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30.06.07 / Frauen an die Macht / Frankreichs Premier Sarkozy setzt auf Afrikanerinnen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-07 vom 30. Juni 2007

Frauen an die Macht
Frankreichs Premier Sarkozy setzt auf Afrikanerinnen
von Jean-Paul Picaper

Die Auftritte der charmanten Richterin Rachida Dati waren im französischen Wahlkampf eine Sensation gewesen. Eine nordafrikanische Zuwanderin, Tochter eines marokkanischen Maurers und einer Algerierin, 1965 als zweites von zwölf Kindern geborenen, in einem Immigrantenviertel in Chalons-sur-Saône aufgewachsen, profilierte sich als Sprecherin des konservativen Präsidentschaftskandidaten Nicolas Sarkozy. Das war sie seit dem 14. Januar 2007, dem Tag von dessen Kür zum Präsidentschaftskandidaten. Kaum war Sarkozy im Mai Staatspräsident, vertraute er Frau Dati das schwierige Justizministerium an. Von hier aus setzt sie nun eine Verschärfung des Strafmaßes für minderjährige Wiederholungstäter durch. Eine heikle Aufgabe. Dabei bekennt sie sich öffentlich immer wieder zu "den Grundsätzen der Republik", einer Republik, welcher sie wie Sarkozy alles verdankt.

Niemand ist besser als sie für eine Strafmaßverschärfung geeignet, da sie selbst einem Milieu entstammt, aus dem sich viele Täter aber leider nur eine Handvoll Sozialaufsteiger rekrutieren. Rachida besuchte eine katholische Privatschule und ein Privatgymnasium. Während ihres Jura- und Volkswirtschaftsstudiums mußte sie jobben, weil die Familie arm war, bis sie als Hochbegabte ein Stipendium des Matra-Konzerns erhielt. Später arbeitete sie für Elf Aquitaine und dann für Matra Communication. Seit 2003 war sie Richterin in schwierigen Bezirken und bereitete für "Sarko" das Gesetzespaket gegen die Jungdelinquenten vor. Sie ist die erste Person aus der nordafrikanischen Immigration in einem prominenten Regierungsamt.

Als die schwarze Schönheit Rama Yade im Fernsehen am Parlamentswahlabend für Sarkozys Partei das Wort ergriff, waren die Franzosen ziemlich verblüfft. Nicht nur, weil man bei ihrem Erscheinen den Ruf "black is beautiful" nur schwer unterdrücken kann, sondern auch, weil ihre Diktion, ihre Logik und ihr politischer Instinkt, eine Perfektion erreichen, die bei Stammfranzosen selten anzutreffen ist. Die Frau hat Köpfchen, das merkt man gleich.

Ramatoulaye Yade-Zimet, wie sie eigentlich heißt, wurde 1976 in Dakar als Tochter eines senegalesischen Geschichtslehrers, Diplomaten und Beraters des Dichter-Präsidenten Léopold Sédar Senghor geboren. Ihr Vater hat sie in jungen Jahren mit der Politik vertraut gemacht, bevor sie 1987 nach Frankreich auswanderten.

Nachdem der Vater die Familie verlassen hatte, wurde sie mit ihren drei Geschwistern in dem unansehnlichen Bezirk Colombes, einem Vorort von Paris, von ihrer Mutter großgezogen. Nach dem Abitur schaffte sie das Diplom des Pariser Instituts für Politikwissenschaft und bestand eine Prüfung als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Senats. Rama Yade ist Moslem und mit Joseph Zimet, Mitglied der Sozialistischen Partei und Mitarbeiter der französischen Agentur für Entwicklungshilfe, verheiratet. Trotz ihrer Mitgliedschaft in Sarkozys Partei UMP pflegt sie unkonventionelle Stellungnahmen. Da sie in politischen Zirkeln für "aktive Minderheiten in den Medien" kämpft, wurde sie dazu berufen, an der Seite des sozialistischen aber Sarkozy-nahen Außenministers Bernard Kouchner die Francophonie und die Menschenrechte zu vertreten.

Eine weitere Zuwanderin unter den zwölf Frauen in der Regierung ist Fadela Amara, geboren 1964 wie ihre vier Schwestern und sechs Brüder in der Industriestadt Clermont-Ferrand als Tochter eines algerischen Bauarbeiters aus der Kabylei. Die den Linksradikalen Nahestehende gründete den Verein für die Befreiung moslemischer Frauen "Weder Huren noch unterworfen" (Ni putes ni soumises) nach dem brutalen Mord an dem arabischen Mädchen Sohane. Als ehemalige Gegnerin des Kandidaten Sarkozy und jetzige Anhängerin des Präsidenten, wird sie das schwierigste aller Ressorts leiten, und zwar die "Stadtpolitik", das heißt die Konfrontation mit den rebellierenden Vorstädten.


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