine Entzündung seines Verdauungstraktes das Essen unmöglich. Nach einer Woche erzwungenen Fastens, in der Nacht zum 28. Oktober 2004, verschlechterte sich sein Zustand abermals. Am folgenden Tag wurde er mit einem Flugzeug der französischen Armee zur Behandlung in ein Militärkrankenhaus bei Paris gebracht, nachdem Israel das zu diesem Zeitpunkt bereits seit drei Jahren bestehende Reiseverbot aufgehoben und zugesichert hatte, einer Rückkehr nach einer eventuellen Genesung nicht im Wege zu stehen.

In der Klinik der Seinemetropole verschlechterte sich der Zustand des Palästinenserpräsidenten am 4. November nochmals. Er fiel ins Koma. Am 10. November versagten Nieren und Leber. Als Ergebnis des Leberversagens und der daraus resultierenden Störung der Synthese der Blutgerinnungsfaktoren kam es zu einer Gehirnblutung. Am 11. November 2004 um 3.30 Uhr (MEZ) starb die "Symbolfigur der palästinensischen Nationwerdung".

Nach Verabschiedung mit militärischen Ehren wurde der Leichnam Arafats in Begleitung der Witwe und Mutter seiner Tochter Zahwa, Suha at-Tawil, abermals mit einer französischen Militärmaschine nach Kairo geflogen. Am Flughafen der ägyptischen Hauptstadt fand am 12. November die zentrale Trauerfeier statt, an der neben Politkern aus aller Welt auch ein Unterstaatssekretär aus den Vereinigten Staaten von Amerika teilnahm.

Im Anschluß an die Zeremonie wurden die sterblichen Überreste nach Ramallah überführt. Hier wurde der Tote am frühen Nachmittag unter großer Anteilnahme der palästinensischen Bevölkerung in einem Steinsarg auf dem Gelände seines früheren Amtssitzes beigesetzt. Die Realisierung seines Wunsches, in Ost-Jerusalem am Tempelberg auf den Gelände der Al-Aksa-Moschee begraben zu werden, scheiterte an der israelischen Besatzungsmacht. Israels Justizminister Yosef Lapid rechtfertigte diese Entscheidung mit den Worten: "In Jerusalem liegen jüdische Könige begraben, keine arabischen Terroristen."

Die Ämter des Toten wurden aufgeteilt. Neuer Präsident wurde gemäß der Verfassung zumindest übergangsweise der Parlamentspräsident Rauhi Fattuh, neuer Führer der Fatah (Harakat el-tahrir el-Falastin / Bewegung zur Befreiung Palästinas) Faruk Kaddumi und neuer Chef der PLO (Palestine Liberation Organisation / Palästinensische Befreiungsorganisation) der vormalige PLO-Vize Mahmud Abbas, der als Sieger der Neuwahlen vom 9. Januar 2005 auch Fattuh im Präsidentenamt ablöste. Das politische Vermächtnis des Palästinensers hat die "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" wie folgt zusammengefaß: Für viele Menschen sei er "Symbol für die Opfer und Benachteiligten dieser Welt" gewesen, doch "seine bemerkenswerten Erfolge wurden durch seine gleichermaßen bemerkenswerten Niederlagen zunichte gemacht"; die "faszinierende und einzigartige Gestalt" werde "ein Erbe aus Haß und Zerstörung hinterlassen". Neben dem politischen Erbe hat Arafat auch ein Privatvermögen hinterlassen. Es hatte laut dem US-Wirtschaftsmagazins "Forbes" im Jahre vor seinem Tod einen Umfang von nicht weniger als 300 Millionen US-Dollar.


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