19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.07.07 / Steine, die ins Gefängnis führen / Andere Länder, andere Sitten - Was man bei Reisen ins Ausland bedenken sollte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-07 vom 14. Juli 2007

Steine, die ins Gefängnis führen
Andere Länder, andere Sitten - Was man bei Reisen ins Ausland bedenken sollte
von Matthias Weimer

Für den 17jährigen Marco Weiss aus Uelzen endeten die Osterferien an der türkischen Riviera im Gefängnis, weil er Petting mit einer 13jährigen hatte, ihre Mutter Strafanzeige stellte - ein Vorfall, der aus deutscher Sicht als Urlaubsflirt unter Teenagern bewertet wird und hier vielleicht mit einer "Ermahnung" des Schülers schnell und ohne Aufsehen beendet gewesen wäre. Nicht so in der Türkei. Marco sitzt seit etwa zwei Monaten ohne Aussicht auf ein Ende. Schadenfroh beschäftigt sich in der Türkei die ganze Öffentlichkeit mit dem Vorfall. Islamisch angehauchte Zeitungskommentatoren rufen nach harter Bestrafung der "verdorbenen, westlichen Moral".

"Andere Länder, andere Sitten" - und ein anderes Rechtsempfinden. Damit muß man überall auf der Welt rechnen. Die westlichen, freizügigen kulturellen Normen sind nicht allerorten der Maßstab dessen, was erlaubt ist.

"Besonders in Ländern, deren Gesellschaften noch von einem starken Einfluß traditioneller oder religiöser Werte geprägt sind, kann das, was wir in Deutschland als "normal" bewerten, schnell unangenehme Folgen haben", so der Berliner Rechtsanwalt Leopold v. Carlowitz gegenüber der Preußischen Allgemeinen Zeitung.

Doch nicht nur, was die "Moral" angeht, empfiehlt es sich für Reisende, lieber doppelt vorsichtig zu sein und zweimal zu überlegen: Schon ein Mitbringsel und Souvenir kann aus der Erholungsreise eine Fahrt ins Gefängnis machen. Besonders die Türkei greift hart durch. Lesen Sie einmal ein paar Beispiele, was in den vergangenen Jahren deutschen Urlaubern passierte:

Eine Amtsärztin aus Mühlheim (54) kam gleich vom Flughafen in die Haftanstalt, ebenfalls in der Türkei: Sie hatte in einem Souvenirladen die Nachbildung einer antiken Vase gekauft, aber den Kaufbeleg nicht mitgenommen! Zwei Monate dauerte es, bis der Irrtum erkannt, die Frau aus der Haft entlassen wurde.

Stefan Göttker (34) packte einen Stein ein, den sein siebenjähriger Sohn am Strand der türkischen Südküste fand - am Flughafen erkannten die Zöllner, daß es sich um ein "antikes Stück" handelt - und der Uni-Dozent aus Münster landete zwischen Mördern und Drogendealern der Haftanstalt von Antalya. Tatsächlich: Experten identifizierten den "Stein" als "Bruchstück eines griechischen Säulensockels", etwa 2000 Jahre alt! Der Mann aus Westfalen hatte Glück: Sang- und klanglos schoben ihn die türkischen Behörden nach vier Wochen ab. Die angedrohte Höchststrafe für den Schmuggel antiken Kulturgutes in der Türkei: bis zu zehn Jahren Freiheitsentzug.

Fakt ist: Vor allem für die Mittelmeerländer (Türkei, Griechenland) inklusive Nordafrika (Marokko, Tunesien, Ägypten) ist der Schmuggel von antiken Stücken ein zunehmendes Problem. Wertvolle Fundstücke wandern auf dunklen Wegen in die Hände von Privatsammlern und gehen so der Wissenschaft unwiederbringlich verloren.

Christine Senol (60), Vorsitzende vom Deutschen Hilfsverein "Die Brücke" in Istanbul, rät deswegen: "Steine sollten dort liegenbleiben, wo sie liegen. Sonst kann es dramatisch werden. Eine lächerliche, aber bedrohliche Realität für Urlauber."

Aber es gibt noch mehr Regeln, die wir im Ausland beachten sollten. Hier ein paar Tips rund um den Globus:

USA: Wer in Amerika mit dem Auto unterwegs ist, sollte gerade bei der beliebten Tour von der Ost- zur Westküste beachten, daß im Mittleren Westen (Kentucky, Indiana, Missouri) in weiten Teilen nicht nur der Konsum von Alkohol für alle Insassen eines Fahrzeuges verboten ist, sondern sogar der Transport von Alkohol in Fahrzeugen an sich. In den sogenannten "Dry Counties" ("Trockenen Landkreisen") kann schon die geschlossene Bierdose im Kofferraum auf der nächsten Sheriff-Station mit Gefängnis oder einer saftigen Geldstrafe enden.

Südamerika: Verdunkeln Sie in den Ländern Südamerikas niemals eine Scheibe im Auto - auch wenn die Sonne noch so heiß scheint! Die Polizei muß immer von außen klar ersehen können, wie viele Personen in einem Fahrzeug sitzen und braucht dafür klare Einsicht. Sonst darf sie auch ohne Warnung in ein Auto schießen!

Thailand: Eine Schweizerin wurde erst vor drei Monaten festgenommen - und sitzt immer noch, weil sie sich in einem Kneipengespräch abfällig über den König äußerte! Der König wird in Thailand wie ein Heiliger mit göttlichen Kräften verehrt - jede Beleidigung steht unter schwerer Strafe. Das geht soweit, daß es bei Androhung von Haft verboten ist, auf eine Münze mit dem Konterfei von König Buhmipol zu treten ...

Singapur: Das Ausspucken von Kaugummi auf der Straße wird dort im Wiederholungsfall sogar mit Freiheitsentzug bedroht!

Arabische Staaten: Seien Sie "demütig", was Äußerungen über Religion angeht; in einigen extremen Ländern - Iran, Syrien, Saudi Arabien, aber auch schon in einigen Landesteilen Ägyptens - können sie den Zorn der Einheimischen bei verächtlichen Äußerungen leicht auf sich ziehen, was unangenehme Folgen haben kann.

Volle Urlaubsfreuden ohne böses Erwachen genießt, wer sich schon vor Urlaubsbeginn in einem Reiseführer über kulturelle Eigenheiten informiert - oder auf der Website des Auswärtigen Amtes (www.auswaertiges-amt.de) betreffend des Urlaubslandes kurz die "besonderen Hinweise" aufruft. Auch dort gibt es wertvolle, landestypische Information.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren