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30.06.07 / Verblieben in der Heimat / Der zweite Band der Trilogie "Und die Frauen zahlen die Zeche"

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-07 vom 30. Juni 2007

Verblieben in der Heimat
Der zweite Band der Trilogie "Und die Frauen zahlen die Zeche"

Der 1931 im ostpreußischen Schmidtsdorf im Kreis Sensburg geborene Autor Gerhard Chittka, lebt heute als Pensionär in Sohlingen / Niedersachsen. Er war Lehrer und Schulleiter. Dieser zweite Band seiner Trilogie "Und die Frauen zahlen die Zeche - Fremde in der Heimat" spielt in den Jahren 1945 und 1946 in Ostpreußen unter russischer und polnischer Herrschaft. Alle Personen des Romans sind unterschiedlicher sozialer und ethnischer Herkunft. Das allein verleiht dem Handlungsgeschehen schon Spannung. Geredet und geradebrecht wird in mehreren Sprachen: Russisch, Polnisch, Deutsch und dazwischen in ostpreußischer Mundart, die Gerhard Chittka in entsprechender Schreibweise wiedergibt. Das weckt fast vergessene, erfrischende Vertrautheit. Hauptfigur ist Erhard, ein aufgeweckter Junge, der mit seiner Mutter und drei Geschwistern zur Zwangsarbeit auf ein nunmehr unter polnischer Verwaltung stehendes Gut verpflichtet wird. Die polnischen Herren fühlen sich als Besitzer und treten auch so auf. Die Deutschen hungern, die Polen füllen sich die Mägen. "Das Überleben der verbliebenen deutschen Bevölkerung in den polnisch verwalteten Gebieten wurde von Monat zu Monat schwieriger. Es gab in den Städten zwar die ersten privaten Geschäfte, aber die meisten Deutschen hatten kein Geld. Wer in einer der wenigen staatlichen Einrichtungen, wie Schulen, Behörden oder Betrieben arbeiten durfte, erhielt eine Lebensmittelkarte und einen geringen Lohn. Die Zwangsarbeiter auf den verstaatlichten Gütern wurden zwar verpflegt, aber das Essen war nach wie vor einseitig und schlecht." Der junge Erhard - das darf vermutet werden - dürfte mit dem Autor identisch sein. Bald spricht er fließend Polnisch und wird für die Gutsherrschaft unentbehrlich. Und eines Tages steht Erhards Vater Friedrich, aus englischer Kriegsgefangenschaft entlassen, vor der Tür. Er will seine Familie nach Westdeutschland holen. Von dem Administrator Adam wird er freundlich begrüßt. Als er hört, daß Friedrich gelernter Mechaniker ist, bietet er ihm Wohnung und Arbeit auf dem Hof an. Er würde sich auch dafür einsetzen, daß Erhard die polnische Schule besuchen darf. Friedrich gibt eine verhängnisvolle Antwort: "Wir sind Deutsche und wollen es auch bleiben. In unserer Heimat sind wir jetzt Fremde und deshalb gibt es für uns, nach allem, was man über die Behandlung der einheimischen Bevölkerung durch die Polen hört, keine andere Möglichkeit als die Ausreise." Adam reagiert empört. Die Ablehnung kommt ihm wie eine Brüskierung seiner Nation vor. "Ein Deutscher wagte es nach allem, was seinem Lande von dieser Nation zugefügt worden war, die Aufnahme in diesen Staat abzulehnen." Unter fadenscheinigen Gründen wird Friedrich der Spionage verdächtigt und verhaftet. Er bewährt sich als Automechaniker, der die lädierten Karossen des Militärkommandanten fahrtüchtig macht. Das spricht sich herum. Administrator Adam gelingt es, Friedrich aus der Haft freizubekommen mit der Begründung, Autos für den Gutsbetrieb zu reparieren.

Wieder wird von Friedrich erwartet, in Polen ansässig zu werden. Er und seine Familie wollen nicht. Vielleicht wäre es ihnen gelungen, heimisch zu werden. Wenn Politiker nicht störend eingreifen, könnten Polen und Deutsche zu einem friedlichen Zusammenleben finden. Doch Friedrich stellt den Ausreiseantrag, der zunächst abgelehnt und später genehmigt wird. Und so verlassen sie das polnisch gewordene Ostpreußen. Esther Knorr-Anders

Gerhard Chittka: "Und die Frauen zahlen die Zeche - Fremde in der Heimat", Schardt Verlag, Oldenburg, 250 Seiten, 14 Euro.


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