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30.06.07 / Alte Bäume verpflanzen / Mit einem Ortswechsel als Senior zu mehr Lebensqualität

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-07 vom 30. Juni 2007

Alte Bäume verpflanzen
Mit einem Ortswechsel als Senior zu mehr Lebensqualität
von Ulrike Steinbach

Die Enkel reisen nur einmal im Jahr an. Und das Leben am Stadtrand wird seit der Rente immer eintöniger. Außerdem ist das Haus ohne Kinder doch etwas zu groß. Auch im Alter kann man noch einmal neu starten, in eine andere Wohnung oder eine neue Stadt ziehen. Doch die Ängste und Vorbehalte sind meist größer als in jungen Jahren. "Dabei kann auch für Senioren ein Ortswechsel mit mehr Lebensqualität verbunden sein", sagt Uwe Kleinemas, Psychologe am Zentrum für Alternskulturen der Universität Bonn.

Gründe, die dagegen sprechen, gibt es allerdings viele: "Die meisten sind an Immobilien gebunden, in Vereinen und Freundeskreisen fest verwurzelt", sagt Kleinemas. Außerdem wollen viele ihren Kindern nicht zur Last fallen oder ihre Selbstständigkeit bewahren. Es gibt aber auch Gründe, die durchaus für einen Ortswechsel sprechen. Kleinemas: "Das kann eine bessere Wohnqualität in einer altersgerechten Wohnung mit besserer Infrastruktur sein, oder auch die Nähe zu den Kindern und Enkeln." Wer seine Eltern von diesem Schritt überzeugen will, sollte ihnen die Vorteile darlegen. "Man sollte ihnen vermitteln, daß der Umzug mit neuem Lebensgenuß, mehr Komfort und Freiheiten verbunden ist", erläutert der Psychologe. Das sei ratsamer als das Argument anzuführen, man könne sie dann besser pflegen. Senioren sollten so lange wie möglich ihren eigenen Haushalt führen. "Die Zeiten der klassischen Großfamilie sind vorbei. Meist kommt es zu Konflikten, wenn mehrere Generationen plötzlich unter einem Dach leben", sagt Kleinemas. Er empfiehlt, über Befürchtungen und Ängste zu sprechen: "Es sollte klar sein, wie weit man in die Privat-sphäre des anderen eindringen darf." Dennoch könnten sich die Generationen im Alltag auch gegenseitig helfen, beispielsweise bei der Kinderbetreuung, beim Einkaufen oder Kochen. Am besten sei ein Umzug, wenn er noch nicht sein muß. "Der Ortswechsel sollte als Wahlmöglichkeit gesehen werden", betont Kleinemas. Bei der Planung sollte bedacht werden, daß die Räumlichkeiten auch den Bedürfnissen der nächsten Jahre entsprechen und daß die Kosten den finanziellen Rahmen nicht sprengen. "Für viele ist die ärztliche Versorgung wichtig", berichtet Kerstin Groß von der Umzugsagentur "Step to Berlin Relocation Service", die einen speziellen Service für Senioren anbietet. Auch die Hausgemeinschaft sollte passen. "Die Nachbarn sind oft die ersten Kontaktpersonen am neuen Ort", erklärt Groß. Die Diplom-Kauffrau fragt auch ab, ob gewünschte Vereine in der Nähe sind, kümmert sich um Versicherungen, Kontenänderung und Ummeldung: "Auch das sind für ältere Menschen oft große Hürden."

"Um sich die Angst vor dem Neuen zu nehmen, sollten alte Kontakte aufrechterhalten und nicht alle Brücken abgebrochen werden", rät Uwe Kleinemas. "Der Neuanfang kann auch eine gute Möglichkeit sein, sich für neue Kommunikationsmöglichkeiten wie Handy oder Internet zu öffnen", schlägt der Wissenschaftler vor.

Den Umzug an einen neuen Ort unabhängig von der eigenen Familie sollten Senioren besonders gut vorbereiten. Beweggründe können die Sehnsucht nach der Heimat oder einem Alterssitz im Süden sein. "Dann sollte man prüfen, ob die Vorstellungen oder Erinnerungen der Realität und den heutigen Bedürfnissen entsprechen", sagt Kleinemas. Wer sich noch nicht sicher ist, sollte das neue Leben einfach in einem längeren Urlaub ausprobieren.


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