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30.06.07 / Mozart im Rosengarten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-07 vom 30. Juni 2007

Mozart im Rosengarten

Mozart und Prag - wer dächte da nicht an die Novelle Mörikes, in der Mozarts Reise in die goldene Stadt in zauberhafter Weise beschrieben wird, und wer dächte nicht an die Ouvertüre zu Don Giovanni, die in der Nacht vor der Uraufführung im Prager Ständetheater vom Meister erst komponiert worden sein soll. Auf jeden Fall: Wolfgang Amadeus Mozart fühlte sich in Prag wohler als in Wien und Salzburg, und die Prager liebten ihn. Wie da alles abgelaufen sein mochte, vor allem wie Madame Dussek und Lorenzo da Ponte, der Librettist, sich dort mit dem Komponisten arrangierten, und vieles mehr - auch Casanova tritt auf -, liest Hanns-Josef Ortheil aus seinem Buch "Die Nacht des Don Juan" im Weinkeller der Residenz vor bei Kerzenschein. Es ist ein großartiges Buch, heiter und tiefgründig zugleich, mit vielen Bezügen, eine Freude, daß die zeitgenössische deutsche Literatur ein solches Werk hervorbringt.

Mit diesen seit Jahren begehrten Veranstaltungen der "kleinen Form": Literatur, Musik, Wein, in diesem Ambiente, wird in besonderer Form der Kultursalon des Rokokoadels und des darauf folgenden Bildungsbürgertums der Romantik wieder erweckt.

Auf diese intime Veranstaltung folgte dann Würzburger Mozartfest ganz groß: Die Prager Sinfoniker unter dem Dirigenten Netopil hatten - leider nicht im Kaisersaal der Residenz, der renoviert wird - großes Programm: Auf die Ouvertüre zu Don Giovanni folgte das Cellokonzert von Dvorak, die Prager Sinfonie Mozarts und die Moldau von Smetana, der Tschechen zweite Nationalhymne.

Einer der größten Cellisten der Welt, Mischa Maisky, spielte dieses unendlich schöne Konzert voll "böhmischer" Melodik, das Dvorak, wie seine berühmte Sinfonie "Aus der Neuen Welt", während seines mehrjährigen Amerikaaufenthalts komponierte. Maisky beherrscht Lyrik und Virtuosität, Träumerei und Wildheit gleichermaßen, und so wurde sein Vortrag zu einem großen Erlebnis.

Szenenwechsel: Die Nachtmusiken im Hofgarten der Residenz haben lange Tradition im Rahmen des Mozartfestes - was Wunder bei dieser Kulisse! Wenn über Rosengarten und Residenz langsam die Nacht hereinbricht, leuchten überall Windlichter, und der gelbe Sandstein ist teils in mildes Licht getaucht, und teils geheimnisvoll dunkel. Vom 8. Juni bis 7. Juli zog das Mozart-Fest Würzburg wieder alle Register, diesmal unter dem Motto "Mozart und Prag" Sinfoniekonzerte und Solistenabende, Nachtmusiken und Mozartnächte, musikalisch-literarische Abende, viel Kammermusik und viel Gesang, weltlich und geistlich. Werner Dremel


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